
Sag das doch deinen Freunden!
Ghamkin Saleh ist eine feste Grösse im Zürcher Coiffeur-Markt. Die Salons ermöglichen dem Schweizer mit syrisch-kurdischem Migrationshintergrund nicht nur ein finanzielles Auskommen, sondern sind auch Inspiration für seinen Nebenberuf als Regisseur: «Der Coiffeur-Stuhl ist ein psychologischer Ort, wo man den Menschen nah ist und sie spürt», sagt der 46-Jährige. So entstehe ein Vertrauensverhältnis zwischen Coiffeur und Kunden, die bereitwillig aus ihrem Privatleben erzählen. «Für jemanden, der an Geschichten interessiert ist, gibt es nichts Besseres.»
Eine dieser «tausenden» Geschichten hat es Saleh derart angetan, dass er daraus einen Film gemacht hat: «Linsenbündel», der am vergangenen Wochenende im Kino Riff Raff in Zürich Premiere feierte, handelt von einem jungen kurdischen Einwanderer in Zürich. Er sehnt sich nach Liebe und Sex, schlittert aber aufgrund zahlreicher kultureller Missverständnisse zunächst von einer Enttäuschung in die nächste.
In einer Szene durchforstet der Held des Films Frau-sucht-Mann-Anzeigen in der Zeitung und stösst auf eine «jung gebliebene Frau», was er mit seinem Wörterbuch – zu seiner grossen Freude – als «Jungfrau» übersetzt. Am Telefon stellt sich die Betroffene dann als 71-jährig heraus.
Die Idee für «Linsenbündel» kam Saleh, als der Bürgerkrieg in seiner Heimat noch weit weg war. Dennoch ist er nicht unglücklich, dass der Film jetzt vielleicht etwas quer in der Landschaft steht:
Das Drehbuch schrieb der Unternehmer und Familienvater während seiner vierjährigen Filmausbildung in Zürich. Bis zur Erstaufführung vergingen weitere acht Jahre. Die angefallenen Kosten habe er aus eigener Tasche bezahlt, wobei praktisch alle Beteiligten unentgeltlich mitgearbeitet hätten. «Ich bin froh, ist der Film endlich fertig, aber das nächste Mal will ich mit externen Produktionsfirmen zusammenarbeiten.»
Zu sehen ist «Linsenbündel» derzeit noch nicht. «Wir sind im Gespräch mit Filmverleihern», so Saleh.