Gestern, am 21. Juni, war Sommersonnenwende. Die Tage werden ab sofort wieder kürzer. Der 21. Juni ist auch der Sommeranfang, ausser bei den Meteorologinnen und Meteorologen. Mit Spitzentemperaturen von um 30 Grad Celsius im Juni scheint der Sommer aber schon lange in der Schweiz angekommen zu sein.
Der Klimawandel verursacht seit Jahren eine Erwärmung der Erdoberfläche. Gemäss neuesten Zahlen des Climate Change Institutes der University of Maine steuern wir im Jahr 2023 auf einen weiteren Hitzerekord hin – wenn einige möglichen Phänomene auftreten.
Am offensichtlichsten äussert sich der Klimawandel in der Temperatur. Gemäss den Erkenntnissen des UNO-Weltklimarats ist es erwiesen, dass die bisherige global beobachtete Erwärmung vor allem auf den menschlichen Ausstoss von Treibhausgasen zurückzuführen ist.
Von einer «bemerkenswerten globaler Erwärmung» im Juni berichtet nun Copernicus, das Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Ein Trend, der sich fortsetzt – die sechs wärmsten Jahre wurden allesamt seit 2016 gemessen. Es sind dies die Jahre 2022, 2020, 2019, 2018, 2016 und 2017.
2023 ist auf gutem Weg, auch auf dieser Rekordliste zu landen. Gemäss der NOAA, der National Oceanic and Atmospheric Administration, war der Mai weltweit gesehen der drittwärmste der letzten 174 Jahre. Nordamerika und Südamerika verzeichneten gar den heissesten Mai seit Beginn der Aufzeichnungen.
Auch der Juni scheint aussergewöhnlich zu werden: Die bereits gemessenen Temperaturen sind weltweit um rund 0.8 Grad Celsius höher als im Vergleich zum Juni im Jahr 1979. Die grössten Temperaturunterschiede über das ganze Jahr sehen wir zwischen 1985, dem kältesten Jahr, und 2016, dem heissesten Jahr, mit fast 0.9 Grad Celsius. Halten die hohen Temperaturen für den Rest des Jahres an, werden wir der 1-Grad-Grenze dieses Jahr wohl ziemlich nahekommen.
Die Weltorganisation für Meteorologie schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen 2023 und 2027 ein neuer Hitzerekord aufgezeichnet wird, auf 98 Prozent. In einem Bericht vom Mai schätzen Klimaexpertinnen und -experten die Wahrscheinlichkeit, dass bis 2027 der globale Temperaturdurchschnitt die vorindustriellen Werte um mehr als 1,5 °C übersteigt, auf 66 Prozent.
Die historisch hohen gemessenen Temperaturen im Jahr 2023 sind ein schlechtes Zeichen. Expertinnen und Experten warnen vor dem Auftreten eines El Niños im späteren Verlauf des Jahres. Das Wetterphänomen könnte 2023 zum heissesten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen machen.
Die Schweiz ist im internationalen Vergleich keine Ausnahme. Die Winter werden wärmer, die Sommer werden heisser. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1864 ist die durchschnittliche Temperatur in der Schweiz um mehr als 4 Grad Celsius angestiegen. Natürlich war es nicht immer so – im Juni 1871 lag die Durchschnittstemperatur gerade mal bei 7,26 Grad. Das kälteste Jahr seit Beginn der Messung war 1879, mit einer durchschnittlichen Temperatur von knapp 2,8 Grad Celsius.
Im Vergleich zum letzten Jahr war der Frühling 2023 knapp ein Grad kühler. Im Juni ist aber eine Annäherung an den Temperaturdurchschnitt von 2022 zu erwarten.
Ob 2023 nun das heisseste Jahr der Geschichte wird oder nicht, bleibt abzuwarten. Allerdings wird es mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder zu den Spitzenreitern gehören. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen warnen, dass die globale Erwärmung sich erst dann verlangsamen wird, wenn die Treibhausgasemissionen radikal reduziert werden.
Bowl of Cherries
Das heisseste Jahr, die heisseste je gemessene Temperatur, der trockenste Sommer, der grösste Waldbrand, die längste Dürre und die meisten verschwunden Seen. Dicht gefolgt von der grössten Überschwemmung, dem stärksten Hurrikan und der dümmsten Spezies, die mit offenen Augen ins Verderben läuft, weil Handeln zu kostspielig ist, zu mühsam und die Lobbyisten nein gesagt haben. Schön.
Pachyderm
Clife