Krieg, Armut, Kriminalität: Das Image des Kosovo im Ausland ist auch neun Jahre nach der Unabhängigkeit und 18 Jahre nach dem Krieg negativ besetzt. Obwohl das Land bei der Infrastruktur und bei der politischen Stabilität Fortschritte gemacht hat, plagen Korruption, eine hohe Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven für viele junge Leute das Land.
Davon lassen sich junge Schweizer Unternehmer mit Wurzeln im Kosovo nicht abschrecken. Sie verbinden die Fähigkeiten, die sie sich in der Schweiz angeeignet haben, mit den Standortvorteilen in der Heimat ihrer Eltern – und schaffen nicht nur Arbeitsplätze, sondern werden zu Vorbildern für junge Unternehmer im Kosovo, die von ihnen lernen wollen. Damit bringen sie ein dringend benötigtes Gut in den jüngsten Staat Europas – den Optimismus, dass es besser wird.
Der weite Himmel über Pristina spiegelt sich in der Glasfassade des Geschäftssitzes der Baruti AG in der kosovarischen Hauptstadt. Die persönliche Assistentin von CEO Drenusha Shala begrüsst den Besucher in akzentfreiem Deutsch und führt ihn ins Nebengebäude. Längst sind die 420 Quadratmeter des vor gut vier Jahren bezogenen Bürogebäudes zu klein geworden für die Firma. Ihre Räumlichkeiten sind heute auf drei verschiedene Gebäude verteilt.
Zwei Türen weiter empfängt die 27-jährige Shala in einem Sitzungszimmer zum Gespräch. Im Nebenraum sitzen junge Menschen mit Headsets an mit Trennwänden separierten Arbeitsplätzen und telefonieren. Man hört vereinzelt Englisch, hauptsächlich aber Deutsch, in Dialekten vom Ostschweizerischen bis zum Berlinerischen.
Je 15’000 Franken brachten die vier Baruti-Gründer als Startkapital ein, zusammengesetzt aus Angespartem und Darlehen von Freunden und Verwandten. Im Herbst 2011 trugen sie die Firma ins Handelsregister des Kantons Luzern ein.
Aus den 60’000 Franken Startkapital ist – ohne je einen Kredit aufgenommen zu haben – eine Firma mit 328 Angestellten und einem Millionenumsatz gewachsen. Die Baruti AG fungiert heute nicht nur als klassisches Callcenter, sondern bietet ihren Kunden auch Dienstleistungen wie Marktforschung, IT-Lösungen, Buchhaltung und Backoffice an.
Drenusha Shala lässt keinen Zweifel aufkommen: «Ich hätte das, was ich erreicht habe, unmöglich erreichen können, wenn ich hier im Kosovo aufgewachsen wäre.» Es sei ein grosses Glück, dass sie und ihre Partner in der Schweiz aufgewachsen und zur Schule gegangen seien, sagt Shala, die im Alter von sieben Jahren in die Schweiz kam.
Doch ihr unternehmerischer Erfolg liege nicht nur in der Ausbildung begründet – sondern auch in ihrer Biografie: «Meine Eltern haben bei ihrer Flucht vor dem Krieg ihr Leben riskiert, damit ich ein besseres Leben haben kann – wie heute die Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer», sagt Shala.
Das führe zu einer anderen Art von Risikoempfinden, zu einem pragmatischen und praktischen Umgang mit Entscheidungen. Mit einer solchen Familiengeschichte im Hintergrund denke man sich eher: «Was habe ich dabei schon zu verlieren? Man kann nicht mehr verlieren als das eigene Leben.»
Ihr Entscheid, nach Pristina zu kommen und hier ein Unternehmen aufzubauen, sei aber kein leichtsinniger gewesen, sagt die 27-jährige Shala: «Wir waren immer felsenfest überzeugt von unserer Businessidee.»
Der Plan der ursprünglich vier Baruti-Gründer aus der Schweiz (heute sind neben Drenusha Shala noch Muhamet Veliu und Flamur Shala dabei): Vom Potenzial der zahlreichen, perfekt deutschsprachigen jungen Arbeitskräfte im Kosovo profitieren und zu konkurrenzfähigen Preisen Callcenter-Dienstleistungen an Firmen in Deutschland und der Schweiz zu verkaufen.
Obwohl Baruti rasch erste Kunden gewinnen konnte, hatten Shala und ihre Partner mit Vorurteilen gegenüber Kosovaren zu kämpfen: «Am Anfang wollten viele Schweizer Kunden nicht, dass wir sie als Referenz angeben.» Heute sei das zum Glück anders. Ob das mit einem generell verbesserten Bild des Kosovo oder der Wertschätzung der Baruti AG zusammenhänge, kann sie nicht sagen.
«Baruti connects you with love & happiness» steht an der mit Glas verspiegelten Fassade des Hauptsitzes der Firma im Herzen Pristinas. Und glücklich blickt auch Drenusha Shala in die Zukunft des Kosovo: «Ich bin optimistisch, weil ich – in kleinen Schritten – überall Fortschritt beobachten kann.»
Shala hofft, dass sich die politischen Rahmenbedingungen für Unternehmer verbessern. Dann werde die Baruti AG weiter wachsen und es ihr andere Firmen gleichtun. Die Geldüberweisungen von Auslandkosovaren an ihre Familienmitglieder in der Heimat seien rückläufig – eine Entwicklung, die Shala begrüsst.
«Die Diaspora hat gemerkt, dass dieses Geld in erster Linie für Konsumgüter ausgegeben wird und es keine nachhaltige Investition ist.» Sie plädiert dafür, Überweisungen künftig an Bedingungen zu knüpfen.
Es sei viel schlauer, einem jungen Verwandten ein Studium zu finanzieren oder die Umsetzung einer Geschäftsidee zu finanzieren: «Und dann sollte man ganz penibel nach Schweizer Manier seine Noten und Leistungen überprüfen.» Denn die Jugend des Kosovo sei die Zukunft des Landes – und diese brauche Bildung und Arbeitsplätze.
Im anonymen Neubau-Quartier voller mehrstöckiger Wohnblöcke am östlichen Stadtrand von Pristina deutet wenig darauf hin, dass von hier aus der komplette Webauftritt namhafter Schweizer Unternehmer geplant und umgesetzt wird. Im siebten Stock eines dieser Wohnblocks ist die MIK Agency untergebracht. Die Webagentur, das merkt man im Gespräch rasch, ist für Valon Asani (28) mehr als nur ein Business – es ist die ganze Leidenschaft und der ganze Stolz des Gründers und CEO.
Schon während seiner Informatik-Lehre, welche der Ostschweizer mit der Berufsmaturität abschloss, war für ihn klar: «Mit dem, was ich hier lerne, will ich mich später selbständig machen.» Direkt nach dem Lehrabschluss im Sommer 2011 kam Asani – trotz dem Angebot für eine Festanstellung im Lehrbetrieb – nach Pristina. Als Startkapital dienten ihm die paar Tausend Franken, die er als Lehrling hatte beiseitelegen können.
Asani ist mit Haut und Haaren Unternehmer. Während er fürs Gespräch auf dem Sofa im Grossraumbüro der MIK Agency Platz nimmt, arbeiten 14 der insgesamt 25 Mitarbeiter im Hintergrund hochkonzentriert. Immer wieder mal verlässt einer die Büroräumlichkeiten: Die Schule ruft. Wer von den Angestellten nicht schon fliessend Deutsch und Englisch spricht, den schickt CEO Asani in einen Sprachkurs: Die Kundschaft ist international, hauptsächlich in der Schweiz.
«Damit sie nicht vergessen, wo das Geld für ihre Löhne herkommt, gebe ich meinen Angestellten am 1. August frei», erklärt Asani. Schliesslich sei MIK Agency eine Schweizer Firma mit Sitz in der Schweiz, die Schweizer Qualität liefere: «Weil ich in St.Gallen geboren und aufgewachsen bin, kenne ich die dortige Mentalität und weiss, worauf Schweizer Kunden achten.»
Was das Geschäftliche anbelangt, habe er sich bewusst nicht den lokalen Verhältnissen angepasst: «Liebe zum Detail, Pünktlichkeit, Präzision», fasst Asani sein Verständnis schweizerischer Arbeitswerte zusammen. Diese müssten seine Mitarbeiter verinnerlichen, damit sie für die Kunden zufriedenstellende Arbeit abliefern. Was das anbelangt, müsse er streng sein: «Hier im Kosovo herrscht vielerorts noch die Mentalität vor: ‹Ist doch alles kein Problem.› Bis wir irgendwann am Schluss eben ein riesiges Problem haben.»
Im Kosovo verändere sich aktuell vieles zum Positiven, sagt Asani. Er rechnet nach den jüngsten Wahlen mit politischen Veränderungen, die sich positiv aufs Geschäftsklima auswirken werden. Es gebe je länger, desto mehr professionell arbeitende Firmen und mehr Qualität auf dem Arbeitsmarkt. Auch was Infrastruktur, Strom- und Wasserversorgung und die Arbeit der Behörden angehe, habe der Kosovo das «Drittwelt-Niveau» hinter sich gelassen, das er zu Beginn angetroffen habe.
Im IT- und Dienstleistungsbereich hätten Diaspora-Kosovaren wie er, die in die Heimat ihrer Eltern zurückgekehrt sind, alleine in Pristina mehrere Tausend Stellen geschaffen, sagt Asani. Denn der Kosovo biete viele Standortvorteile: gute Fluganbindungen an Europa, einen guten Marktzugang, den Euro als Währung, kompetitive Preise dank tiefem Lohnniveau sowie junge, motivierte Arbeitskräfte, die über ein gewisses Ausbildungsniveau verfügten, auch wenn man als Unternehmer zu Beginn noch einiges in die Schulung der Angestellten investieren müsse.
Keine unternehmerische Erfolgsstory kommt ohne Rückschläge aus. Das war auch bei Asani nicht anders. Nach wenigen Monaten hatte er zwar bereits eine Webagentur mit einem Festangestellten und vier Praktikanten – doch es drohte das Geld auszugehen. Die Übung abzubrechen, war für ihn keine Option: «Ich sagte meinen Leuten, sie sollten weiterarbeiten, ich werde in der Schweiz Geld und Aufträge besorgen.»
Asani fand einen Job als Informatiker bei Hewlett Packard am Flughafen Zürich. Er stand täglich um 6 Uhr morgens auf und nach Arbeitsschluss war er bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt, sein Unternehmen weiter auszubauen.
Ferien und verlängerte Wochenenden verbrachte er im Kosovo, um in seiner Agentur nach dem Rechten zu sehen, in die er praktisch den gesamten Lohn investierte. Nach 13 Monaten Doppelbelastung stand Asanis Firma auf genug sicheren Füssen, dass er seinen Job in der Schweiz wieder aufgeben konnte: Aus der Ferne hatte er sein Unternehmen von fünf auf 33 Mitarbeiter ausgebaut. Unter anderem betrieb er ein Call-Center, das er unterdessen gewinnbringend weiterverkauft hat.
Asanis Tatendrang ist noch nicht gestillt: Bald will er einen Fonds ins Leben rufen, über den kosovarisch-stämmige Unternehmer, die es im Ausland zu Wohlstand gebracht haben, in Start-ups in ihrem Heimatland investieren können. Denn das wirtschaftliche Potenzial des Kosovo sei riesig: «Ich will jetzt nicht gerade das Wort Silicon Valley in den Mund nehmen, aber jede Erfolgsgeschichte hat einmal irgendwo klein angefangen.»
Beim Besuch der Mecatyp KS ist der Boden der grossen Fabrikhalle bedeckt mit einem dünnen Film aus Wasser, Reinigungsmittel und Maschinenöl. Es ist Freitag, der letzte Arbeitstag bevor die Fabrik für zwei Wochen Sommerferien ihre Tore schliesst. «Heute machen wir Grossreinigung, damit wir nach der Pause sofort wieder loslegen können», erklärt Enver Haliti. Der 40-jährige Haliti ist Geschäftsführer des Unternehmens für Präzisionsmechanik in Ferizaj im Süden Kosovos.
Die insgesamt 18 Mitarbeiter reinigen und prüfen die topmodernen Dreh- und Fräsmaschinen, die in der Fabrikhalle stehen. Die Mecatyp KS stellt nach Kundenwunsch gefertigte Teilchen für ihre Abnehmer her, etwa in der Maschinenindustrie, Mikromechanik oder der Robotik.
Produktionschef Avni Beqiraj ist in der Schweiz aufgewachsen und hat im Kanton Fribourg eine Fachausbildung als Produktionsmechaniker abgeschlossen. 2010 eröffnete der 37-jährige gemeinsam mit Geschäftsführer Enver Haliti die Mecatyp KS in Ferizaj. Davor hatte Beqiraj während 14 Jahren in der Schweiz im Bereich Präzisionsmechanik gearbeitet – zuletzt bei der Mecatyp SA in Corbières FR, wohin ihn sein ehemaliger Lehrmeister geholt hatte.
Im Nachgang der Finanzkrise 2008 stand die Mecatyp SA, wie viele andere Schweizer Industriebetriebe, vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, mussten die Preise gesenkt werden – ein zweites Standbein mit tieferem Lohnniveau musste her, wollte man den Schweizer Standort retten. Das KMU fasste einen Ableger in Asien ins Auge.
Avni Beqiraj setzte sich mit seinem Bekannten Enver Haliti zusammen, einem studierten Ökonomen, der in der Romandie als Manager bei Coop Pronto arbeitete. Ihr Plan: die Chefs der Mecatyp SA vom Standort Kosovo zu überzeugen. «Wir hatten schon länger die Idee, im Kosovo eine Produktionsstätte aufzubauen und in die Schweiz zu exportieren», sagt Haliti.
Bei einem gemeinsamen Besuch in ihrem Geburtsort Ferizaj überzeugten Haliti und Beqiraj die Schweizer Chefs der Mecatyp SA, das neue Standbein des KMU im Kosovo zu eröffnen.
Die beiden bauten die Mecatyp KS auf – ein unabhängiges Unternehmen, das zu einem grossen Teil, aber nicht ausschliesslich an die Schweizer Partnerfirma in Corbières FR liefert. Die Entscheidung, ihr Leben und ihre Jobs in der Schweiz aufzugeben, haben sie nie bereut: «Natürlich sind wir ein Risiko eingegangen, aber uns bot sich die Möglichkeit, der Bevölkerung hier zu helfen und Arbeitsplätze zu schaffen», sagt Beqiraj: «Wer immer nur abwägt, was alles schiefgehen könnte, der macht nie etwas im Leben.»
Zu Beginn sei es nicht einfach gewesen, in einem industriell kaum entwickelten Land wie dem Kosovo eine Fabrik aufzubauen. Von Seiten des Staates habe das Verständnis für die Bedürfnisse der Firma komplett gefehlt. Man müsse hier selber für Lösungen sorgen, sagt Beqiraj:«Il faut se debrouiller» – man müsse sich selber zu helfen wissen.
So etwa bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter: Inspiriert von der Schweizer Berufsbildung durchlaufen die Mecatyp-Angestellten verschiedene Ausbildungsschritte gemäss einem vorgegebenen Aufgabenheft.
Wer sich als besonders talentiert und vielfältig sowie selbständig einsetzbar zeigt, rutscht in eine höhere Lohnklasse.« Die jungen Leute hier zeigen einen grossen Einsatzwillen», sagt Produktionschef Beqiraj. Man müsse nur die eigenen Erfahrungen mit ihnen teilen und ihnen manchmal einen leichten Schubser geben: «Wer ihnen eine Chance gibt, wird belohnt.»
Besonders stolz sind Beqiraj und Haliti auf einen jungen Angestellten, der vor drei Jahren bei ihnen anfing. Der ehemalige Hilfskoch ist heute einer ihrer wichtigsten Mitarbeiter.
Selten sind das alte und das neue Gesicht Kosovos so nahe beieinander anzutreffen wie bei einem Besuch bei Bonevet. Auf dem Parkplatz vor dem langgestreckten zweistöckigen Haus rostet ein ausgemustertes Ambulanzfahrzeug auf dem Parkplatz vor sich hin. Bonevet ist in einem nicht mehr gebrauchten Flügel des Gebäudes eines Rettungsdienstes untergebracht. Die Gemeinde Gjakova stellt die Räumlichkeiten zehn Jahre mietfrei zur Verfügung.
Das Rettungsfahrzeug tat einst im englischen Oxfordshire seinen Dienst, bevor es als Sachspende eine Zusatzrunde auf den Strassen im Westen Kosovos absolvierte und nun ungenutzt in der heissen Julisonne steht.
Ganz anders im Innern des Gebäudes. Freudiges Kindergeschrei empfängt den Besucher, auf grossen Arbeitstischen stehen 3-D-Drucker, in einem Werkraum eine computergesteuerte Fräsmaschine und ein Präzisionslaser-Schneider. An den Wänden hängen Kinderzeichnungen und Baupläne. Bonevet (Albanisch für «Mach es selber») ist ein sogenannter «Maker Space». Hier sollen Kinder und Jugendliche auf spielerische Weise Wissenschaft und Technik kennenlernen, eigene Projekte planen und Neues erfinden.
In der Sommerferienzeit ist jeweils eine ganze Woche einem einzelnen Projekt gewidmet. Diese Woche widmen sich die Teilnehmer, zwischen sechs und 18 Jahren alt, dem Thema Film. Sie entwickeln in Eigenregie einen kompletten Film, vom Schreiben des Drehbuchs über die Aufnahmen bis hin zum Schneiden der Endfassung. Mentoren, junge Erwachsene aus der Region Gjakova, stehen ihnen mit Rat zur Seite.
Bonevet wurde von der Stiftung des Unternehmers Vllaznim Xhiha ins Leben gerufen und öffnete im Februar 2015 seine Tore. Xhiha kam 1985 in die Schweiz, wo er gemeinsam mit seiner Frau 25 Jahre lebte, bevor er in den Kosovo zurückkehrte. 1992 hatte der Ingenieur im Tessin ein Unternehmen gegründet, das 2012 von der ABB für einen Gesamtpreis von 170 Millionen Franken übernommen wurde.
Seither engagiert sich Xhiha in seiner Heimat als Förderer von gemeinnützigen Projekten und Start-up-Firmen. Schnell merkte er: Es gibt zwar ein grosses Potenzial an jungen Leuten mit guten Ideen. Doch es fehlen die Erfahrung und das Wissen, wie man Ideen praktisch umsetzen kann.
Dank einem Ort wie Bonevet soll sich das längerfristig ändern: «If you can imagine, you can make it», lautet das Motto. «900 Makers haben in den zweieinhalb Jahren seit der Eröffnung an unseren Kursen teilgenommen», erklärt Geschäftsführer Arbër Lleshi. Das Ziel sei, eine «kritische Masse» an «Machern» zu erreichen.
Im kosovarischen Bildungssystem sei alles auf Theorie ausgerichtet, handwerkliche Praxis fehle komplett. Die jungen «Macher» sollen die Bonevet-Philosophie über die Mauern des Gebäudes hinaus tragen.
«Wir wollen das ganze Bildungssystem verändern, indem wir in unseren Kursen die Neugierde wecken und das kritische Hinterfragen fördern.» Dadurch würden Kinder auch an ihren normalen Schulen die Lehrer herausfordern: «Das führt dazu, dass sie sich besser vorbereiten müssen, wovon die ganze Klasse profitiert.»
Ein besonderer Schwerpunkt von Bonevet ist die Förderung von Mädchen. Die Teilnehmer an den sogenannten «Maker Kids Classes», zweimonatigen Intensivkursen während des Schuljahrs, müssen zu je 50 Prozent aus Mädchen und Buben bestehen.
Stolz erzählt Arbër Lleshi von zwei ehemaligen Kursteilnehmerinnen. Die beiden jungen Frauen hatten beide die Absicht, Wirtschaft zu studieren, «weil das all ihre Freunde auch wollten». Nach den Erfahrungen bei Bonevet hat sich das geändert.
Die eine studiert jetzt Informatik und Elektroingenieurwesen, die andere Mathematik: «Beide zählen zu den besten Studentinnen ihres Jahrgangs. Und sie engagieren sich weiterhin als Mentorinnen bei Bonevet.»
Der Philanthrop Vllaznim Xhiha hat noch grosse Pläne mit Bonevet. Im September eröffnet ein zweiter Standort in Pristina, die Städte Prizren und Peja sollen folgen. Behutsam und mit der notwendigen Sensibilität gehe man auch die Planung eines weiteren Ablegers an, sagt Arbër Lleshi: In der geteilten Stadt Mitrovica im Norden Kosovos sollen dereinst albanische und serbische Kinder in «Maker Kids Classes» Seite an Seite die Freude an der Technik kennenlernen.