Herr Landolt, ist Andreas Felix als BDP-Regierungsratskandidat noch tragbar?
Martin Landolt: Selbstverständlich. Andreas Felix ist der Kandidat der BDP Graubünden. Wenn er und die Kantonalpartei mit ihm als Kandidaten antreten, stehe ich voll dahinter.
Felix ist angeschlagen. Könnten Sie nicht ruhiger schlafen, wenn er sich zurückziehen würde?
Ich würde ruhiger schlafen, wenn Politiker und Medienschaffende diese Geschichte mit mehr Distanz und Ruhe analysieren würden. Momentan überbietet man sich aufgrund der Artikelserie der «Republik» gerade in den sozialen Medien mit wilden Spekulationen. Dabei erzählt diese Artikelserie in erster Linie eine sehr subjektive Version der Geschichte. Ich finde es nicht wahnsinnig sorgfältig, wenn das einfach alles für bare Münze genommen wird.
Sie waren einer der ersten Politiker, der sich während des Crowdfundings der «Republik» im letzten Frühjahr als «Verleger» geoutet hat. Bereuen Sie, dass sie ein Abo gekauft haben?
Nein, ich bleibe «Republik»-Verleger. Die Geschichte war spannend zu lesen. Aber wie gesagt: Es ist die Version eines einzelnen Menschen, den ich nicht kenne. Ein Mensch, der das Gefühl hat, ihm sei unrecht getan worden, und dem im Leben wohl nicht alles wunschgemäss gelungen ist. Ich bin nicht in der Situation, seine Sichtweise einzuordnen oder zu beurteilen. Aber meine Parteikollegen Jon Domenic Parolini und Andreas Felix sind beide hingestanden und haben klar Stellung genommen. Ich kenne beide schon seit Jahren und habe nicht den geringsten Anlass, an ihrer Darstellung der Ereignisse zu zweifeln.
Also ist die Berichterstattung der «Republik» inkorrekt.
Das kann ich nicht beurteilen. Ich mahne einfach dazu, mit der gebotenen Vorsicht und Seriosität Schlüsse aus der Artikelserie zu ziehen. Selbst wenn sich alles so abgespielt hätte, wie von der «Republik» beschrieben, dann wäre auch das Fokussieren der Medien auf die Rolle der zwei BDP-Regierungsratskandidaten nicht sorgfältig.
Warum?
Dann wären wesentlich brisantere Fragen zu stellen. Etwa nach der Rolle des Bündner Bauamts und den damaligen politischen Verantwortlichen (dem heutigen CVP-Ständerat Stefan Engler, Anm. d. Red.). Oder falls der Arzt und die Polizei (bei der Zwangseinweisung des Whistleblowers Adam Quadroni in eine psychiatrische Klinik, Anm. d. Red.) tatsächlich so gehandelt haben wie beschrieben, dann wären die echten Skandale doch dort zu suchen.
Wird die Affäre der BDP bei den Bündner Wahlen am 10. Juni schaden?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschätzen. Wichtig für mich ist: Die Geschehnisse haben nichts mit der politischen Arbeit der BDP und ihren Positionen zu tun.
Reisen Sie nun für eine Krisensitzung zur Bündner Kantonalpartei?
Ich stehe mit der Kantonalpartei im Kontakt. Am nächsten Samstag findet die Delegiertenversammlung der BDP Schweiz in Seewis GR statt. Davor trifft sich der nationale Vorstand. An diesem Anlass sind selbstverständlich auch die Exponenten der Bündner BDP dabei, und natürlich wird auch die derzeitige Situation ein Thema sein. Ich gehe davon aus, dass die DV auf viel Medieninteresse stossen wird. Einmal mehr leider nicht wegen unserer politischen Arbeit. (lacht)