Am Anfang sah es düster aus: Der Dezember 2016 ging als Rekordmonat in die Geschichte ein – noch nie lag vor und während der Weihnachtszeit so wenig Schnee in der Schweiz. Erst Mitte Januar kam der Niederschlag, aber auch dann nur sehr verhalten. Und ein äusserst milder Februar liess kurz darauf schon wieder Frühlingsgefühle aufkommen.
Und jetzt, Ende März, scheint sowieso alles schon vorbei zu sein. Christoph Marty, Klimatologe beim Schnee- und Forschungsinstitut SLF, sagt: «Dieser Winter war bis jetzt von den Schneemengen her noch etwas schlechter als der letzte.» Dabei war der letzte Winter schon als miserabel in die Annalen eingegangen.
Was heisst das für die Bergbahnbetreiber?
So viel vorneweg: Viele Skigebiete betonen, die Saison sei bei ihnen noch nicht zu Ende. Sie hoffen auf ein paar lukrative letzte Tage. Die meisten stellen ihren Betrieb Mitte April ein. Dennoch liefert ein Rückblick auf die schwindende Saison bereits jetzt drei Erkenntnisse:
Das Hochdruckwetter hielt sich hartnäckig. Es führte auf der Alpennordseite und in den Alpen zum niederschlagsärmsten Dezember seit Messbeginn 1864. Die Schneedecken waren hauchdünn und wurden auch in den nächsten Monaten nicht wesentlich dicker. Die Alpensüdseite registrierte lokal über den ganzen Winter gesehen die dünnste Winterschneedecke seit Messbeginn vor 55 Jahren.
In Bosco-Gurin beispielsweise, in den Tessiner Bergen, lagen im Durchschnitt der drei Wintermonate Dezember, Januar und Februar nur 14 Zentimeter Schnee. Im langjährigen Mittel liegen hier knapp 70 Zentimeter Schnee.
Auch in anderen Bergregionen bewegte sich die dünne Winterschneedecke im rekordnahen Bereich. Davos brachte es auf 27 Zentimeter, was nur knapp über den bisher schneeärmsten Wintern 06/07, 95/96 und 89/90 liegt. In Arosa lagen im Durchschnitt von Dezember 2016 bis Februar 2017 nur 31 Zentimeter Schnee.
«Der Start war wirklich schwierig», sagt Andreas Keller, Mediensprecher von Seilbahnen Schweiz. Und doch blieben die Bergbahnen gelassen. Skigebiete, die über ein Arsenal an Schneekanonen verfügen, konnten dem natürlichen Schneemangel mit künstlichem Schnee entgegentreten. «Hervorragende Bedingungen» hätten damit gemäss Keller hergestellt werden können.
Zudem hätten einige winzige Skigebiete im Januar dank des kurzfristig doch guten Schneefalls ihren Betrieb während ein paar Tagen aufnehmen können. «Diese Skigebiete verzeichneten möglicherweise einen besseren Winter als andere Jahre», sagt Keller.
Die Nordwestschweiz, die Jurahöhen sowie der Alpenraum erlebten den sonnigsten Dezember seit rund 70 Jahren. In den höheren Lagen der Alpennordseite war es zudem der zweitwärmste, auf der Alpensüdseite der viertwärmste Dezember seit Messbeginn. Der Januar war zwar einer der kältesten seit 30 Jahren. Doch ab Monatsmitte gab es im Süden und in den Bergen viel Sonne. Die Niederungen auf der Alpennordseite mussten demgegenüber viel Nebel erdulden.
Die Sonnenscheindauer lag über den ganzen Winter gesehen in den meisten Gebieten der Schweiz über der Norm. Die Berggebiete registrierten erstmals seit acht Jahren einen überdurchschnittlich sonnigen Winter. Regional war es der zweitsonnigste Bergwinter seit Beginn der Datenreihen im Jahr 1959.
Die Gäste seien trotz Schneemangels in die Berge gereist, sagt Keller. «Weil sie wohl genug hatten vom Nebel». Das rettete die zunächst miserable Bilanz der Bahnbetreiber. Laut Seilbahnen Schweiz lagen die Gästezahlen 4,3 Prozent über den letztjährigen, der Umsatz war 5,3 Prozent höher. Das täuscht allerdings: «Der jetzige Winter konnte sich vom Winter 2015/16 abheben, weil dieser besonders schlecht war. Gegenüber dem 5-Jahres-Durchschnitt liegen die Gäste- und Umsatzzahlen aber im Minus», sagt Keller.
Die Skigebiete setzen längst nicht mehr nur auf Schnee. Besonders kleinere und tiefer gelegene, die nicht beschneien können, behelfen sich mit alternativen Angeboten, um Gäste anzulocken. Bergbahnen mit einfacher Infrastruktur können kostengünstig von Winter- auf Sommerbetrieb umstellen. Bleibt der Schnee aus, werden Wanderungen angeboten.
«Zwar ist von der Wertschöpfung her kein Gast so lukrativ wie ein Skifahrer», sagt Keller, doch könne damit wenigstens ein Teil der fehlenden Einnahmen kompensiert werden. Beliebte Alternativen zum traditionellen Wintersport seien Schneeschuh-Tracks und Eisloch-Fischen. Zudem seien die zugefrorenen Seen in diesem Winter eine Top-Attraktion gewesen.
Das haben die Skigebiete begriffen. «Weil der letzte Winter miserabel war, und auch die Jahre davor nicht gerade optimal, haben sich die Skigebiete Flexibilität antrainiert», sagt Keller.