Schweiz
Interview

Baukartelle: BDP-Chef Martin Landolt verteidigt den angeschlagenen Andreas Felix

Blick auf eine Baustelle der Firmen Foffa Conrad und Bezzola Denoth, am Donnerstag, 26. April 2018, in Giarsun. Wie die Wettbewerbskommission WEKO mitteilt, buesst sie sieben Bauunternehmen im Unteren ...
Die Baufirma Bezzola Denoth war Teil des Kartells, das Preisabsprachen vornahm. Die Affäre bringt der BDP Graubünden unerwünschte Schlagzeilen ein.Bild: KEYSTONE
Interview

«Stehe hinter ihm» – BDP-Chef Landolt verteidigt Bündner Politiker trotz Baukartell-Affäre

Illegale Preisabsprachen im Unterengadin machen einem Regierungsrats-Kandidaten der Bündner BDP zu schaffen. Andreas Felix wird für seine Rolle als Geschäftsführer des Baumeisterverbands kritisiert. Martin Landolt, Parteipräsident der BDP Schweiz, stärkt ihm den Rücken und warnt vor voreiligen Schlüssen.
26.04.2018, 14:1027.04.2018, 06:17
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ZU DEN AEUSSERUNGEN VON BDP-PRAESIDENT MARTIN LANDOLT ZU EINEM ALLFAELLIGEN NICHT-ANTRITT ZUR BUNDESRATSWAHL VON EVELINE WIDMER-SCHLUMPF NACH EINEM RECHTSRUTSCH IN DEN PARLAMENTSWAHLEN IM HERBST STELL ...
BDP-Präsident Martin Landolt (GL).Bild: KEYSTONE

Herr Landolt, ist Andreas Felix als BDP-Regierungsratskandidat noch tragbar?
Martin Landolt:
Selbstverständlich. Andreas Felix ist der Kandidat der BDP Graubünden. Wenn er und die Kantonalpartei mit ihm als Kandidaten antreten, stehe ich voll dahinter.

Felix ist angeschlagen. Könnten Sie nicht ruhiger schlafen, wenn er sich zurückziehen würde?
Ich würde ruhiger schlafen, wenn Politiker und Medienschaffende diese Geschichte mit mehr Distanz und Ruhe analysieren würden. Momentan überbietet man sich aufgrund der Artikelserie der «Republik» gerade in den sozialen Medien mit wilden Spekulationen. Dabei erzählt diese Artikelserie in erster Linie eine sehr subjektive Version der Geschichte. Ich finde es nicht wahnsinnig sorgfältig, wenn das einfach alles für bare Münze genommen wird.

Sie waren einer der ersten Politiker, der sich während des Crowdfundings der «Republik» im letzten Frühjahr als «Verleger» geoutet hat. Bereuen Sie, dass sie ein Abo gekauft haben?
Nein, ich bleibe «Republik»-Verleger. Die Geschichte war spannend zu lesen. Aber wie gesagt: Es ist die Version eines einzelnen Menschen, den ich nicht kenne. Ein Mensch, der das Gefühl hat, ihm sei unrecht getan worden, und dem im Leben wohl nicht alles wunschgemäss gelungen ist. Ich bin nicht in der Situation, seine Sichtweise einzuordnen oder zu beurteilen. Aber meine Parteikollegen Jon Domenic Parolini und Andreas Felix sind beide hingestanden und haben klar Stellung genommen. Ich kenne beide schon seit Jahren und habe nicht den geringsten Anlass, an ihrer Darstellung der Ereignisse zu zweifeln.

Also ist die Berichterstattung der «Republik» inkorrekt.
Das kann ich nicht beurteilen. Ich mahne einfach dazu, mit der gebotenen Vorsicht und Seriosität Schlüsse aus der Artikelserie zu ziehen. Selbst wenn sich alles so abgespielt hätte, wie von der «Republik» beschrieben, dann wäre auch das Fokussieren der Medien auf die Rolle der zwei BDP-Regierungsratskandidaten nicht sorgfältig.

Warum?
Dann wären wesentlich brisantere Fragen zu stellen. Etwa nach der Rolle des Bündner Bauamts und den damaligen politischen Verantwortlichen (dem heutigen CVP-Ständerat Stefan Engler, Anm. d. Red.). Oder falls der Arzt und die Polizei (bei der Zwangseinweisung des Whistleblowers Adam Quadroni in eine psychiatrische Klinik, Anm. d. Red.) tatsächlich so gehandelt haben wie beschrieben, dann wären die echten Skandale doch dort zu suchen.

Grossrat Andreas Felix (BDP) waehrend der Debatte des Grossen Rates ueber die Sonderjagd-Initiative, am Montag, 9. Februar 2015, in Chur. Mit der Initiative, welche mit ueber 10'000 Unterschrifte ...
Schafft er die Wahl trotz Kartell-Affäre? BDP-Mann Andreas Felix.Bild: KEYSTONE

Wird die Affäre der BDP bei den Bündner Wahlen am 10. Juni schaden?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschätzen. Wichtig für mich ist: Die Geschehnisse haben nichts mit der politischen Arbeit der BDP und ihren Positionen zu tun.

Reisen Sie nun für eine Krisensitzung zur Bündner Kantonalpartei?
Ich stehe mit der Kantonalpartei im Kontakt. Am nächsten Samstag findet die Delegiertenversammlung der BDP Schweiz in Seewis GR statt. Davor trifft sich der nationale Vorstand. An diesem Anlass sind selbstverständlich auch die Exponenten der Bündner BDP dabei, und natürlich wird auch die derzeitige Situation ein Thema sein. Ich gehe davon aus, dass die DV auf viel Medieninteresse stossen wird. Einmal mehr leider nicht wegen unserer politischen Arbeit. (lacht)

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Video: srf/SDA SRF

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lai Nair
26.04.2018 14:23registriert Dezember 2016
Herr Landolt, ist Ihnen immer noch nicht bewusst geworden, die tief die BDP zwischenzeitlich abgestürzt ist und Sie wollen Herrn Felix nach wie vor unterstützen?Es kann nicht sein, dass ein Regierungsratskandidat es mir der Wahrheit offenbar nicht immer so genau nimmt und von der obersten Parteileitung auch dennoch gestützt wird. Wenn die BDP noch weitere Wähler verlieren will, muss sie in Ihrem Sinne so weiter machen und der Tag wird kommen, an dem auch Sie nicht mehr gefragt sein werden
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James McNew
26.04.2018 15:02registriert Februar 2014
Wies es schon im Republik-Artikel steht: Entweder Andreas Felix lügt. Oder er hat wirklich nichts gemerkt. In beiden Fällen ist es fraglich, ob er geeignet ist, eine Direktion eines Kantons zu führen...
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Denk nach
26.04.2018 15:01registriert Juli 2016
"Ich würde ruhiger schlafen, wenn Politiker und Medienschaffende diese Geschichte mit mehr Distanz und Ruhe analysieren würden."

Die Weko hat doch entschieden und eine Beteiligung des Verbandes nachgewiesen, daher muss er auch die Verfahrenskosten tragen... Was sollte man hier noch analysieren? Der Chef des Verbandes ist entweder ein Lügner der kriminelle deckt oder unfähig einen Laden zu führen ... Also definitiv kein wählbarer Regierungsrat
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