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Das Niveau im Sport steigt und steigt. Beim 100-m-Lauf bedeutet dies vereinfacht schlicht, dass sie schneller werden. Die Tennisspieler dreschen härter auf die Bälle und bringen mehr zurück. Teamsportarten werden intensiver und schneller. Und beim Kunstturnen? Da wird es verrückter. Oder einfach gefährlicher.
Einfacher erklärt dieses Video die Entwicklung. Hier turnt Superstar Larissa Latynina (insgesamt neunmal Gold) 1956 zu Olmypiagold:
Dafür würde man heute im Schulturnen wohl noch knapp eine genügende Note erhalten.
Darum versuchen Sportler immer neue Sprünge. Das kann nicht nur zu Gold führen, sondern – vorausgesetzt der Sprung hat vorher noch niemand gestanden – auch zu besonderen Ehren und der Sprung nach einem benannt wird.
Gestern versuchten sich gleich zwei Sportler mit einem neuen Element: Ihor Radiwilow (Ukr) und Kenzo Shirai (Jap). Der Ukrainer wagte gar einen eigentlich (noch) unmöglichen Sprung. Er wollte vier Saltos aneinanderreihen. Das ist nur eines: völlig verrückt. Denn die Verletzungsgefahr bei diesem Kamikaze-Unternehmen ist extrem gross. Dreht Radivilov zu wenig, knallt er auf den Rücken/Kopf. Die Folgen können fatal sein.
Radiwilow stürzte bei seiner Übung mit der Schwierigkeit von unerreichten sieben Schwierigkeitspunkten tatsächlich. Immerhin hatte er Glück und landete «nur» auf dem Gesäss. Die Medaille war weg, der Ukrainer wurde Letzter im Final der besten Acht. Und der Sprung wartet weiterhin auf einen Namensgeber. Denn fraglos ist: Sie werden es wieder versuchen.
Auch Shirai zeigte eine nie dagewesene Übung. Mit der Schwierigkeit von 6,4 war diese etwas weniger gefährlich. Shirai versuchte sich an einem Jurtschenko gestreckt mit dreieinhalb Drehungen. Er stand ihn. Und holte Bronze.
Der Sprung heisst seit gestern aber nicht Shirai, sondern Shirai II. Denn der Japaner hatte zuvor schon als erster Turner den Jurtschenko gestreckt mit drei Schrauben gestanden.
Gewonnen wird der Wettkampf vom Nordkoreaner Ri Se-Gwang vor dem Russen Denis Abljasin. Sie begnügen sich mit der sauberen Ausführung von «herkömmlichen Sprüngen».
Der Verbesserungswahn geht auch bei den Frauen um. Giulia Steingruber verzichtete intelligenterweise auf ihr neues Element – es wäre zu risikoreich gewesen. Zwei andere versuchten sich dafür am Produnowa, der auch als «Sprung des Todes» (Schwierigkeit 7,0) bezeichnet wird. Kein Wunder: Nicht wenige Jurymitglieder und Trainer würden ihn am liebsten verbieten, denn er ist zu gefährlich.
1999 zeigte die Ausnahmeathletin Jelena Produnowa den handstandüberschlag mit zweifachen Vorwärtssalto zum ersten Mal. Bei der Landung wirkt das doppelte Körpergewicht auf die Beine. Seither haben sich nur ganz wenige an dem waghalsigen Sprung versucht. Im Sprungfinal der Frauen mit Oksana Chusovitina und Dipa Karmakar allerdings gleich zwei Turnerinnen.
Beide landeten in einer zu tiefen Hocke, kassierten Abzüge und verpassten das Podest. Doch auch hier gilt – sofern der Verband keine Sicherheitsregeln festlegt: Sie werden es wieder versuchen. Und wer weiss, wie das ausgehen wird.