Heute liked man ein Bild seines Idols auf Instagram, früher hat man sich noch in ein Warenhaus begeben und hat da in einer mehr oder weniger langen Schlange geduldig darauf gewartet, bis man endlich an die Reihe kam. Einzig ein Tischchen trennte einen dann noch von der angebeteten Person, die dasass, mit einem Stapel Autogrammkarten und einem Stift in der Hand.
Simone Meier
Als sie mit acht Jahren im Einkaufscenter Liebrüti bei Kaiseraugst das Trio Eugster erwartete, hockte da bloss einer der drei Brüder aus Dübendorf, und das auch noch ziemlich schlecht gelaunt. Vielleicht war ihm der Erfolg bereits zu Kopf gestiegen. Schliesslich war dieses Schweizer Gesangstrio damals in den 70ern le dernier cri. In der Deutschschweiz immer noch weltberühmt ist ihr Roadhit-Evergreen «Oh Walesee».
Vielleicht hatte er aber auch einfach nicht so Lust auf kreischende Fan-Kinder.
«Iischtiige bitte» mit dem Trio Eugster, 1983.bild: ullstein bild Dtl.
Entmutigen liess sich Klein-Simone dadurch aber nicht. Kurz danach holte sie sich ein Autogramm von Clown Dimitri in einer Mehrzweckhalle in Möhlin. Obwohl sie Clowns hasst. Aber sie hat für das Autogramm ganz allein mit dem Abwart die ganze Halle gestuhlt. Irgendwie eine schizophrene Aktion.
Der «Alien»-Erschaffer HR Giger, 1995.Bild: ullstein bild
Tilda Swinton (an einem kalten Nachmittag im Hotel Storchen in Zürich), HR Giger (an einem schwer verregneten Abend bei ihm zuhause in Oerlikon) und Pipilotti Rist (wird nicht verraten) liegen ihr jedoch bedingungslos am Herzen. Leider hat sie sich bloss eingebildet, eine Unterschrift von Stephen King zu besitzen. Schön wär's.
Sarah Serafini
«Ich hatte mal ein Autogramm von Claudio Minder, Mister Schweiz im Jahr 2000. Da war ich 13 Jahre alt und ein mega Teenie. Ich weiss nicht mehr, wo ich das Autogramm bekommen hab, ich glaub das war in irgendeinem Einkaufszentrum im Zürcher Oberland ... wo man halt so abhängt als Teenie. Ich war auch gar nicht Fan von dem Typ, kannte ihn nicht mal. Der sass da einfach an einem Tisch rum und hat Karten mit seiner Visage drauf unterschrieben. Also hab ich mir halt auch so eine geholt. Zu Hause hab ich sie an eine Wand gepinnt und war dann doch ein wenig verliebt. Schliesslich war der ja berühmt und er hat mich voll angeguckt und so.»
Nein, nicht der vorne, das ist Tobias Rentsch aus Bern, Mister Schweiz 2001. Der leicht schockiert dreinschauende Mann im rechten Bildrand, das ist der gerade abtretende Claudio Minder. Bild: KEYSTONE
Bild: KEYSTONE
Peter Blunschi
Es war ein freier Mittwochnachmittag 1973 oder 74, der kleine Peter aus Neerach hatte im «Tages-Anzeiger» gelesen, dass die beiden «Asterix»-Väter René Goscinny und Albert Uderzo in Zürich eine Autogrammstunde geben würden. Und weil er «Asterix» liebte, seit er lesen konnte, musste er natürlich hin. Er bestürmte seine Mutter so lange, bis sie mit ihm nach Zürich fuhr. Ob es im Sommer oder im Winter, im Globus oder im Jelmoli gewesen war, weiss er nicht mehr. Nur noch, dass es gross war.
Der französische Drehbuchautor René Goscinny und der Illustrator Albert Uderzo halten eine riesige Zeichnung des Comic-Helden Asterix in der Hand, dessen neuestes Abenteuer gerade verfilmt wurde, 1967.Bild: Gamma-Keystone
Pascal Scherrer
«Ich jage seit Wochen einem Autogramm von Maurice hinterher. Für einen Arbeitskollegen einer Freundin. Ernsthaft. Haha. Er ist mega Chefsache-Fan.»
«Also meine tollste Trophäe hat wohl aufgrund späterer Ereignisse EIN BISSCHEN was an Wert eingebüsst, denn es handelt sich um ein Autogramm von …
... Bill Cosby!!!
Damals war ich ca. 10 und ein mega ‹The Cosby Show›-Fan (und er noch kein verurteilter und wieder freigelassener Sexualstraftäter). Da war das natürlich toll, als er plötzlich in Cannes in das Restaurant marschierte, in dem ich gerade mit meiner Familie sass.
Und sonst hab ich noch Thomas Helmer (Ex-Fussballer) und Reinhard Mey (‹Über den Wolken›) im Angebot. Und noch eine Reihe Basketballer aus der deutschen Bundesliga, die hier aber vermutlich niemand kennt.»
Der deutsche Liedermacher Reinhard Mey, Auftritt mit Hund, 1975.bild: united archives
Madeleine Sigrist
Kaum auf der Welt verehrte sie auch schon DJ Bobo. Madeleines Vater hatte den Bäcker aus dem Aargau (übrigens der Sohn der Tochter der Cousine von Simone Meiers Grossmutter, nur so von wegen Aargau) am Flughafen-Zoll abgefangen und ihm ein Autogramm für sein Töchterchen abgeschwatzt.
DJ Bobo an einer Modeschau, 1991.bild: ullstein bild Dtl.
Für alle Bobo-Fans da draussen, die jetzt vor Neid erblassen, man kriegt noch immer Autogramme von ihm:
DJ-Bobo-Autogramm bestellen
Sende ein an dich selbst adressiertes und frankiertes Rückantwort-Kuvert (0,85 CHF) an: Yes Music AG «Autogrammwunsch DJ BOBO» Breitenweg 6 CH-6370 Stans
Megan Silberbauer
«Ich habe ein persönliches Autogramm von Raphael Wicky zuhause. Als total fussballbegeistertes Mädchen habe ich damals die Chance genutzt und einen Freund, der von ihm beim FCB trainiert wurde, gebeten, mir eines zu besorgen. Ich war ganz aus dem Häuschen, als da sogar mein Name stand. :D»
Als man noch Pilz trug: Raphael Wicky, 1997.Bild: PA Images
Adrian Eng
Es war das Jahr, in dem die Aargauer jubelten. Das Jahr der Jahre. 1985. Als der FC Aarau den Cup gewann. Und Adrian Eng diesen Wimpel bekam, von dem er dachte, der sei nun aber wirklich sehr schmutzig. Als hätte da jemand extra draufgekritzelt, um ihn zu verunstalten.
bild: adrian eng
Nun, es wurde tatsächlich draufgekritzelt. Von der gesamten Siegermannschaft nämlich. Und ihre Autogramme wurden allesamt Opfer von Adrians Reinigungsmassnahmen.
Anna Rothenfluh
«Ich hab eins von Sven Epiney, das wurde mir allerdings aufgedrängt. Nicht von ihm natürlich, aber von einem Jungen, der dachte, er könne mich damit wahnsinnig beeindrucken. Das tat er nicht.
Aber diesem Gekritzel hier werd' ich für immer ganz viel Liebe entgegenbringen:
«Und da kommen dann noch so Ärmchen raus», war der herzige Kommentar zum Hasen vom Haas, den er aus einem Notenschlüssel herausgezaubert hat.bild: watson
Es ist nicht direkt ein Autogramm. Aber Wolf Haas – der Autor der Brenner-Krimis – hat es 2014 höchstpersönlich in mein Notizheft gemalt. Nachdem er mir ein 15-minütiges Interview gegeben hatte. Es war mein erstes Interview überhaupt. Und dann gleich mit diesem wundervollen Menschen. <3»
«Meine erste Autogramm-Erfahrung war eine prägende. Ich war 4 oder 5 Jahre alt und es gab eine Autogrammstunde mit Schweizer Natispielern. Auf ein wunderschönes Mannschaftsfoto hat – ich weiss leider nicht mehr, wer es war, auf jeden Fall ein Natispieler – unterschrieben und mir das Foto ausgehändigt. Ich habe anschliessend geweint, weil ich das Foto ohne das Kribbelkrabbel drauf wollte. Ich habe dann eine leere Autogrammkarte bekommen und zog zufrieden von dannen.
Später bin ich dann aber doch noch auf den Geschmack von Autogrammen gekommen. Erinnern kann ich mich an ein Richard-Nunez-Autogramm, welches ich im alten Hardturm nach einem Match holen ging. Eine Unterschrift habe ich auch von Stephané Chapuisat, die mir meine Mutter mal vom Restaurant nach Hause gebracht hat, als sie zufällig neben ihm gegessen hat.
Mein wertvollstes Autogramm, mit persönlicher Widmung, habe ich von Wayne Gretzky, das eine Bekannte aus Kanada für mich organisierte.»
Wayne Gretzky, 1984.Bild: AP
Tarkan Özküp
«Ich bin der Beste! Ich habe sie alle … Bette Midler, Ava Gardner, Marlene Dietrich, Rock Hudson, Doris Day, alle, was Rang und Namen hatte! Sammy Davis Jr., Dean Martin, Elizabeth Taylor bis Sylvester Stallone … Zwischen 12 und 16 Jahren habe ich aktiv gesammelt. Selbst Jörg Schneider und Ruedi Walter hab' ich. Alle Schweizer, auch einen Brief von Emil!»
Marlene Dietrich in «Seven Sinners», 1940.Bild: Hulton Archive
Und nun zu euch, liebe User, welcher (Un-)Berühmtheit seid ihr so hinterhergejagt?
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«Wir können im Stehen Pinkeln!» – watson-Männer im Privilegien-Check
Am 14. Juni gehen schweizweit tausende Frauen auf die Strasse, um für Gleichberechtigung zu kämpfen. Wir wollten von den Männern auf der Redaktion wissen, ob und wie sie sich Frauen gegenüber bevorzugt fühlen.
Lohndiskriminierung beenden, tiefe Löhne raufsetzen, Kinderbetreuung ausbauen und sexuelle Belästigung stoppen – das sind die Hauptforderungen des Organisationskomitees für den nationalen Frauenstreik am 14. Juni. Es geht den Streikenden darum, dass Männer Frauen gegenüber nicht strukturell bevorzugt oder eben Frauen strukturell benachteiligt werden.