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Spiele-Kritik zu «Klong!» von Tom Felber

Nur wer genug Mumm hat, kehrt bei «Klong!» als Sieger aus dem Verlies zurück

De Ohrfiige na
Im Spiel «Klong!» dreht sich alles um zwei Fragen: Wie laut plündert man ein Dungeon und wer bekommt als erster das Nervenflattern und rennt hinaus?
14.01.2018, 19:2215.01.2018, 06:22
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Wir spielen heute:
«Klong!»

Deckbau-Wettrenn-Spiel von Paul Dennen für 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahre. Spieldauer: 30 bis 90 Minuten. Verlag: Schwerkraft. Preis: etwa 80 Franken. 

Thema:

Diebe schleichen durch ein Verlies, in dem ein Drache haust, um möglichst wertvolle Schätze zu klauen. Dabei dürfen sie aber keinen Lärm machen. Jedes Geräusch erregt die Aufmerksamkeit des Drachen und jedes gestohlene Artefakt bringt ihn mehr in Rage. Nicht jeder schafft es wieder heil hinaus.  

Was macht man?

Klong Material
Mit Karten (rechts) steuert man sich durch ein Verlies (links).Bild: Schwerkraft

Karten kaufen und sie einem eigenen Deck hinzufügen, um mit dem Ausspielen der Karten die eigene Spielfigur durch ein Dungeon zu bewegen, Monster zu bekämpfen und möglichst wertvolle Schätze einzusammeln. 

Besondere Features:

Spieler können vorzeitig aus der Partie ausscheiden. Sobald ein Spieler das Nervenflattern bekommt und sich mit seinen Schätzen aus dem Verlies stiehlt, haben alle anderen Spieler nur noch vier Runden Zeit, um sich ebenfalls in Sicherheit zu bringen. 

Geeignet für:

Erfahrene Spieler, die gerne Risiken eingehen, ungewisse Spielausgänge mögen und ihre Spiellaune auch von einem doch sehr krassen Glücksfaktor nicht trüben lassen.  

Wir haben es für euch gespielt!

In meiner Kindheit gab es im Quartier eine ältere Frau, die sich besonders heftig aufregte (und das allen zeigte), wenn man einfach so ihre Türklingel ausprobierte. Das hat sich unter den Kindern rasch herumgesprochen und irgendwann haben sich alle einen Sport daraus gemacht, im Vorbeigehen auf ihre Klingel zu drücken oder diese gar mit Klebeband zu fixieren. Manchmal legte sich die Frau hinter der Türe regelrecht auf die Lauer und erwischte ab und zu auch ein Kind, aber normalerweise natürlich nicht eines von denen, die am meisten Unfug trieben. Dann gab es eins hinter die Löffel. Nicht, dass ich jetzt irgendwie stolz auf diese Episode wäre oder so. Aber so ähnlich muss man sich eine Partie «Klong!» vorstellen.  

Die Nachbarin aus der Kindheit ist in diesem Spiel ein Drache, der in einem Verlies haust, in dem nebenbei auch noch ganz viele wertvolle Schätze herumliegen. Da diese aus Metall oder Edelstein sind, scheppern sie beim Abtransport. Diebe machen sich nun in das Verlies auf, um möglichst viele Klunker heraus zu tragen. Wer die wertvollste Beute an die frische Luft bugsieren kann, gewinnt zum Schluss. Nun kommt aber ein ziemlich brutaler Realismus ins Spiel: Die Diebe haben nur eine beschränkte Tragfähigkeit und viele der Handlungen oder Aktionen, verursachen Krach. Dadurch wird der Drache auf die Diebe aufmerksam und immer wütender. Wer zu laut ist, fällt ihm zum Opfer und kommt nie, nie wieder aus dem Verlies heraus.

Das Spielgefühl wird wesentlich von einer weiteren Komponente geprägt: Die wertvollsten Schätze sind tief unten im Dungeon zu finden. Die Spieler brauchen starke Nerven, um sich bis dorthin zu wagen und dürfen den Zeitpunkt zur Umkehr nicht verpassen. Dabei ist es wichtig, zu beobachten, was die anderen tun. Denn der feigste Spieler triggert das Spielende. Sobald der erste Dieb wieder an der frischen Luft ist, haben die anderen nur noch vier Runden Zeit, um ebenfalls hinaus zu kommen. Wer zu gierig war  und in den Tiefen steckenbleibt, fällt komplett aus der Wertung. So wägt das Zocker-Hirn ständig gegeneinander ab, wie viel Schaden man schon genommen hat und wie lange man noch im Dungeon aushalten will. 

«Klong!» bedient sich des Prinzips des Deckbaus. Karten, die ich ausspiele, ermöglichen es, Aktionen durchzuführen und mich im Dungeon fortzubewegen.  

Den Ablauf des Spiels im Detail zu erklären, ist wenig sinnvoll. Dazu gibt es Erklärvideos. Im Wesentlichen bewegen die Spieler ihre Figuren mit den Karten auf dem Spielbrett durch das Verlies und versuchen Schätze einzusammeln. Immer, wenn sie dadurch Lärm verursachen, müssen sie «Klong-Steine» ihrer Spielerfarbe auf das Spielbrett legen, die den verursachten Lärm repräsentieren. Durch verschiedene Aktionen werden «Drachenangriffe» ausgelöst. Das bewirkt, dass dann alle auf dem Spielbrett liegenden Klong-Steine in einen Beutel geworfen werden, wo sich auch schon die Steine des bisherigen Spielverlaufs befinden. Dann wird eine bestimmte Anzahl von Steinen aus dem Beutel gezogen. Diese verursachen den entsprechenden Spielern Schäden und nehmen ihnen Leben weg. 

Das Spiel kann ziemlich unfair sein: Denn der Gott des Zufalls schert sich nicht darum, ob von jenem Spieler, der am meisten Lärm verursacht und am meisten Klong-Steine im Beutel hat, auch tatsächlich am meisten Steine gezogen werden.

«Klong!» stellt die eigene Leidensfähigkeit auch in anderer Hinsicht immer wieder auf die Probe. Denn die Auslage der Karten, die erwerbbar sind, ändert sich ständig. Während die Mitspieler mit den wunderprächtigsten Aktionsmöglichkeiten überschüttet werden, kriegt man zum Beispiel selber einfach keine Bewegungs-Karten auf die Hand und kommt im Dungeon nicht richtig vorwärts. Auch Chips, die man im Verlies zufällig findet, sind unterschiedlich gut.

«Klong!» ist aber trotzdem oder gerade deshalb unheimlich kurzweilig und spannend, sofern man die Dynamik versteht. Es verträgt aber keine Grübler, die über jeden Zug minutenlang brüten und keine Angsthasen, die sofort mit dem erstbesten Schatz wieder aus dem Dungeon rennen. Dann ist die Partie nämlich schon nach 20 Minuten zu Ende. Nein, «Klong!» ist kein Spiel für Hosenscheisser, sondern für tollkühne Draufgänger, die mit Todesverachtung aufs Äusserste spekulieren. 

Klong! Erweiterung
Die erste Erweiterung ist bereits angekündigt.Bild: Schwerkraft

«Klong!» lebt von der thematisch dichten Atmosphäre, vom gegenseitigen Belauern, bis einer die Nerven verliert und die Flucht ergreift. Eine erste Erweiterung zum Spiel ist auch schon angekündigt.

Cover Klong!
Das Cover des Grundspiels.Bild: Schwerkraft

Ist «Klong!» auch zu zweit spielbar?

Theoretisch natürlich schon. Weil man dann aber nur auf einen einzigen Gegner acht geben muss, geht eine Menge des chaotischen, psychologischen Hickhacks flöten, und die Partie  wird wesentlich berechenbarer. 

Tom Felber ist ...
... der Vorsitzende der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Fortan wird er hier für uns regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vorstellen.
Bild
bild: zvg
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