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Ein Zimmer wird vorbereitet, ein Glas bereitgestellt, eine Kerze angezündet. Eine Freitod-Erklärung wird parat gelegt, die eine ältere Frau schliesslich mit zittrigen Händen unterschreibt, bevor sie eine Giftmischung trinkt. «Mir ist nicht kalt, Kind», sagt die Deutsche, als die Tochter sie zudecken will. Dann stirbt die Frau, während die Kamera den ganzen Vorgang aufzeichnet.
Willkommen beim «Tatort: Freitod» aus Luzern, der diesmal die Sterbehilfe zum Thema macht. Es ist aber nicht der geplante Tod der alten Dame, der die Kommissare Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) auf den Plan ruft, sondern der von Helen Mathys, deren Organisation «Transitus» die Begleitung Todkranker durchführt.
Die Gruppe hat nicht nur Freunde. Der Verein «Pro Vita» lehnt ihre Arbeit ab. Seine Mitglieder machen auch eine Mahnwache, als die Bestatter die Deutsche aus dem abgerockten Luzerner Hochhaus holen. Als die Tochter im Taxi dem Leichenwagen folgen will, springt ein Clochard vor das Auto. «Du hast die umgebracht», brüllt er die Tochter an. «Ich hab's erst heute Nacht erfahren. Ihr werdet büssen!»
Kurz darauf wird die Mathys auf einem Spielplatz erschlagen. Obwohl wir Zuschauer davon wenig sehen, ist die Szene gruselig und herausragend gefilmt, wenn das Opfer erst niedergeschlagen und dann mit einem Plastiksack erstickt wird.
Ritschard und Flückigers Arbeit beginnt. Sie besuchen Doktor Hermann, den Chef von «Transitus», auf dessen Boot unlängst ein Brandanschlag verübt worden war. «Helen hat ‹Tranistus› mit aufgebaut. Vor einem halben Jahr hat sie ihren Partner verloren», erzählt der.
Natürlich gerät der aggressive Clochard zuerst in den Fokus der Ermittler, doch Tatort-Profis wissen, dass der erste und offensichtlichste Verdächtige nie der Täter ist. Der Sohn der Deutschen, die zum Sterben in die Schweiz gekommen war, verkraftet den Tod seiner Mutter nicht.
Martin Aichinger, der unter einer bipolaren Störung leidet, will die Mitglieder von Transitus zur Rechenschaft ziehen. «Warum seid ihr in diese Scheiss-Schweiz gefahren?», herrscht er seine Schwester im Hotel an, bevor der untertaucht. Josef Thommen von Pro Vita ist dagegen sehr präsent: Aalglatt vergiesst der Mann ob des Mordes Krokodilstränen, bevor er sagt: «Dr. Hermann lebt von ‹Transitus›. Der Tod ist sein Geschäft.»
Thommen steckt den Ermittlern, dass die Mathys Hermann für Milan König verlassen hat, der jedoch an einer Hirnblutung im Spital gestorben ist. Der «Pro Vita»-Chef ist ein Ekel, was daran liegt, dass Schauspieler Martin Rapold die Rolle grossartig spielt. Aber wer besonders unsympathisch ist, ist in der «Tatort»-Regel ebenfalls nicht der Mörder.
Derweil bereiten die Transitus-Mitarbeiter Nadine Camenisch und Jonas Sauber die nächste Sterbebegleitung vor. «Ich spüre immer wieder die positive Energie bei den Menschen, die zum Sterben herkommen», sagt Nadine. «Ich glaube, weil sie selbstbestimmt gehen können», antwortet Jonas. Nadine bricht in Tränen aus: «Helen ... Sie wollte noch nicht gehen. Sie ist noch so voller Leben gewesen.»
Doch aus der Sterbebegleitung für einen krebskranken Österreicher wird nichts: Es gab einen Anschlag auf die «Transitus»-Wohnung. Der Todgeweihte ist fassungslos – und muss sich auch noch mit dem «Pro Vita»-Chef auseinandersetzen.
Langsam kommt Bewegung in die Ermittlungen. Ritschard und Flückiger finden heraus, dass der schwer nierenkranke Nachbar der «Transitus»-Wohnung Dreck am Stecken hat. «Ja, ich habe das verdammte Boot abgefackelt», gesteht er den Anschlag auf Dr. Hermanns Yacht. «Ich gehe dreimal in der Woche zur Dialyse, und die finden das gut, irgendwelche Leute zu vergiften.»
Und der gestörte deutsche Clochard? Bricht erst bei Dr. Hermann und «Transitus»-Frau Nadine ein, bevor er im Krematorium verhaftet wird. Eine Durchsuchung bei «Pro Vita»-Boss Thommen bringt ans Licht, dass der Familienvater seine Sekretärin geschwängert hat. Der zweifache Vater wollte, dass diese abtreibt – man kann ja quasi nicht jedes Leben schützen.
Der Täter kann Thommen wegen seines Alibis aber nicht sein. Der Kreis der Verdächtigen wird immer kleiner, als die Kommissare herausfinden, dass das Opfer eine Krankenschwester treffen wollte, deren Leiche aufgefunden wird. Offenbar wollte die Frau der Mathys Informationen zum Tod ihres Partner Milan König geben.
Da fragt sich ein Kommissar natürlich: «Wer hat Dienst gehabt, als Milan König gestorben ist?» Es war Nadine Camenisch, die auch dann auf Station war, als weitere Patienten an einem «Plötzlichen Herztod» gestorben sind. Camenisch hat derweil gerade ihren Kollegen Jonas vernascht, der dann über Beweise gegen Nadine stolpert.
Jonas muss dran glauben, bevor die Kommissare eintreffen. «Wir sind zu spät. Vielleicht nur ein paar Minuten.» Nadine ist in die «Transitus»-Wohnung gefahren, schluckt dort vor der Handykamera Gift. «Herr Flückiger, Sie kommen zu spät. Sie rennen und rennen und kommen immer zu spät.»
Blöd nur, dass der Nachbar das Gift durch Wasser ersetzt hat. «Wie lange braucht das Mittel, bis es wirkt?», fragt Flückiger und klärt dann auf: «Sie haben Wasser getrunken.» Camenisch ist ausser sich. «Ich bringe sie um», faucht sie psychopathisch, bevor sie verhaftet wird.
Viele lästern über das Luzerner Tatort-Team, doch die letzten vier Filme aus der Schweiz waren gut inszeniert. «Freitod» knüpft daran an – dank der Schauspieler, die den Bösen ein markantes Profil geben. Ob Sterbehilfe nun legitim ist, kann ein Krimi nicht beantworten. Es gelingt dem Film aber, einen Einblick in das Dilemma zu geben, das mit dem Thema verknüpft ist.
Meine Note: 5
Hier noch ein Interview eines katholischen Mediendienzentrums Mit Stefan Gubser und Regisseurin Sabine Boss über den Dreh.