Psychologen in den Vereinigten Staaten haben ein neues Phänomen festgestellt. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump gehen in der Bevölkerung mehr Ängste um und Patienten sprechen zunehmend von einem Gefühl der Unsicherheit. Betroffen seien aber nicht nur Kritiker des Präsidenten – auch dessen Anhänger fühlen sich unwohler.
CBS News interviewte dazu mehrere Psychologen. Eine davon, Elisabeth LaMotte, sprach von einer «kollektiven Angst». Ihre Klienten leiden unter einem politischen Stress. Es herrsche eine grosse Verunsicherung über die potentielle Tragweite der Entscheidungen des Präsidenten.
Psychologen in den Vereinigten Staaten nennen diese Erscheinung «Trump Anxiety Disorder» («Trump Angststörung»). Der Begriff tauchte erstmals 2017 in einem gemeinsamen Essay der Harvard Medical School und der Yale School of Medicine auf.
Anders als bei einer generellen Angststörung beziehen sich die Symptome «spezifisch auf die Wahl von Donald Trump und das daraus resultierende gesellschaftspolitische Klima». Im Essey nennt Psychologin Jennifer Panning Kontrollverlust und Hilflosigkeit, Sorgen über das Geschehen im Land und übermässiger Zeitvertreib auf Social-Media-Plattformen als Anzeichen für die Störung.
Gegenüber CBS News führt Panning eine lesbische Patientin als Beispiel auf. Die Ernennung des konservativen Juristen Brett Kavanaugh für den Obersten Gerichtshof durch Donald Trump sei äusserst besorgniserregend – sie fürchte um die Legitimität ihrer gleichgeschlechtlichen Ehe.
Die amerikanische psychologische Gesellschaft APA stellte über die Zeitspanne vor der Präsidentschaftswahl bis Ende 2016 einen rapiden Anstieg von Angststörungen fest. 5 Prozent mehr Menschen sollen in diesen sechs Monaten psychologische Beratungen und Behandlungen in Anspruch genommen haben.
In einer Umfrage im Jahr 2017 gaben zwei Drittel der Befragten an, dass sie über die Zukunft der Nation beunruhigt seien. Die politische Besinnung spielte dabei keine Rolle. Der Anteil besorgter demokratischer Anhänger war gleich gross wie derjenige der republikanischen Befürworter.
Ein Unterschied findet sich nur in der Begründung. Republikaner argumentierten, ihre Angst werde durch die negative Berichterstattung über Donald Trump verursacht. Demokraten zeigten sich durch seine Politik und deren Auswirkungen besorgt.
To Iranian President Rouhani: NEVER, EVER THREATEN THE UNITED STATES AGAIN OR YOU WILL SUFFER CONSEQUENCES THE LIKES OF WHICH FEW THROUGHOUT HISTORY HAVE EVER SUFFERED BEFORE. WE ARE NO LONGER A COUNTRY THAT WILL STAND FOR YOUR DEMENTED WORDS OF VIOLENCE & DEATH. BE CAUTIOUS!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 23. Juli 2018
In der Öffentlichkeit hat der Hass auf Befürworter des Präsidenten zugenommen. Anhänger von Donald Trump werden oft als Rassisten beschimpft und verbal angegriffen, was weitere Ängste schürt.
Eine Trump-Wählerin sagte zu CBS News, dass ihre Unsicherheit sie an die Terroranschläge vom 11. September erinnere. Sie habe wegen ihrer politischer Gesinnung Angst, Ziel eines Angriffs zu werden.
Besonders Staatsangestellte verspüren – bedingt durch die negativen Schlagzeilen und das eigene Hinterfragen ihrer Tätigkeit – einen grossen Druck und begeben sich öfters in psychologische Behandlung. So soll es auch schon zu Scheidungen gekommen sein. In einer Familie wandten sich Kinder und Ehefrau gegen den Mann, da dieser als Beamter indirekt im Dienste des US-Präsidenten stand.
Bei einem Amtsträger löste die konstante negative Berichterstattung über das Weisse Haus sogar Depressionen aus. Er habe sich von Social Media-Plattformen abgewandt und lese keine News mehr. (vom)