Trumps Schatten liegt sogar auf unseren Krankenkassenprämien
Die Krankenkassenprämien steigen 2026 «nur» um 4,4 Prozent. Ob sie zufrieden sei, wurde Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider an der Medienkonferenz vom Dienstag gefragt. «Ganz klar nein», sagte die Chefin des Innendepartements. Denn selbst der «moderate» Anstieg ändert nichts daran, dass die Belastung für die Haushalte stetig zunimmt.
Die Gesundheitskosten in der Schweiz dürften dieses Jahr erstmals mehr als 100 Milliarden Franken betragen – ein unrühmlicher «Rekord». Zwar versuchte die «NZZ am Sonntag» den Eindruck zu vermitteln, die Schweizer Haushalte gäben unter dem Strich nicht mehr für Gesundheit aus als vor 20 Jahren. Doch das ist eine Milchbüechlirechnung.
Viele Prämienzahler haben den Anstieg mit einem Wechsel zu einem Hausarzt- oder Telmed-Modell sowie einer höheren Franchise abgefedert, und diese Zitrone ist irgendwann ausgepresst. Versicherte mit tiefen Einkommen leiden zudem stark unter den steigenden Kosten, räumte auch die «NZZ am Sonntag» ein. Hinzu kommt der psychologische Effekt.
Reformen haben es schwer
Die scheinbar unaufhörlich steigende Prämienlast schlägt aufs Gemüt, selbst wenn es sich um «Phantomschmerzen» handelt. Reformen aber haben es im Gesundheitswesen schwer, denn im Zweifelsfall hat sich das Stimmvolk bislang für eine möglichst optimale Versorgung entschieden. So auch letztes Jahr bei der Ablehnung der Kostenbremse-Initiative.
Immerhin wurde im letzten November die Efas-Reform angenommen. Mit ihr beteiligen sich die Kantone künftig an den ambulanten Spitalbehandlungen, die heute vollständig von den Krankenkassen und damit den Versicherten bezahlt werden. Eine Verlagerung in diesen Bereich ist erwünscht, allerdings wird die Reform erst 2028 in Kraft treten.
Trump will tiefere Preise
Wunder darf man ohnehin nicht erwarten, denn immer mehr ältere Menschen bedeuten höhere Gesundheitskosten. Einen weiteren Teuerungsschub könnte es bei den Medikamenten geben, zumindest wenn es nach der hierzulande mächtigen Pharmabranche geht. Eine zentrale Rolle spielt dabei ausgerechnet US-Präsident Donald Trump.
Er will die teilweise absurd hohen Arzneimittelpreise in den USA senken. An dieser Herausforderung und an der Lobbymacht der Industrie haben sich manche Präsidenten die Zähne ausgebissen, auch Trump in seiner ersten Amtszeit. Nun versucht er es mit der «Brechstange»: Er droht mit hohen Zöllen auf Medikamente, wenn die Preise nicht sinken.
Teure Generika
Konkret sollen die Pharmafirmen nicht mehr verlangen als in Europa, folglich müssen im Gegenzug die Preise dort steigen. Das betrifft auch die Schweiz. Novartis-Chef Vas Narasimhan liess im Interview mit der NZZ eine veritable Stinkbombe platzen, indem er erklärte, die Medikamentenpreise seien insbesondere in der Schweiz «viel zu tief».
Dabei hatte Preisüberwacher Stefan Meierhans erst im letzten November einen gegenteiligen Befund präsentiert. Demnach sind besonders Generika in der Schweiz deutlich teurer als in vergleichbaren Ländern. Bei den Originalpräparaten wiederum herrscht oft Intransparenz, weil die ausgehandelten Preise der Geheimhaltung unterstehen.
Üppige Cheflöhne
«Die Pharmabranche möchte den Prämienzahlenden höhere Medikamentenpreise aufs Auge drücken, um ihre Milliardengewinne abzusichern und Trump zu besänftigen – das ist inakzeptabel», sagte die Berner SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen gegenüber watson. Ein runder Tisch von Bundesrat, Kantonen und Industrie endete am Montag ergebnislos.
Der Frage nach höheren Preisen wichen Elisabeth Baume-Schneider und Kollege Guy Parmelin aus. Es dürfte schwierig werden, sie durchzusetzen, selbst wenn Roche und Novartis mit Wegzug drohen sollten. Das liegt nicht nur am drohenden «Prämienschock», sondern auch an den üppigen Gewinnmargen und Cheflöhnen von «Big Pharma».
Donald Trumps Powerplay aber ist eine Tatsache. Womit der US-Präsident die Schweiz nicht nur mit seinem Strafzoll piesackt. Er schafft es sogar, seinen Schatten auf die Schweizer Krankenkassenprämien zu werfen.
