Die Leih-Scooter von Lime bringen einige Nutzer statt von A nach B ins Spital: Nach einer Serie von Unfällen hat das Tech-Unternehmen am Dienstag alle 500 E-Trottis in Zürich und Basel aus dem Verkehr gezogen.
Wegen Softwareproblemen blockierten bei 25 km/h urplötzlich die Bremsen, wie watson-Recherchen aufdeckten. Mehrere Nutzer flogen so kopfvoran auf den Asphalt. Die Folge: Gebrochener Ellbogen, ausgekugelte Schulter, Schürfwunden. «Menschen können so bei einem Unfall sterben», so ein Opfer.
Aufgrund der Berichterstattung haben sich auf der watson-Redaktion weitere Opfer gemeldet, die das identische Crash-Muster schildern.
Techniker und Software-Teams aus der Schweiz und den USA durchleuchten derzeit die 500 eingesammelten Scooter auf «Herz und Nieren», wie es Roman Balzan, Kommunikationschef von Lime Schweiz, ausdrückt. Es gibt eine erste Spur: «Nach ersten Hinweisen überprüfen wir aktuell, ob ein Software-Update die Diebstahlsicherung ausgelöst hat».
Pro Tag zählte Lime in der Schweiz bis 6000 Fahrten. Noch sei unklar, wann die E-Trottis wieder durch Zürich und Basel flitzen können. «Die Sicherheit geht vor. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir bald eine Lösung finden und Lime die Scooter wieder freigeben kann.»
Beim fehlerhaften E-Scooter handelt es sich um das Modell «Ninebot» des Herstellers Segway, das mit einer Software-Bremse ausgestattet ist. Dieser Typ wird von Lime in der Schweiz seit September eingesetzt. Ebenso ist es in Lissabon, Warschau und in Wien unterwegs. Auch dort würden die E-Scooter nun überprüft, so Balzan.
Das US-Startup wurde 2017 im Silicon Valley gegründet und expandiert seither wie wild. In den USA, Europa und Asien sind in 120 Städten über 60'000 Lime-Velos unterwegs. Dazu kommen tausende E-Trottis, die man wie die Bikes per App freischalten kann. In Zürich flitzen die flinken Scooter seit Sommer 2018 durch die Strassen, in Basel seit Herbst. Die Limmatstadt war die erste City ausserhalb der USA, in der die E-Scooter verkehrten.
Die Firma kann mit der richtig grossen Kelle anrichten: Im Juli 2018 butterten Uber und der Google-Mutterkonzern Alphabet satte 335 Millionen Dollar in die Sharing-Firma, welche mittlerweile über eine Milliarde Wert ist. Die Investoren wittern das grosse Geschäft: Denn Lime verfolgt nicht weniger als das Ziel, mit den Scootern die innerstädtische Mobilität zu revolutionieren.
«Aktuell geht es Lime darum, den Markt so rasch als möglich zu besetzen. Nachhaltigkeit und die Qualität kommen dadurch erst an zweiter Stelle. Denn es ist ein Wettlauf gegen andere Anbieter wie Bird», sagt der Micromobility-Berater Philip James Douglas zu watson.