Zwei Tage nach dem Autobombenanschlag in der nordirischen Stadt Derry hat die Polizei am Montag einen 50-jährigen Mann festgenommen. Vier Männer im Alter von 20 bis 42 Jahren waren bereits am Sonntag festgesetzt worden.
Nordirlands stellvertretender Polizeichef Mark Hamilton bezeichnete den mutmasslich von einer Splittergruppe der irisch-republikanischen Untergrundorganisation IRA, der sogenannten New IRA, verübten Anschlag als «den vermutlich bedeutendsten Angriff der vergangenen Jahre».
Seit langer Zeit sei kein derartiger Sprengsatz mehr in der britischen Provinz gezündet worden, sagte Hamilton der BBC. «Das ist eine Hochrisiko-Taktik.»
Die Explosion hatte sich am Samstagabend vor einem Gerichtsgebäude im Zentrum der zweitgrössten Stadt Nordirlands ereignet. Verletzt wurde niemand. Vor der Detonation war eine Bombendrohung eingegangen. Die Gegend wurde daraufhin geräumt. Hunderte Menschen wurden in Sicherheit gebracht, darunter viele Kinder.
Derweil wächst die Sorge, dass die Turbulenzen rund um den geplanten EU-Austritt Grossbritanniens militanten Gruppen in Nordirland in die Hände spielen könnten.
«Der Brexit wird zweifellos als Ausrede für Republikaner angesehen werden, um den britischen Staat mit Gewalt von der irischen Insel zu vertreiben», sagte der Mediator Michael Doherty am Montag der Nachrichtenagentur DPA.
Doherty vermittelt seit Jahrzehnten bei Konflikten zwischen Protestanten und Katholiken. Er steht dafür auch in Kontakt mit paramilitärischen Gruppen.
Die Zeitung «Irish Independent» titelte am Montag: «Bombe der Oppositionellen nährt Angst vor Rückkehr des Terrors nach dem Brexit.» Im Leitartikel des Blattes hiess es: «Vorfälle wie der Bombenanschlag in Derry erinnern uns daran, dass die Gefahr einer 'harten' oder sichtbaren Grenze wirklich eine Zielscheibe für jene stumpfen Rowdys wäre, die uns alle in unsere jüngste dunkle Vergangenheit zurück befördern wollen.»
Im Falle eines harten Brexit droht die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen der britischen Provinz Nordirland und dem EU-Mitglied Irland.
Irland will eine «harte Grenze» verhindern, auch um das Karfreitagsabkommen von 1998 zu schützen. Wesentlicher Bestandteil des Abkommens ist eine Grenze ohne Kontrollen zwischen Nordirland und Irland.
In Nordirland hatten sich jahrzehntelang irisch-katholische Nationalisten und protestantische Loyalisten bekämpft. 3500 Menschen starben in dem Konflikt. (aeg/sda/afp/dpa)