Nebel
DE | FR
International
Luftfahrt

Fact oder Fake? Experte hält Rätsel um MH370-Verschwinden für gelöst

Fact oder Fake? Experte hält Rätsel um MH370-Verschwinden für gelöst

22.05.2018, 14:34
Mehr «International»

Mehr als vier Jahre ist Flug MH370 schon verschwunden. Jetzt behauptet ein Experte, das Rätsel gelöst zu haben. Demnach beging der Pilot Selbstmord und riss alle anderen mit sich – wie beim Germanwings-Absturz 2015 in Frankreich.

Das Verschwinden von Flug MH370 im März 2014 gehört zu den grössten Rätseln der Luftfahrtgeschichte – der kanadische Experte Larry Vance glaubt nun, es gelöst zu haben. Der Absturzermittler ist überzeugt davon, dass der Pilot der Malaysia Airlines das Flugzeug mit Absicht ins Meer steuerte. Demnach wäre dies ein Selbstmord, bei dem der Pilot 238 Menschen mit in den Tod riss – oder auch 238-facher Mord.

epa06576669 A girl with the letters 'MH370' painted on her cheek looks on during a remembrance ceremony to mark the fourth anniversary of the Malaysian Airlines flight MH370 plane's dis ...
Trauer am vierten Jahrestag des Absturzes.Bild: EPA/EPA

Beliebte Theorie

Der 69-Jährige vertritt seine Meinung in einem Buch, das an diesem Mittwoch in den USA erscheint: «MH370 – Mystery Solved» («MH370 - Rätsel gelöst»). Die These vom Selbstmord-Piloten gehört seit dem Verschwinden der Maschine kurz nach dem Start in Kuala Lumpur zu den beliebtesten Theorien.

Auch Vance ist schon länger Anhänger davon. Vom Zustand von Wrackteilen der Boeing 777, die nach und nach aus dem Indischen Ozean gefischt wurden, sieht er sich nun bestätigt.

Gewassert und gesunken

Die Teile – darunter eine fast 2.50 Meter lange Flügelklappe (Flaperon) – sind verhältnismässig gut erhalten. Vance schliesst deshalb aus, dass die Maschine ungesteuert mit grossem Tempo ins Meer stürzte – dann wäre sie in Millionen Teile zersplittert, die auch noch länger auf dem Wasser getrieben seien. Er kommt zu dem Schluss, dass der Pilot die Boeing einigermassen kontrolliert, fast wie bei einer normalen Landung, aufs Wasser setzte und untergehen liess.

Wenn dem so wäre, läge die Boeing vermutlich noch relativ ganz irgendwo auf dem Meeresboden. Trotz intensiver Suche fehlt vom Rumpf bislang jedoch jede Spur. Vance, ein erfahrener Ermittler, präsentierte seine Theorie bereits im australischen Fernsehen – ohne allerdings alle zu überzeugen.

Andere Fachleute werfen ihm vor, nur aus der Ferne zu ermitteln und sich die Fakten herauszupicken, die zu seiner Theorie passen. Die Maschine war auf dem Weg nach Peking mitten in der Nacht plötzlich vom Radar verschwunden.

Keine Antwort zum Motiv

Vance äussert sich auch nicht dazu, warum der Pilot Selbstmord begangen haben soll – und wenn ja, warum er zuvor noch sieben Stunden übers Meer flog. Der Kanadier meint, für die Klärung des Motivs seien andere zuständig.

Unklar ist auch, warum der Rest der Besatzung und die Passagiere stundenlang still geblieben sein sollen. Vance vermutet, dass sie bald nach dem Start starben, weil ihnen der Pilot den Sauerstoff abschnitt. Das Cockpit wird gesondert versorgt.

Chef-Ermittler widerspricht

Der Leiter der australischen Ermittlungskommission, Peter Foley von der australischen Flugsicherheitsbehörde ATSB, schloss am Dienstag bei einer Anhörung des Senats eine Selbsttötung des Piloten aus. Er bekräftigte die These von einem Absturz, bei dem der Pilot bewusstlos gewesen sei.

Nach Foleys Darstellung wäre er auch mit einer Sauerstoff-Notversorgung wegen des schnellen Druckverlusts allenfalls wenige Minuten bei Bewusstsein geblieben. «Wir haben ziemlich viele Beweise, dass am Schluss niemand mehr die Kontrolle hatte.»

Gegen die Theorie spricht, dass die Lebensumstände des Piloten Zaharie Ahmad Shah und seines Copiloten Fariq Abdul Hamid genau untersucht wurden. Demnach gibt es weder Hinweise auf Selbstmord-Gefährdung noch einen Abschiedsbrief.

Die gross angelegte Suche nach dem Wrack wurde Anfang 2017 eingestellt. In Kürze will ein privates Suchteam das Ergebnis einer eigenen Suche bekanntgeben. Bislang gibt es keine Hinweise, dass sie Erfolg hatte. (sda/dpa)

MH370

1 / 13
MH370
Am 8. März 2014 verschwand Flug MH370 der Malaysia Airlines 40 Minuten nach dem Start in Kuala Lumpur vom Radar. Seither fehlt von der Boeing 777 jede Spur.
quelle: getty images asiapac / chinafotopress
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Forscher entdecken Katastrophe am tiefsten Punkt der Erde

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Paternoster
22.05.2018 12:18registriert Oktober 2017
Bei aller Tragik, ich kann die Logik nicht ganz nachvollziehen. Klappen ausgefahren heisst ja, möglichst kontrolliert "wassern", also bei Selbstmord wär mir das ziemlich egal. Also waren sie eben drin, und daher nicht zersplittert und somit mit grösserem Tempo aufgeschlagen, das spricht ja eher für Selbstmord. Hinkeverstand...
361
Melden
Zum Kommentar
avatar
Nelson Muntz
22.05.2018 13:28registriert Juli 2017
Kann es wirklich sein, dass es auf dem Planeten schwarze Löcher gibt, die von keiner einzigen Millitärmacht überwacht werden? Mir scheint es einfach unerklärlich, dass dieser Teil vom Ozean nicht per Satelit oder Radar überwacht wird.
219
Melden
Zum Kommentar
23
So stimmten und protestierten Russinnen und Russen in 9 Ländern gegen Putin
Tausende im Ausland lebende Russinnen und Russen pilgerten am Sonntag an die Urne, um bei der Präsidentschaftswahl abzustimmen – und ihren Protest gegen Wladimir Putin kundzutun.

saw mit Material der Nachrichtenagenturen sda und dpa

Zur Story