Das Protokoll scheint Donald Trump komplett egal zu sein. Am Dienstag erschien der US-Präsident zu spät für seine Rede vor der UNO-Generalversammlung und referierte danach mehr als doppelt so lange wie vorgesehen.
Der Auftritt avancierte für Trump zum Albtraum. Die versammelten Machthaber der Welt lachten den US-Präsidenten aus. Etwas, das Trump noch lange verfolgen wird. Sagte der 72-Jährige in der Vergangenheit doch immer wieder, dass die USA wegen Obama ausgelacht werde. Bereits kursieren im Internet zahlreiche Memes, die ihm nun genau dies um die Ohren schlagen.
Für Trump ging es nach dem infamen Auftritt am Mittwoch weiter mit einer Sitzung im Sicherheitsrat, welcher der US-Präsident vorstand. Und auch hier brach er sämtliche Regeln. Zunächst liess er wegen einer Verspätung die Sitzungsteilnehmer 20 Minuten warten und ergriff dann sogleich das Wort. Normalerweise darf der Sitzungsvorsitzende erst am Ende sprechen.
Der US-Präsident attackierte dabei den Iran erneut scharf. Das Atomabkommen, aus dem die USA unter Trump ausgestiegen sind, bezeichnete der US-Präsident erneut als «schrecklichen, einseitigen Deal». «Sie hatten grosse Probleme, sie brauchten Bargeld und wir haben es ihnen gegeben.» Trump forderte alle Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats auf, die USA in ihrer Haltung zum Iran zu unterstützen. So weit nichts Neues.
Doch dann kam Trump auf ein Thema zu sprechen, das so wohl niemand erwartet hätte. Der US-Präsident warf China eine Einmischung bei den kommenden Midterm-Wahlen vor. «Bedauerlicherweise haben wir herausgefunden, dass China versucht hat, gegen meine Regierung bei den im November bevorstehenden Wahlen 2018 zu intervenieren», sagte Trump.
China wolle nicht, dass er gewinne, da er der erste Präsident sei, der sie in Handelskriegen herausfordere. Beweise für diese Behauptung legte der US-Präsident keine vor.
Der chinesische Aussenminister Wang Yi konnte ob der unerwarteten Attacke nur resigniert die Schulten zucken. Ratlosigkeit. Normalerweise wird im UNO-Sicherheitsrat nicht über innenpolitische Angelegenheiten gesprochen.
Die Reaktion des chinesischen Aussenministers steht sinnbildlich für die momentane Gemütslage in den Vereinten Nationen. Wie soll man mit einem US-Präsidenten umgehen, der sämtliche Gepflogenheiten mit den Füssen tritt? Auslachen, resignieren oder doch mit Argumenten zurückschlagen?
Wang Yi entschied sich dann doch auch noch für Letzteres und bezeichnete die Vorwürfe als «unberechtigt». «China hat das Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten anderer Länder immer befolgt. Wir haben uns nicht und werden uns nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischen.» (cma)