Schweiz
Gesellschaft & Politik

Supermärkte sollen Lebensmittel spenden müssen

ZUR COOP FILIALE IM EINKAUFSZENTRUM SEEWEN MARKT STELLEN WIR IHNEN HEUTE FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG --- The fruit and vegetable department at the branch of retailer Coop at the shopping cen ...
Lebensmittel, die nicht mehr verkaufbar, aber noch essbar sind, müssen in Tschechien neu gespendet werden, so will es das Gesetz. Bild: KEYSTONE

Politiker fordern: Coop und Migros sollen nicht verkaufte Lebensmittel spenden müssen

In Tschechien dürfen Supermärkte nicht verkaufte Lebensmittel nicht mehr wegwerfen, sondern müssen sie spenden. Die Schweiz ist noch weit davon entfernt. Zwei Politikerinnen wollen das nun ändern.  
09.01.2019, 13:3210.01.2019, 16:02
Helene Obrist
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Tschechien hat dem Foodwaste den Riegel geschoben: Grosse Supermarkt-Ketten dürfen abgelaufene oder unverkäufliche Lebensmittel nicht mehr wegwerfen, sondern müssen sie kostenlos an Hilfsorganisationen abgeben. 

Tschechien ist nicht das erste Land mit einem solchen Gesetz. Auch in Frankreich müssen grössere Lebensmittelläden Strafen von bis zu 4'500 Euro zahlen, wenn unverkaufte, aber noch essbare Lebensmittel im Müll anstatt bei gemeinnützigen Organisationen landen. 

In der Schweiz hat der Kampf gegen Foodwaste nicht oberste Priorität. Die Fairfood-Initiative, über die die Schweizer Bevölkerung vergangenen September abstimmte, forderte unter anderem Massnahmen, um die Lebensmittelverschwendung zu bremsen. Ohne Erfolg. Die Vorlage scheiterte mit 61,3 Prozent Nein-Stimmen. 

ARCHIV - ZUR MK DER CARITAS ZUR ARMUTSPOLITIK, AM MONTAG, 27. AUGUST 2018, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVMATERIAL ZUR VERFUEGUNG ---- People in need shop at the Caritas Market in Zurich, Switzerla ...
Hilfsorganisationen wie Caritas oder Tischlein deck dich retten Lebensmittel vor der Vernichtung und verteilen sie an armutsbetroffene Menschen.  Bild: KEYSTONE

Einzelne Politiker versuchen dennoch weiterhin, die Sensibilisierung gegen Foodwaste voranzutreiben. 2017 wollte Isabelle Chevalley, GLP-Nationalrätin, bereits vom Bundesrat wissen, ob Detailhändler dazu verpflichtet werden können, unverkäufliche Lebensmittel zu spenden. 

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Der Bundesrat antwortete knapp. Eine Spende-Pflicht wäre ein erheblicher Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit und Eigentumsgarantie und würde eine gesetzliche Grundlage erfordern, heisst es in der schriftlichen Stellungnahme. 

Auf das neue Gesetz in Tschechien angesprochen, reagiert Chevalley positiv: «Das sind gute Neuigkeiten! Ich werde es mir im Detail ansehen, um herauszufinden mit welchen Argumenten die Regierung zu dieser Entscheidung gekommen ist», 

Auch Aline Trede, Grünen-Nationalrätin, liegt das Thema Lebensmittelverschwendung am Herzen. Sie habe bereits während der Abstimmung über die Fairfood-Initiative viele Diskussionen dazu geführt. «Ich werde sicher noch einmal nachhaken und versuchen, zusätzlich eine Kommissionsmotion bezüglich Sensibilisierung gegen Foodwaste im Alltag durchzubringen», so Trede. 

In der Schweiz wird ein Drittel der Lebensmittel weggeworfen

Video: srf
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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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s'Paddiesli
09.01.2019 14:26registriert Mai 2017
Es ist doch gesunder Menschenverstand, Lebensmittel nicht wegzuwerfen. Leider auch klar, dass der wirtschaftsfreundliche BR dagegen ist.
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Crissie
09.01.2019 14:45registriert März 2017
Ich habe selbst in einem der erwähnten Geschäfte gearbeitet und gesehen, wie Brote, Torten und belegte Brötli nach Geschäftsschluss in grossen Abfallsäcken eingesammelt und entsorgt wurden! Wenn lt. unserem BR, Zitat: "Eine Spende-Pflicht wäre ein erheblicher Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit und Eigentumsgarantie und würde eine gesetzliche Grundlage erfordern" Zitat Ende, dann muss halt zwingend das Gesetz geändert werden! Es kann doch nicht sein, dass Arme, Alte, Sozialempfänger usw. z.T. fast hungern müssen und auf der anderen Seite massenhaft (!!!!) frische Lebensmittel entsorgt werden!
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7immi
09.01.2019 16:39registriert April 2014
Meines wissens ist das lebensmittelgesetz hier ebenfalls ein problem. eine bäckerei deren besitzer ich kenne spendete jeweils die reste versuchsweise einer nahegelegenen institution. als man dies dann offiziell machen wollte intervenierte die entsprechende stelle und schrieb den transport in gekühlten fahrzeugen vor (trotz direkter nachbarschaft), ausserdem durften diverse produkte nicht weitergegeben werden, da sie abgelaufen waren, allerdings noch gut essbar gewesen wären. es gibt also mehrere baustellen...
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