Der Sicherheitsvorsteher der Stadt Zürich, Richard Wolff, lud heute zur Medienkonferenz. Grund dafür: Die Zwischenfälle rund um das Zürcher Fussballderby, wo ein 14-Jähriger schwer und eine Polizistin mittelschwer verletzt wurden. Vor den Medien erklärte er, warum er trotz der Gewalteskalation auf ein hartes Durchgreifen verzichtet.
Herr Wolff, Sie sitzen heute alleine am Tisch. Die Präsidenten der Stadtzürcher Fussball-Clubs sichern Ihnen nur in einem schriftlichen Communiqué die Unterstützung zu. Bedauern sie dies?
Richard Wolff: Ich hätte mich gefreut, wenn wir alle drei hier gesessen hätten, das hätte ein schönes Bild abgegeben. Wir haben aber in einer längeren Aussprache versucht, gemeinsam Lösungen zu finden. Ich denke, mithilfe eines Experten-Gremiums sind wir einen Schritt weiter gekommen. Das Wichtigste ist, dass wir gemeinsam auftreten, die gleichen Ziele haben und die Gewalt verurteilen. Jeder einzelne Fall von Gewalt ist einer zu viel.
Und dennoch entscheiden Sie sich gegen härtere Massnahmen wie beispielsweise eine Sektorschliessungen. Warum?
Eine ganze Reihe von härteren Massnahmen würden in erster Linie nicht die treffen, die wirklich gewalttätig sind, sondern friedliche Fans, die einfach ins Stadion wollen, um den Fussball zu geniessen. Wir wollen keine kollektive Bestrafung, denn es sind nur wenige die Verursacher der Gewalttaten.
Es scheint, als würde alles beim Alten bleiben. Ist das nicht auch ein Zeichen der Verzweiflung?
Nein, man kann nicht erwarten, dass immer wieder etwas Neues kommt. Wir können das Rad nicht neu erfinden. Natürlich kann man sich zusätzliche Möglichkeiten überlegen, aber wir haben bereits Massnahmen, die wir auch umsetzen. So werden in den nächsten Hochrisikospielen nicht nur mehr Polizeikräfte im Einsatz stehen, sondern auch früher und länger eingesetzt werden. Das sind die unmittelbaren Massnahmen. Und in Zukunft müssen wir darauf setzen, intensiver mit den Clubs und den Fans zusammenzuarbeiten.
Sie sagen, mehr Polizisten hinzustellen reicht nicht, auch die Clubs müssen in die Verantwortung genommen werden. Das sehen FCZ und GC laut Medienmitteilung anders.
In der Tat ist das ein Punkt, in dem die Meinungen nicht deckungsgleich sind. Ich denke, dass die Clubs nicht nur innerhalb des Stadions zuständig sind, sondern überall Verantwortung tragen, wo ihre Clubs in Erscheinung treten.
Was empfehlen Sie den Anwohnern rund um das Stadion?
Die Anwohnerinnen und Anwohner haben es schwer, dass gebe ich zu. Wobei bei den Ausschreitungen vom vergangenen Wochenende nicht Anwohner eines bestimmten Ortes betroffen waren, sondern klar wurde, dass es überall in der Stadt Zürich zu Gewalteskalationen kommen kann.
Was raten Sie Familien mit Kindern, die sich in Zukunft ein Derby anschauen wollen. Können sie dies überhaupt noch risikofrei tun?
Es ist nach wie vor sehr gut möglich und auch sehr erwünscht, dass Familien mit Kindern das Stadion besuchen. Man sollte einfach Ansammlungen von Gruppen meiden, die den Anschein machen, weniger friedlich zu sein. Aber grundsätzlich ist das überhaupt kein Problem.