Im Jahr 1860 zählte die Schweiz 3206 Gemeinden. Seither geht die Anzahl zwar ständig zurück, bis 1994 existierten aber noch immer über 3000.
In den letzten, knapp 30 Jahren wurde aber wie wild eingemeindet und fusioniert. So stehen wir 2025 bei einem (vorläufigen) Tiefpunkt von 2121 Gemeinden.
Per 1. Januar 2025 verschwanden gegenüber dem Vorjahr wieder zehn Gemeinden. Das sind die neusten «Opfer»:
In Graubünden schloss sich die Gemeinde Tschiertschen-Praden der Bündner Hauptstadt Chur an. Damit wuchs die Fläche Churs um fast 30 Quadratkilometer auf jetzt 82 Quadratkilometer. Chur schafft damit knapp den Sprung in die flächenmässig 100 grössten Gemeinden der Schweiz.
Tschiertschen und Praden fusionierten erst am 1. Januar 2009. Jetzt hat sich die Fusionsgemeinde Chur angeschlossen, welches 2020 schon Maladers und 2021 Haldenstein eingemeindet hatte.
Übrigens: Durch die Eingemeindung besteht der Kanton Graubünden jetzt aus noch genau 100 Gemeinden – acht Kantone zählen noch mehr. Die Abnahme in Graubünden verlief rasant: 2007 waren es noch mehr als das Doppelte.
Auch im Kanton Luzern kam es zu einer Eingemeindung. Honau schloss sich per 1. Januar 2025 Root an. Interessant dabei: Zwischen Honau und Root liegt die noch immer eigenständige Gemeinde Gisikon. Auf Strassen sind die beiden Dörfer der neuen Gemeinde somit nicht verbunden. Einzig ein rund 120 Meter langer Korridor in einem Wald sorgt für die direkte Verbindung der Fläche.
Im Freiburgischen wurden Auboranges, Chapelle (Glâne), Ecublens von Rue FR eingemeindet. Rund 1100 Einwohner kommen somit zur neuen Gemeinde und sorgen damit für fast eine Verdoppelung der Bewohnerinnen und Bewohner direkt an der südwestlichen Grenze zum Kanton Waadt (neu rund 2600 Einwohner).
Die neue Gemeinde mit altem Namen passt dabei auch ihr Wappen an und zeigt neu Motive aller vier Ursprungsgemeinden:
Wir haben noch eine zweite Eingemeindung im Kanton Freiburg, und zwar in der direkten Nachbarschaft. So gesellt sich Montet (Glâne) seit dem 1. Januar zu Ursy. Hier gibt's aber kein neues Wappen.
Wir bleiben noch ein letztes Mal im Kanton Freiburg. Dieses Mal gibt es aber keine Eingemeindung, sondern eine Fusion zu einer neuen Gemeinde. Aus den bisher eigenständigen Gemeinden Grolley und Ponthaux wurde neu Grolley-Ponthaux. Das hat auch ein neues Wappen zur Folge. Der Löwe stammt dabei aus dem alten Grolley-Wappen, welches am 1. Januar 2000 nach der Fusion mit Corsalettes (hatte eine Kuh im Wappen) verschwand und jetzt wieder ausgegraben wurde.
Und so sieht das neue Wappen aus:
Die Fusion hätte übrigens schon 2017 stattfinden sollen. Doch damals lehnten die Volksabstimmungen noch eine Zusammenlegung ab. Im März 2024 waren 75 Prozent (684 Personen) von Grolley für die Fusion, in Ponthaux legten gar 89 Prozent (375 Personen) ein «Oui» in die Urne.
Wir haben noch eine letzte Anpassung per 1. Januar 2025. Aus den vier Neuenburger Gemeinden Enges, Hauterive, Saint-Blaise und La Tène wird neu Laténa. 73 Prozent der rund 12'000 Einwohnerinnen und Einwohner stimmten der Fusion im November 2023 zu (in Enges waren es sagenhafte 97 Prozent). Die neue Gemeinde ist damit hinter Neuenburg (45'000), La Chaux-de-Fonds (37'000) und Val-de-Ruz (17'000) die viertgrösste im Kanton.
Der neue Name schreit natürlich auch nach einem neuen Wappen. Die vier Farben stehen für die drei grossen und eine kleine Gemeinde (Enges). Die Farben bedeuten zudem: Gold für den Himmel, Grün für die Tannen und Weinreben, Blau für den See und Weiss für die Küste.
Die ehemalige Gemeinde Enges bildet dabei eine Exklave. Nur in einem Waldstück berühren sich die beiden Gemeindeteile. Bei diesem Grenzpunkt kommen von Westen auch Neuenburg und von Osten Cressier (NE) zusammen. Der Gemeindeteil Enges ist nur über eines der beiden genannten Gemeindegebiete erreichbar.
Die oben erwähnten zehn verschwundenen Gemeinden bleiben nicht allein: 2025 sind bereits weitere Fusionen beschlossene Sache. Allesamt betreffen das Tessin. Es sind:
Der Trend zu immer weniger Gemeinden wird auch in den nächsten Jahren anhalten. Für 2026 sind diverse weitere Gemeinden in Abklärung von Eingemeindungen oder Fusionen. Auch hier betrifft es insbesondere Gemeinden in den Westschweizer Kantonen und dem Tessin. Aber auch im Aargau, Solothurn oder Zürich sind da und dort entsprechende Bestrebungen im Gang.
Nicht weiter fusioniert wird im Kanton Glarus. Nachdem der Gemeindebestand dort während Jahrzehnten bei fast 30 stand, wurden am 1. Januar 2011 aus den 25 Gemeinden noch deren 3.
Eine grössere prozentuale Abnahme von Gemeinden gab es sonst in keinem der Kantone. Nur sieben Kantone weisen noch die gleiche Anzahl Gemeinden aus wie 1960. Bei Basel-Landschaft kam es gar zu einem Zuwachs: Der Bezirk Laufen wechselte 1994 vom Kanton Bern nach Basel-Landschaft.
Und ja: Appenzell Innerrhoden hat keine Gemeinden, sondern Bezirke. Wir haben diese hier einfachheitshalber mit Gemeinden gleichgesetzt.
Blicken wir zum Schluss noch auf die aktuelle Anzahl Gemeinden. 2025 zählt die Schweiz noch deren 2121. Alleine die Kantone Bern, Waadt, Aargau und Zürich kommen zusammen fast auf die Hälfte aller Schweizer Gemeinden.