Kannst du dir etwas Seriöseres vorstellen als das Bundesamt für Landestopografie swisstopo? Du findest dort unzählige Karten der Schweiz – bis ins letzte Detail.
Swisstopo schreibt: «Durch ihre Qualität bildet die Grafik der Landeskarten die Wirklichkeit so getreu wie nur möglich ab.»
Allerdings entstehen die Karten nicht nur mittels IT-Tools und anhand topografischer Modelle, sondern auch von menschlicher Hand. Und diese erlaubte sich auch schon mal ein Spässchen. Swisstopo schrieb in einem Artikel im Jahr 2016 dazu: «Den hohen Anforderungen punkto Genauigkeit und Gründlichkeit zum Trotz findet sich manchmal ein Detail, das der Fantasie seines Schöpfers entsprungen ist.»
Tatsächlich versteckten Kartografen ausnahmsweise bei neu bearbeiteten Karten auch schon Details in den Landeskarten. Wichtig allerdings: Diese versteckten Zeichnungen haben keine Auswirkungen auf die Genauigkeit und Detailtreue der Karten und auch nicht auf die Sicherheit der Benutzer. «Sie verleihen dem nationalen Werk bloss etwas Geheimnisvolles.»
Wir zeigen dir diese Kunstwerke hier. Allerdings ohne den genauen Ort zu verraten. Aber ich bin sicher, du findest die Zeichnungen. Aber Achtung: Wenn du zoomst, verschwinden die Kunstwerke.
Anfang der 1980er-Jahre erlaubte sich Othmar Wyss, eine Spinne in der Eigernordwand zu verstecken. Bei der Überarbeitung sieben Jahre später verschwand die Spinne wieder. Auf aktuellen Karten ist sie nicht mehr zu sehen.
Diese Zeichnung ist schwieriger zu erkennen. Aber wenn du genau hinschaust, erkennst du in der Bergflanke beim Harderkulm ein Gesicht. Das «Hardermandli» auf der Karte entsprang der Idee von Kartograf Friedrich Siegfried, in Wirklichkeit hat es dort einen Felsen, in welchem man auch ein Gesicht erkennt. Das «Hardermandli» erscheint übrigens heute noch in der Ausgabe 1:50'000.
Siegfried versteckte auch noch einen Bergsteiger. Er machte dies Ende der 1980er-Jahre. Dieses Mal allerdings knapp ennet der Grenze in Italien. Übrigens: Der Bergsteiger entstand, «weil die italienischen Geodienste die erwünschten Informationen und Daten nicht lieferten und der Kartograf dieses Vakuum auf künstlerische Weise nutzte». Findest du den Bergsteiger?
Von den Bergen in den See. Wir bleiben aber knapp im Ausland, dieses Mal in Frankreich. Kartograf Werner Leuenberger zeichnete den Fisch so geschickt, dass die Korrektoren diesen nicht sofort entdeckten im Sumpfgebiet. Erst 1989 verschwand der Fisch in den Tiefen des Sees. Aber hast du ihn vorher gefangen?
Kurz vor seiner Pension erlaubte sich auch Paul Ehrlich ein Kunstwerk. Als das Werk beim Aletschgletscher auskam, erklärte er, dass er über diverse Möglichkeiten und Einbaustellen brütete. Er wollte eine Zeichnung schaffen, die in keiner Weise die Wirklichkeit verändert, aber thematisch gut in die Region passt.
Als er an der Stelle eine Felsformation entdeckte, zeichnete er das Murmeltier 2011 diskret in die 1:25'000-Karte. Spannend ist auch, dass das Tier in der automatisch generierten 1:10'000-Landeskarte erschien. Im September 2016 wurde das Rätsel verraten. Und du, wäre dir das Murmeltier aufgefallen?
Ein letztes Beispiel. Hier wurde aber nicht mit Höhenlinien gespielt, sondern es wurden Flugzeuge gezeichnet. Eines oder zwei – je nach Karten-Massstab – stehen dabei in den Versionen von 1994 und 2007 am Flughafen Zürich am Dock. Flugzeuge gehören natürlich normalerweise nicht auf eine Landeskarte.
Hast du alle versteckten Zeichnungen in den sechs Beispielen oben gefunden?
War's das schon? Vielleicht. Das sind zumindest die bekannt gewordenen versteckten Zeichnungen von Kartografen. Vielleicht gab es noch weitere, vielleicht existieren noch andere und vielleicht werden auch in Zukunft wieder kleine Kunstwerke auftauchen – ohne dass sie die Genauigkeit der Karten oder Sicherheit der Nutzer schmälern. Du solltest also die Augen offen halten.