Man wolle eine «kleine Zahl» existierender Atomsprengköpfe von U-Boot gestützten Langstreckenraketen umrüsten, um über eine Variante mit geringerer Sprengkraft zu verfügen, heisst es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht zur neuen Nuklearstrategie der US-Regierung. Auf lange Sicht solle zudem ein atombestückter Marschflugkörper entwickelt werden, der ebenfalls U-Boot gestützt ist.
Die Entwicklung der beiden Typen ist Teil einer ganzen Reihe von Empfehlungen des Berichts. Zentralen Raum nimmt in dem Papier die Frage ein, wie die US-Regierung auf die militärischen Strategien von Russland und China reagieren sollte.
«Während die USA die Anzahl und den Stellenwert ihrer Atomwaffen verringert haben, haben andere, darunter Russland und China, sich in die entgegengesetzte Richtung bewegt», heisst es in dem 74-seitigen Bericht. Beide Länder hätten ihren Arsenalen neue Typen hinzugefügt und würden sich zunehmend aggressiv verhalten.
Mehrere Regierungsvertreter unterstrichen bei einer Medienkonferenz am Freitag, dass die USA Atomwaffen nur unter «extremen Umständen» einsetzen würden. Man sei aber zu dem Schluss gekommen, dass man flexiblere Typen von Atomwaffen brauche, um die Strategie der Abschreckung zu untermauern.
Das Pentagon argumentiert in dem Papier, dass die strategischen Atomwaffen mit ihrem gigantischen Zerstörungspotenzial zur Abschreckung nicht reichten.
Russland setzt demnach womöglich darauf, dass die USA diese Waffen niemals einsetzen würden – da das Risiko wegen eines zu befürchtenden atomaren Gegenangriffs von ähnlicher Dimension und der damit drohenden Vernichtung von grossen Teilen der Menschheit zu hoch sei.
Durch die «Mini-Nukes» soll rivalisierenden Staaten wie Russland ihr «irregeleitetes Vertrauen» genommen werden, dass sie bei einem Einsatz ihrer eigenen kleinen Atomwaffen nicht mit einem atomaren Gegeneinsatz der USA rechnen müssten.
Damit bricht die Regierung von Präsident Donald Trump mit dem Kurs von Vorgänger Barack Obama, der die weltweite Abschaffung von Atomwaffen zum Ziel erklärt hatte.
Kritiker befürchten, dass die US-Pläne einen neuen atomaren Rüstungswettlauf in Gang setzen. Zudem weisen Experten darauf hin, dass die USA bereits Atomwaffen mit vergleichsweise begrenzter Sprengkraft in ihrem Arsenal haben. Dabei handelt es sich um die 150 B-61-Bomben, die in Europa gelagert sind.
Auch die kleinformatigen Atomwaffen haben immer noch eine enorme Sprengkraft, insofern ist die Bezeichnung «Mini-Nukes» verharmlosend. Die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki würden nach heutiger Definition als «Mini-Nukes» eingestuft werden. Sie hatten eine Sprengkraft von etwa 15 und 20 Kilotonnen. Als kleine Atomwaffen gelten heute solche mit einer Sprengkraft von bis zu 20 Kilotonnen.
Die Vereinigten Staaten haben derzeit geschätzte rund 7000 Atomsprengköpfe in ihrem Arsenal, Russland einige hundert mehr. (dwi/sda/dpa/afp)