Am Dienstagnachmittag fand ein Telefonat zwischen Wladimir Putin und Donald Trump statt. Dabei verhandelten die beiden Präsidenten über die Bedingungen einer umfänglichen Waffenruhe – und das ohne die Ukraine. Eine der Schlüsselbedingungen des Kremls ist «die vollständige Einstellung der ausländischen Militärhilfe und der Bereitstellung von Geheimdienstinformationen an Kiew.»
Putin schlug auch eine einmalige 30-tägige Waffenruhe aus, zu der sich die Ukraine bereit erklärt hatte. Das einzige Zugeständnis des russischen Autokraten war, während dieser 30 Tage die Angriffe auf ukrainische Energieanlagen einzustellen. Putin spielt damit auf Zeit und den Ball zurück an die Ukraine.
Damit wird immer mehr Druck vonseiten Russlands und der USA auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgeübt. Donald Trump und sein Vizepräsident J.D. Vance haben diesen bereits Ende Februar davor gewarnt, dass er keinerlei Verhandlungsbasis mehr habe und, wenn er nicht bald auf eine Waffenruhe einlenke, auch kein Land mehr. Hinzu kommen jetzt noch die russischen Bedingungen für einen Waffenstillstand, welche die Ukraine unmöglich annehmen kann.
Aber die Zahlen von der Front zeichnen ein anderes Bild.
Die russischen Verluste sind enorm. BBC Russland rechnet mit 146'000 bis 211'000 toten russischen Soldatinnen und Soldaten. Während Tausende an der Front sterben, gewinnen die russischen Streitkräfte aber fast kein Territorium dazu. Seit dem Start der Invasion vor drei Jahren sind etwas weniger als 20 Prozent der Ukraine unter russische Kontrolle gekommen. 2024 hat Russland nur gerade 0,57 Prozent Territorium dazugewinnen können. Dafür starben nach Schätzungen im letzten Jahr fast 100'000 russische Soldaten.
Die unabhängigen russischen Medienunternehmen Mediazona und Meduza schätzen im Februar die Zahl der toten russischen Soldatinnen und Soldaten auf zwischen 170'000 bis 190'000. Sie verwenden Daten aus Nachlassregistern, um die Todesfälle, welche über der durchschnittlichen Todesrate liegen, zu berechnen.
Die Daten suggerieren, dass die Opferzahlen des russischen Militärs seit 2022 exponentiell ansteigen, von rund 20'000 im Jahr 2022 zu 50'000 im Jahr 2023 und fast 100'000 im letzten Jahr.
Im Durchschnitt sterben demnach rund 472 russische Soldatinnen und Soldaten pro Woche in der Ukraine. Während des mehr als zweistündigen Telefonats zwischen Putin und Trump am Dienstag, bei dem eigentlich über einen Waffenstillstand verhandelt werden sollte, sich die beiden Präsidenten stattdessen aber auch über ein Eishockeyspiel unterhielten, starben hochgerechnet fünf russische Soldatinnen oder Soldaten.
Zu beachten ist bei den wöchentlichen Zahlen die signifikante Dunkelziffer. Aber die Daten zeigen recht genau, wann die Kampfhandlungen am stärksten waren.
Schätzungen und Medienberichte zu Verlusten der ukrainischen Streitkräfte sind spärlicher, doch zeigen sie einen ähnlichen Trend wie auf russischer Seite – der Krieg wird jedes Jahr tödlicher. Nach einer Einschätzung des US-Geheimdiensts vom September 2024 sind seit Beginn des Krieges fast eine halbe Million ukrainische Soldatinnen und Soldaten entweder getötet oder verletzt worden.
Gemäss UAlosses liegt die Zahl der getöteten ukrainischen Streitkräfte per Ende Februar bei 71'884. Die Website stellt über Newsartikel und Posts auf den sozialen Medien eine Liste von getöteten Soldatinnen und Soldaten zusammen, welche sie verifizieren konnten.
Im September 2024 wurde ein Bericht des ukrainischen Geheimdiensts geleaked, der von mindestens 70'000 bis 80'000 toten Soldatinnen und Soldaten berichtete. Der Vorsitzende des parlamentarischen Verteidigungskomitees Roman Kostenko nannte diese Zahlen in einem Radiointerview «übertrieben» und dass sogar Zahlen von 50'000 Toten zu hoch sein könnten.
Die genaue Zahl der Toten und Verletzten lässt sich kaum verifizieren, doch helfen Medienberichte und offizielle Schätzungen von Instituten dabei, einen Einblick zu bekommen. Die ukrainische wie auch die russische Regierung geben nur spärlich «offizielle» Zahlen zu ihren Verlusten bekannt. Doch, wenn sie es tun, gilt es, diese mit viel Vorsicht zu geniessen.
Im Dezember 2024 spricht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von 43'000 toten ukrainischen Streitkräften. Signifikant weniger, als was der Geheimdienstbericht oder UAlosses und Lostarmour recherchiert haben. Selenskyj veröffentlichte diese Zahlen, kurz nachdem der noch damals nicht inaugurierte Präsident Trump auf Social Media über den «lächerlichen Verlust» von 400'000 Soldatinnen und Soldaten sprach. Trump gab keine Auskunft, von wo diese Zahl stammt.
Gleichzeitig spricht Valery Gerasimov, Chef des Generalstabs der Streitkräfte der Russischen Föderation, von mehr als einer Million getöteten oder verletzten ukrainischen Soldatinnen und Soldaten. Doppelt so viele, wie internationale, unabhängige Medienberichte, Recherchen und Schätzungen ausweisen.
Erschreckend wenige Daten gibt es zu Verlusten in der Zivilbevölkerung. Nach einem Bericht des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen vom Januar sind seit dem 24. Februar 2022, dem Beginn der Invasion, 12'605 ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten gestorben und weitere 29'178 verletzt worden.
Jetzt aber macht Trump das Desaster noch schlimmer, der russische Kriegsverbrecher Orden ist ihm sicher.