Jugendliche haben angeblich immer weniger Lust auf einen Rausch. Dieser Trend versetzt die Alkoholproduzenten in Alarmstimmung. Der Rumhersteller Bacardi rechnet in internen Szenarien mit einem dramatischen Rückgang des Konsums alkoholischer Getränke. Der Bacardi-Cheflobbyist Jacob Briars fürchtet, dass der Branche «die neuen Konsumenten ausgehen», wie er laut «Sonntagszeitung» an einem Branchenforum in Berlin vor kurzem sagte.
Die heranwachsenden Generationen werden nach seinen Einschätzungen künftig gut ein Drittel weniger trinken als die heute Erwachsenen. Ein Grossteil des Geschäfts drohe damit in den nächsten zehn bis 20 Jahren wegzubrechen. Der Schweizer Bier- und Spirituosenkonsum pro Kopf lag 2016 über 20 Prozent tiefer als noch im Jahr 1990. Beim Wein liegt der Rückgang sogar bei 30 Prozent.
Die Schweizer Produzenten sehen vor allem bei den Jungen mehr Zurückhaltung beim Trinken. «Junge Erwachsene trinken immer weniger. Betrunken zu sein, gilt wohl als uncool», sagt Marcel Kerber, Direktor des Schweizer Brauereiverbands, zur «Sonntagszeitung». Bierhersteller müssen reagieren und setzen deshalb vermehrt auf alkoholfreie oder leichte Varianten.
Eine wichtige Rolle für den Rückgang spielen dabei die sozialen Medien. Das perfekte Foto hat bei manchen Jugendlichen oberste Priorität. Sich mal richtig gehen zu lassen, birgt Gefahren. «Ein Alkoholrausch könnte zu unvorteilhaften Bildern auf Instagram und Co. führen. Über die Verbreitung der Bilder hat man dann keine Kontrolle mehr», sagt Gesundheitspsychologe Holger Schmid zur «Sonntagszeitung». Ebenso habe Fitness für viele Teenager einen hohen Stellenwert.
(amü)