Ein Bundesrat landet einen viralen Hit: Vergangene Woche setzte sich Bundespräsident Alain Berset während einer Pause vor dem UNO-Hauptquartier in New York auf einen Randstein, studierte seine Akten und machte Notizen dazu.
Afrikanische User sind begeistert von Bersets Bescheidenheit und kritisieren mit dem Bild ihre eigenen korrupten Staatschefs. Dort ist es unvorstellbar, dass sich ein Staatsoberhaupt einfach auf den Boden setzt.
Ganz im Gegensatz zur Schweiz, wie folgende Beispiele zeigen:
Bei uns hat im Intercity nicht einmal die Verkehrsministerin einen Platz auf sicher. Als Doris Leuthard (CVP) Ende August 2018 mit dem Zug zur SRF-Abstimmungsarena nach Zürich fährt, findet sie keinen freien Platz. Kurzerhand setzt sie sich mit ihrer Mitarbeiterin auf die Treppe des IC und studiert Akten.
President of Switzerland, Didier Burkhalter,Waiting for Train at Neuchâtel station, alone & Without Any Bodyguards ! pic.twitter.com/JMgZFkCMiB
— Jay® (@Saffron_Rocks) September 8, 2014
Ein ganz banales Bild sorgt 2014 für Schlagzeilen. Es zeigt den damaligen Bundespräsidenten Didier Burkhalter, wie dieser in Neuenburg auf den Zug nach Bern wartet. «Die Schweiz, ein bemerkenswertes Land, in dem der Präsident der Eidgenossenschaft fröhlich auf dem Handy rumtippt, auf dem Perron seiner Heimatstadt, mitten unter Pendlern», schrieb der Fotograf dazu.
SVP-Finanzminister Ueli Maurer ist ein begeisterter Militärvelofahrer. Als «Soldat Ulrich Maurer» tritt er manchmal bei Rennen an – ganz unprätentiös.
Seinen Arbeitsweg legt Maurer ebenfalls lieber mit dem Drahtesel statt mit der Limousine zurück. Regelmässig fährt er die 65 Kilometer von seinem Zweitwohnort Kandersteg nach Bern mit dem Mountainbike.
Nicht immer unfallfrei: Im Juni 2018 stürzte Maurer bei Tempo 70 mit seinem E-Bike. Danach trat er mit Schürfwunden im Gesicht vor die Medien.
Ob im Tram oder auf dem Märit: In Bern trifft man Bundesrätin Simonetta Sommaruga immer wieder alleine an. Am liebsten ist sie zu Fuss unterwegs.«Ich nehme den Bus oder das Tram und benutze Mobility, wenn ich einmal ein Auto brauche», sagte sie nach ihrer Wahl zum «Sonntagsblick». «Ich habe seit 14 Jahren kein eigenes Auto mehr.»
Was Berset kann, konnte Eveline Widmer Schlumpf schon lange :-) pic.twitter.com/XWvxnxxIot
— Pierina Hassler (@giapier) October 4, 2018
Von wegen abgehoben: Bei einem Anlass der BDP in Chur setzt sich die damalige Bundesrätin Evelyne Widmer-Schlumpf auf das Trottoir, um die Fragen einer Journalistin zu beantworten.
In den meisten Ländern jetten die Staatsoberhäupter in fliegenden Staatskarossen um die Welt. Nicht so die Schweizer Landesregierung. Der aktuelle Bundesratsjet ist ein gebrauchter Dassault Falcon 900EX. Die Maschine mit Baujahr 2008 diente zuvor dem Fürstentum Monaco als Regierungsmaschine.
Zum Vergleich: Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel nutzt oftmals einen Airbus A340 für ihre Dienstreisen.
(amü)