International
Waffen

Sipri-Bericht: Der Nahe Osten rüstet auf

Der Nahe Osten rüstet auf

Bild: EPA/56 FIGHTER WING PUBLIC AFFAIRS
In den letzten fünf Jahren hat der Waffenhandel international um zehn Prozent zugenommen. Das zeigt der neuste Sipri-Bericht. Fast jede dritte Waffe ging in den Nahen Osten.
12.03.2018, 00:2812.03.2018, 07:37
Mehr «International»

Angesichts anhaltender Konflikte haben die Länder im Nahen Osten in den vergangenen fünf Jahren deutlich mehr Waffen und Rüstungsgüter importiert. Das geht aus dem neuen Bericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri hervor.

Die meisten Länder in der Region seien direkt an gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt gewesen, erklärte Sipri-Experte Pieter Wezeman. Zwar habe es in Westeuropa und Nordamerika politische Debatten darüber gegeben, weniger Waffen in die Region zu liefern. «Trotzdem bleiben die USA und europäische Staaten die Hauptexporteure.»

Renato zum lustigen Thema: Waffenexporte! Jeeee!

Video: watson/Renato Kaiser

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut verglich den weltweiten Waffenhandel der vergangenen fünf Jahre mit dem Zeitraum 2008 bis 2012. Die Staaten des Nahen Ostens hätten ihre Importe mehr als verdoppelt, erklärten die Wissenschaftler. Fast jede dritte verkaufte Waffe (32 Prozent) sei in den vergangenen fünf Jahren in diese Region gegangen.

Insgesamt wuchs der internationale Waffenhandel - also Export und Import – um zehn Prozent. Mehr Rüstungsgüter flossen neben dem Nahen Osten auch nach Asien und Ozeanien, weniger – teils wegen Wirtschaftskrisen – nach Afrika und Amerika sowie nach Europa.

Indien bleibt grösster Importeur

Grösster Waffen-Importeur blieb Indien mit einem Weltmarktanteil von 12 Prozent. «Die Spannungen zwischen Indien auf der einen Seite und Pakistan und China auf der anderen, befeuern Indiens wachsende Nachfrage nach Waffen, die sie selbst weiterhin nicht produzieren können», erklärte Sipri-Forscher Siemon Wezeman.

epa05065045 Members of the Indian Border Security Force (BSF) stand guard near the fence at the India-Pakistan International Border at Suchetgarh, about 25 Km from Jammu, the winter capital of Kashmir ...
Indien kauft 12 Prozent der Waffen weltweit.Bild: EPA/EPA

Zweitgrösster Importeur war Saudi Arabien, das seine Waffenkäufe mehr als verdreifachte, vor Ägypten, den Arabischen Emiraten und China. Die Volksrepublik fuhr ihre Importe um fast einen Fünftel zurück – laut Wezeman, weil sie zunehmend selbst Waffen produziert.

Chinas weltweite Waffenexporte nahmen daher auch deutlich um 38 Prozent zu. Das Land liefert vor allem nach Pakistan, aber auch nach Algerien und Bangladesch.

USA dominieren den Markt

Weltgrösster Waffenexporteur bleiben die USA mit einem Marktanteil von 34 Prozent. Die Vereinigten Staaten steigerten ihren Export im Vergleichszeitraum um ein Viertel und verkauften Rüstungsgüter an 98 Staaten.

Die USA nutzen Waffenhandel nach Ansicht der Friedensforscher als aussenpolitisches Instrument, um strategische Partnerschaften zu schmieden. Rund jede zweite US-Waffe ging in den Nahen Osten.

In this photo taken Wednesday, Aug. 17, 2016 U.S. Army Private Austin Lewis fires his M-4 weapon while participating in live-fire marksmanship training at Fort Jackson, S.C. While some of the Army&#03 ...
Die USA sind mit Abstand der grösste Waffenexporteur der Welt.Bild: AP/AP

Durch die Verträge, die unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama geschlossen wurden, habe die USA den höchsten Waffenexport-Stand seit den späten 90er Jahren erreicht, sagte Sipri-Expertin Aude Fleurant. «Diese Deals und weitere 2017 unterschriebene Verträge werden dafür sorgen, dass die USA in den kommenden Jahren der grösste Waffenexporteur bleiben.»

Aufrüstung wegen Russlands

Das zweitgrösste Exportland, Russland, verkaufte 7.1 Prozent weniger Waffen. Deutschland, der weltweit viertgrösste Rüstungsexporteur, fuhr seine Verkäufe um 14 Prozent zurück. In den Nahen Osten aber verkaufte Deutschland laut Sipri trotz heftiger politischer Debatten doppelt so viele Waffen wie im Vergleichszeitraum.

Die grössten fünf Exporteure, zu denen auch Frankreich und China gehören, waren zwischen 2013 und 2017 für 74 Prozent aller Waffenausfuhren zuständig.

Die Importe der europäischen Staaten sanken um 22 Prozent. Nach Ansicht der Friedensforscher werden sie in den kommenden Jahren durch zunehmende Spannungen mit Russland aber wieder steigen.

So seien 2017 Verträge über Raketenabwehrsysteme geschlossen worden, die in den kommenden Jahren geliefert würden. Auch Verträge mit US-Firmen über Kampfflugzeuge trieben die Importzahlen wieder nach oben. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Wilhelm Dingo
12.03.2018 07:29registriert Dezember 2014
Die Scheinheiligkeit der Waffenfabrikanten ist kaum zu überbieten. Dazu kommt die Scheinheiligkeit der Kriegsfinanzierer. Ganz gruselig wird es wenn Verbindungen von Rüstungsindustrie & Medien Kriegsrhetorik betreiben.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Zeyben
12.03.2018 07:47registriert November 2017
Der Titel ist suggestiv. Warum hat man nicht geschrieben „ Der Nahe Osten wird weiter aufgerüstet.“?
00
Melden
Zum Kommentar
6
Brüssel: Bundesrat Jans fordert koordiniertes Vorgehen der europäischen Länder bei Syrien

Bundesrat Beat Jans hat sich am Donnerstag in Brüssel mit Ministerinnen und Minister der EU über die Lage der syrischen Flüchtlinge in Europa ausgetauscht. Er verlangte dabei ein koordiniertes Vorgehen der europäischen Länder. Der Rat der EU beschloss zudem die vollständige Integration von Rumänien und Bulgarien in Schengen.

Zur Story