Ein pensionierter Geophysiker hat vorgeschlagen, dass Norwegen den Finnen zu ihrem 100. Geburtstag eine Bergspitze schenkt. Seine Idee findet tausende Unterstützer – doch Bürokraten in Oslo sehen darin einen Verstoss gegen das Grundgesetz.
«Ich fand es einfach ungerecht, dass die höchste Erhebung in Finnland nicht auf einer Bergspitze liegt.» Der pensionierte Geophysiker Bjørn Geirr Harsson ist kein ausgesprochener Finnland-Fan, aber Ungerechtigkeiten kann der 75-Jährige nicht leiden.
Deshalb kam ihm die Idee, dass Norwegen seine Grenze hoch oben im Norden um 40 Meter verschiebt, damit auch die Finnen einen höchsten Berg bekommen – als Zeichen der Freundschaft sozusagen.
Der Aufstieg auf den Haltitunturi (auch Halti genannt) ist beschwerlich. Kein Baum, der Schatten spendet, kein Fluss, an dem man sich erfrischen kann. Steine und karge Felsen so weit das Auge reicht.
Wer diese Tour wagt, der sollte nicht sieben Meter vor dem Ziel enttäuscht werden, meint der Norweger. Denn auf Höhenmeter 1324 ist Finnland zu Ende. Der Gipfel liegt auf 1331 Meter – auf norwegischer Seite.
«Viele Finnen finden es schade, dass sie keinen höchsten Gipfel haben», meint der Ingenieur, der als Vermesser früher einmal die Gegend mit dem Helikopter überflogen hat. «In Norwegen haben wir den Galdhøpiggen (2469 m). Ein paar Quadratmeter vom Halti abzugeben, tut uns nicht weh. Es sind ja nur 0,01 Quadratkilometer.»
Schon vor einem Jahr schrieb Harsson in einem Brief an das Aussenministerium, die Haltispitze sei doch ein prima Geschenk zum 100. Geburtstag, den Finnland im Dezember nächsten Jahres feiert.
Doch die Antwort fiel negativ aus. Es sei nicht üblich, norwegisches Territorium zu verschenken, hiess es ein halbes Jahr später. Das Grundgesetz verbiete es, Norwegen zu teilen.
Dabei sind Gebietsanpassungen durchaus üblich, weiss der Geophysiker. So habe Norwegen in den 1970er Jahren einige Quadratmeter von Finnland bekommen, weil sich der Lauf eines Grenzflusses geändert hatte.
Bjørn Geirr Harsson hat nun in einem Brief an Regierungschefin Erna Solberg vorgeschlagen, eine Gruppe von Fachleuten auf den Halti zu schicken, die sich die Sache vor Ort einmal anschaut.
Solberg selbst sagte letzte Woche dem Fernsehsender TV2, sie habe sich noch keine Meinung gebildet, ob sie die Initiative unterstützen solle. «Aber wir sehen uns die Sache an», versprach sie.
Leiros und Harsson sind überzeugt, dass ihre Idee erfolgreich sein wird. Auch auf Facebook haben die beiden schon tausende Unterstützer. «Die Finnen lieben die Norweger für diese Idee», meint Harsson.
In vielen Teilen der Welt würden Gebiete mit Gewalt annektiert. Eine Bergspitze als Geschenk wäre doch eine schöne Geste guter Nachbarschaft. (hot/sda/dpa)