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Promi-Spirituosen und kein Ende – aber einige feine Tropfen sind dabei

Promi-Spirituosen und kein Ende – aber einige feine Tropfen sind dabei

17.11.2022, 20:0817.11.2022, 20:07
Oliver Baroni
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Jay-Z hat einen Cognac. Ryan Reynolds einen Gin. Snoop Dogg einen Wein. Mit berühmten Gesichtern lässt sich Alk verkaufen – eine Weisheit, die offenbar seit Jahr und Tag existiert.

Rex Harrison, Salvador Dali Julie London spirituosen drinks trinken retro https://menstoptens.com/home/food-drink/10-classic-celebrity-alcohol-ads
Rex Harrison, Salvador Dalí, Julie London – einen Drink gefällig?Bild: menstoptens.com

Doch in jüngster Zeit wirkt es, als hätte jeder hinterste und letzte Celeb seinen eigenen Schnaps. Und der Erfolg gibt ihnen recht.

Naja ... mal mehr, mal weniger.

Am besten klappt's jeweils, wenn die prominente Person tatsächlich eine echte Verbindung zum Produkt hat. Oder zumindest ein echtes Interesse. Dann nämlich kommt das Produkt auch gut. George Clooney, der eine eigene «Hausflasche» seines Lieblings-Tequilas für sein mexikanisches Anwesen wünschte, etwa. Der Konsument bekommt gewissermassen einen kleinen Einblick in dessen Privatleben.

Rande Gerber George Clooney Casamigos tequila https://www.casamigos.com/en-us
Rande Gerber mit Kumpel George Clooney: Sie wollten einen Tequila, den man «den ganzen Tag trinken kann, ohne einen Kater zu bekommen». 2017 verkauften sie die Marke für eine Milliarde Dollar (was Clooney technisch zum bestbezahlten Schauspieler aller Zeiten machte). Gerber und Clooney sind aber weiterhin mit der Destillerie involviert. Bild: casamigos.com

Fehlt dieser persönliche Bezug, wirkt es wie zynisches Marketingkalkül. Bei Villa One, dem Tequila von Popstar Nick Jonas und Modedesigner John Varvatos, ist der einzige nachweisbare Grund für die Einführung ihrer Marke im Grunde genommen: «Wir dachten, es wäre cool, einen Tequila-Brand zu haben».

Nick Jonas villa one tequila
Wollte auch einen eigenen Tequila: Nick Jonas.Bild: getty

Klar – jede kommerzielle Spirituosenmarke existiert letztendlich, um Geld zu verdienen. Aber im Allgemeinen gilt: Eine tiefer gehende Geschichte über die Spirituose oder die Brennerei bedeutet, dass das Produkt mit Bedacht und Sorgfalt hergestellt wurde.

Zuerst «Top Gear», danach Reise-Doks, nun Gin: James May.Video: YouTube/What Next?

Besteht keine nachvollziehbare Verbindung zwischen Werbeträger und Produkt, kann dies den Endverbraucher aktiv abschrecken. Denn die Vermutung liegt dann nahe, dass wir es hier mit Etikettenschwindel zu tun haben. Für eine Destillerie oder einen Distributor ist es ein Leichtes, die Gelegenheit zu nutzen, ihr minderwertiges Destillat neu zu verpacken und so einen ordentlichen Gewinn zu erzielen. Wir, die Verbraucher, bezahlen dann zu teure Preise für mittelmässigen Schnaps. Conor McGregors Proper No. 12 Irish Whiskey wird oft als Beispiel dafür zitiert: Gewiss nicht der schlechteste Whiskey, den es gibt. Aber man bekommt bessere für weniger Geld.

conor mcgregor proper 12 irish whiskey https://properwhiskey.com/pages/home-us
Sag' einfach dem Conor nicht, dass sein Whiskey soso-lala ist.Bild: properwhiskey.com

Ergo: Mit dem Aufpreis bezahlt man den Promi. Und das Marketing. Nicht aber die Schnapsbrenner. Wollen wir wirklich schwerreichen Celebs noch mehr Geld geben?

Die Antwort lautet: Ja, aber nur, wenn sie uns was Feines anbieten.

Matthew McConaughey
Courtesy of Wild Turkey https://www.wildturkeybourbon.com/
Matthew McConaughey mit Wild-Turkey-Master-Distiller Jimmy Russell. Bild: wildturkeybourbon.com

Clooneys Casamigos Tequila ist grossartig. Matthew McConaugheys Wild Turkey Longbranch Bourbon ebenfalls. James Gin ist genauso quirlig und spannend wie es James May selbst ist. Und Nick Offermans eigene Lagavulin-Edition ist ebenfalls super. Alle diese Produkte haben gemeinsam, dass die Namensgeber aktiv an der Kreation des Geschmackprofils beteiligt waren. Offerman selbst war an der Auswahl der Fässer beteiligt, die für den Blend verwendet wurden. Somit ist das Produkt ein echter Ausdruck seines Geschmacks und seiner Vorlieben (Vorlieben, die offenbar auch «45 Minuten lang in einem Ledersessel vor einem Kamin sitzen und Scotch trinken» umfassen, wie die ordentlich schräge Marketingkampagne offenbarte).

Für alle anderen gilt: Mit deinem Branding verkaufst du dem Kunden ein Produkt ... genau ein Mal. Danach kauft er oder sie das billigere, bessere.

Promi-Spirituosen noch und nöcher (eine gewiss unvollständige Liste):


Blend it like Beckham: Die Fussballikone ist Werbeträger für Haig Club Clubman Single Grain Scotch.

David Beckham introduces HAIG CLUB CLUBMAN - A new Single Grain Scotch Whisky from HAIG CLUB
Bild: diageo

Kate Hudson: King St. Vodka

Ryan Reynolds: Aviation Gin, ...

ryan reynolds aviation gin
Bild: aviation gin

... der unter anderem zu einer witzigen Auseinandersetzung mit James May führte:

Pink Marmalade Gin bietet eine Sophie-Ellis-Bextor-Sonderedition an. Mit der Anleitung «Drink while dancing!»

Dwayne ‹The Rock› Johnson: Teremana Tequila

Und der stärkste Mann der Welt (und «GoT»-Star) Hafþór Júlíus Björnsson wirbt für Icelandic Mountain Vodka. Der Werbeclaim: «Can you move the mountain?»

Bob Dylan's Whiskey heisst Heaven's Door. Logisch.

Jon Bon Jovi und sein Sohn Jesse haben einen Roséwein namens Hampton Water.

Drake: Virginia Black Whiskey

Und Metallica lancierten die Marke Blackened Whiskey. Ja, Metallica, deren Leadsänger James Hetfield jahrelang an Alkoholsucht und Depressionen litt.

Aber hey, die Celtic-Punk-Band The Pogues rund um Kultsänger Shane MacGowan hat einen eigenen Irish Whiskey. Weil natürlich haben sie das.

Und da wäre noch GWAR, die Catoctin Creek Ragnarök Rye anbietet.

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quelle: epa/epa / christian bruna
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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randalf
17.11.2022 21:00registriert Dezember 2018
Den Irish Whiskey den die Pogues vermarkten würde mich schon mal interessieren. Schmeckt vermutlich wie eine dreckige alte Stadt. 😉
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bodenfräse
18.11.2022 06:39registriert Februar 2022
Der einzige welcher für mich nur noch in kleiner dosis konsumierbar ist - und der sieht neben diesen braven Leuten auch richtig gut aus: Marilyn Manson ist ein großer Absinth-Liebhaber und hat sich konsequenterweise mit der Schweizer Spezial-Destillerie Matter-Luginbühl AG zusammengetan, um seinen eigenen Absinth herauszubringen. Dieser heißt Mansinthe und hat einen diabolischen Alkoholgehalt von 66,6% Vol. Weil die andern Produzenten und Produzentinnen auch genannt werden, ist das ja keine Schleichwerbung für die CH Firma :) und Marilyn kennt doch sowieso jedeR. Trotzdem vergessen?
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BoomBap
18.11.2022 01:05registriert Januar 2016
Ah jetz machen auch die Namen von den Songs Sinn. "Murder on the dancefloor" "Crying at the discotheque", der Gin von Sophie Ellis-Bextor scheint nicht so bekömmlich😂 Aber danke für die Erinnerung, die Frau hatte ich ja gar nicht mehr auf dem Schirm.

Ich möchte übrigens noch Bligg mit seinem Tannenschnapps erwähnen. Den find ich nur schon ziemlich cool, weil die Tannenäste nicht aus einem hippen Tal im Bündnerland oder Tessin kommt (nichts gegen euch da), sondern vom Staatswald Tössstock im Zürcher Oberland.😅🌲🥃
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