Die ersten zwei Tage von Emmanuel Macrons Staatsbesuch bei Donald Trump waren von Nettigkeiten und gegenseitigen Sympathiebekundungen geprägt. Küsschen hier, Händchenhalten da – schnell war in den Medien von einer «Bromance» die Rede, der französische Präsident avancierte zum «Trump Whisperer».
Diese Bilder zeigen, weshalb:
Dass Macron jedoch nicht nur in die Vereinigten Staaten reiste, um Donald Trump Honig um den Mund zu schmieren, wurde spätestens heute Mittwoch klar. Der Franzose hielt eine Rede vor dem US-Kongress und richtete Scharfe Worte an die Adresse Trumps.
Drei Themen betonte Macron besonders. Wobei Punkt 1 die Grundlage für die beiden weiteren Anliegen bildet.
Donald Trump ist ein Fan von bilateralen Beziehungen. Deals zwischen zwei Parteien, das mag der US-Präsident. Mit multilateralen Konstrukten kann der 71-Jährige indes wenig anfangen, auch mit der EU. Gestern meinte Trump, er würde eigentlich lieber nur mit Macron verhandeln als mit der Europäischen Union.
Im Elysée-Palast sieht man das jedoch anders. Dies machte Macron heute deutlich. «Das 21. Jahrhundert hat eine Reihe neuer Bedrohungen und neuer Herausforderungen mit sich gebracht, die sich unsere Vorfahren nie hätten vorstellen können», so der 40-Jährige. Dies erfordere mehr denn je das Engagement der Vereinigten Staaten, denn Ihre Rolle sei entscheidend gewesen für die Schaffung und Sicherung der freien Welt.
The United States were among the inventors of multilateralism. You are the ones now who have to stand up and reinvent it.https://t.co/QiFPrthSeS
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) 25. April 2018
Macron warnte die USA vor zu viel Nationalismus und Isolationismus. «Die Vereinigten Staaten haben den Multilateralismus erfunden. Sie sind diejenigen, die jetzt helfen müssen, ihn zu erhalten und neu zu erfinden.» Die Antwort auf die drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts könne man nur in Zusammenarbeit lösen.
Dann kam Macron auf den Iran-Deal zu sprechen, ebenfalls ein Abkommen zwischen mehreren Parteien. Gestern von Trump noch abschätzig als «Desaster» bezeichnet.
Macron rief Trump nun zur Vernunft auf. «Wir sollten den Deal nicht aufgeben, wenn wir nicht stattdessen etwas Substantielleres haben.» «Ihr Präsident und Ihr Land», fügte Macron hinzu, «werden Ihre eigene Verantwortung in dieser Sache übernehmen müssen.»
Bis zum 12. Mai muss sich Trump entscheiden, ob die USA die Sanktionen gegen den Iran weiterhin aussetzen werden. Entscheidet sich der US-Präsident dagegen, steigen die Vereinigten Staaten de facto aus dem Atomdeal aus.
"We should not abandon [the Iran nuclear deal] without having something substantial and more substantial instead. That is my position," French President Macron says https://t.co/qYf1rGxn0t pic.twitter.com/BUwt6Sc3OR
— CBS News (@CBSNews) 25. April 2018
Auch beim Thema Klimawandel bot Macron Trump die Stirn. Dass der US-Präsident während seiner Amtszeit das Pariser Klimaabkommen aufkündete und den Kohleabbau fördern möchte, stösst bei Macron auf wenig Verständnis.
«Wir müssen einen reibungsloseren Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft finden», sagte er. «Denn was ist der Sinn unseres Lebens, wenn wir arbeiten und leben, den Planeten zerstören und gleichzeitig die Zukunft unserer Kinder opfern?»
"By polluting the oceans, not mitigating CO2 emissions and destroying the biodiversity, we are killing our planet. Let us face it, there is no planet B," French President Macron says https://t.co/qYf1rGxn0t pic.twitter.com/KouTpu8TRq
— CBS News (@CBSNews) 25. April 2018
Weiter sagte Macron: «Ich bin sicher, eines Tages werden die USA zurückkommen und dem Pariser Abkommen beitreten.» Und: «Lasst uns dem ins Auge sehen: Es gibt keinen Planeten B.»
Der Kongress goutierte die klaren Worte mit einer Standing Ovation und einem tosenden Applaus.