Sicherheit ist ein teures Gut. Veranstalter von Grossanlässen müssen immer tiefer in die Tasche greifen, um die Sicherheit von Besuchern zu gewährleisten. 2016 fuhr die Street Parade einen Verlust von rund 100'000 Franken ein, bei einem Budget von 2.5 Millionen. Grund dafür: horrende Ausgaben für die Sicherheitsmassnahmen.
Auch dieses Jahr wird die Sicherheit die Organisatoren der Street Parade und andere Grossveranstalter eine Stange Geld kosten. Vielerorts sind die Sicherheitsvorkehrungen so streng wie noch nie, wie eine Umfrage von watson zeigt.
Am 12. August ist es soweit: Wie jedes Jahr pumpt der Techno durch die Strassen Zürichs. Mit dabei: 2’500 Beschäftigte, darunter Sicherheitspersonal, Samariter, Polizisten, Reinigungspersonal und unzählige weitere Helfer, die für die Sicherheit der Partygäste sorgen.
Denn auch am übernächsten Samstag wird die Sicherheit an der Street Parade grossgeschrieben. Vergangenes Jahr sperrten mehrere schwere Gefährte die Zufahrtsachsen zur Umzugsroute. Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen patrouillierten entlang der Umzugsstrecken und kontrollierten sämtliche Fahrzeuge inklusive Kofferraum. Dass sich an der diesjährigen Parade ein ähnliches Bild zeigen wird, ist zu vermuten. Auf Anfrage bleibt Stefan Epli, Mediensprecher der Street Parade, vage: «Genaue Angaben zu den Sicherheitsmassnahmen machen wir nicht.»
Auch im malerischen Städtchen Baden wird anlässlich der Badenfahrt sicherheitstechnisch aufgerüstet. «Es ist das erste Mal, dass wir Strassensperren errichten», informiert Max Romann, Kommandant-Stellvertreter bei der Stadtpolizei Baden.
Romann spricht von einem Grossaufgebot der Polizei. In Zusammenarbeit mit der Regionalpolizei Wettingen und privatem Sicherheitspersonal wird rund um die Uhr für die Sicherheit der Besucher gesorgt. Als Strassensperren werden quergestellte Lastwagen aufgestellt und Betonelemente an den Hotspots des Festivalgeländes errichtet. Die Empfehlung dazu kam von der Kantonspolizei Aargau. «Diese Massnahme zielt konkret darauf ab, Fahrzeuge an einer Weiterfahrt ins Innere des Festivalgeländes zu hindern», erklärt Romann.
Im Mittelalter war das Städtchen Baden wegen seiner heissen Thermalquellen ein beliebtes Reiseziel – man «fuhr» nach Baden. Daher rührt auch der Begriff «Badenfahrt», der einem der grössten Volksfeste der Schweiz seinen Namen verlieh. Das mehrtägige Volksfest findet in der Regel alle zehn Jahre statt, am 18. August 2017 ist es wieder so weit.
Vom 18. bis 23. Juli fand das alljährliche Paléo Festival in Nyon statt. Die Ausgaben für die Sicherheitsvorkehrungen sind im Vergleich zu vergangenen Jahren gestiegen. Dies bestätigt Mediensprecherin Michèle Müller: «Am diesjährigen Festival sorgten rund 1500 Personen für die Sicherheit der Besucher. Als Vergleich: In Lausanne sind pro Tag ca. 475 Polizisten im Einsatz. Während des Paléo Festivals sind es 430 Polizisten, Feuerwehrleute, Securitas, Zollwache, Zivilschutz und zusätzlich 1000 ausgebildete freiwillige Mitarbeiter.»
Es gibt für jedes Szenario einen eigenen Notfallplan. Dabei werden nicht nur Gefahren durch Terroranschläge, sondern auch Unwetter und Massenpaniken in Betracht gezogen. Am diesjährigen Festival nahmen rund 230'000 Personen teil. «Vergangenes Jahr, nach den Terroranschlägen in Paris im November 2015, haben wir mehr Fragen bezüglich der Sicherheit vor Anschlägen erhalten, dieses Jahr waren es sehr wenige. Die Leute fühlen sich wieder sicherer», so Müller.
Am Openair Gampel, das dieses Jahr vom 17. bis 20. August stattfindet, sind die Sicherheitsvorkehrungen seit Jahren hoch. «Die Bedrohungslage war bereits im vergangenen Jahr erhöht. Die internen Sicherheitssitzungen werden genaueren Aufschluss über spezifische Massnahmen geben, natürlich auch durch die Informationen der Kantonspolizei Wallis», so Mediensprecher Olivier Imboden des Openair Gampel.
«Wir bereiten uns auf alle möglichen Szenarien vor und informieren unsere Gäste wann immer möglich präventiv über das sichere und korrekte Verhalten bei einem Notfall», so Imboden.
Die internationale Leichtathletikveranstaltung findet dieses Jahr am 24. August im Stadion Letzigrund statt. Wenn sich die Crème de la Crème der Leichtathletik trifft, sorgen die Stadtpolizei Zürich sowie die Sicherheitsverantwortlichen des Stadions für einen reibungslosen Ablauf des Events.
«Wir beurteilen unser Sicherheitskonzept laufend neu und nehmen von Jahr zu Jahr Anpassungen vor. Dies basierend auf der Risikobeurteilung der Stadtpolizei, die ihre Informationen jeweils mit dem Fedpol abstimmt», erklärt Roland Hirsbrunner, Kommunikationsverantwortlicher von Weltklasse Zürich. Wie hoch die Ausgaben für das Sicherheitsdispositiv sind, wird jedoch nicht bekannt gegeben.
Angst vor Terroranschlägen haben die Besucher des Sportanlasses jedoch nicht, so Hirsbrunner. «Die Risikobeurteilung unseres Anlasses fällt tiefer aus als bei anderen Veranstaltungen im Letzigrund. Aufgrund unserer umfassenden Besucherbefragungen wissen wir zudem, dass sich unsere Zuschauer sehr sicher fühlen bei uns.»
«Die Sicherheitslage wird ernster genommen, das spüren auch wir», bestätigt Urs Stadler, Leiter Kommunikation bei der Securitas AG. «Eine Faustregel, wie viel die Sicherung eines Events kostet, gibt es aber nicht», erklärt Stadler. «Bei der Organisation spielen sehr viele verschiedene Faktoren und Mitspieler eine Rolle.»
Auch bei einem anderen Schweizer Sicherheitsunternehmen heisst es, das Setting sei immer anders – ein dynamischer Anlass wie beispielsweise die Street Parade unterscheidet sich stark von einem statischen wie einem Openair.