Zach Boychuk wechselt per sofort aus der russisch geprägten KHL von Severstal Cherepovets zum SC Bern. Und bringt damit auch seine spezielle Social-Media-Geschichte mit in die Schweiz. Wer auf dem Kurznachrichten-Dienst Twitter tätig ist und sich mit Eishockey beschäftigt, der hat sich auch schon gewundert, weshalb Zach Boychuk unter seinen Followern auftaucht (wie auch beim Autor dieser Zeilen). Der Kanadier folgt über 900'000 Twitter-Nutzern.
Ein neuer Ausländer für den #SCBern. https://t.co/2dYaFJoKru
— SC Bern (@scbern_news) 19. November 2018
Weshalb das so ungewöhnlich ist? Nun: in der Regel verfügen die Athleten selber über viele Folgende, die sich für Neuigkeiten ihrer Lieblinge interessieren. Die Sportler selber folgen aber nur einer Handvoll Leuten. Für sie ist Twitter eine Informations-Plattform, auf welcher sie ihre Nachrichten verbreiten.
Was ist also so speziell an der Affinität Boychuks? Nun: Der 29-Jährige, der 2008 von den Carolina Hurricanes in der ersten Runde gedraftet worden war und es immerhin auf 127 NHL-Spiele brachte, hat sich auf den sozialen Medien quasi ein zweites berufliches Standbein erschaffen. Aus seinem anfänglich informellen Interesse an Twitter wurde ein Geschäftsmodell. Sein Stiefvater, der sich viel mit Computern beschäftigt, machte Boychuk auf die Möglichkeiten des Kurznachrichten-Diensts aufmerksam.
Der neue SCB-Söldner begann, anderen Usern zu folgen, mit dem Ziel, dass sie ihm selber auch folgen. Was gelang. Boychuk hat mittlerweile 898'000 Follower auf Twitter. Damit ist er in der Eishockey-Szene einer der Spieler mit den meisten Followern. Die meisten hat der Russe Alexander Owetschkin (2,7 Millionen), Superstar Connor McDavid kommt auf 337'000 Folgende, Nino Niederreiter auf 67'000 und Nico Hischier lediglich auf 27'600.
Was ihm die Aufmerksamkeit auf den sozialen Medien bringt? Als er die Schwelle von 50'000 Followern durchbrach, begannen sich die Firmen für ihn zu interessieren. Er wurde Kraft seiner Reichweite als «Influencer» (Beeinflusser) eingestuft und wurde mit allerhand Geschenken beliefert. Matratzen, Kleider, Gutscheine für Flüge.
Mit der Zeit fand er Möglichkeiten, dass er jeden Tag automatisiert 20'000 neuen Twitter-Nutzern folgte, welche wiederum ihm folgten. «Diese Leute haben nicht nur Freude daran und fühlen sich geehrt, dass ich mich für sie interessiere. Sie folgen dann eben auch mir», beschreibt der Neo-Berner das Prinzip «Wie ich Dir, so Du mir».
Boychuk ist nicht nur auf Twitter aktiv, sondern hat sein Tätigkeitsgebiet auch auf Instagram und Snapchat ausgeweitet. Auch dort mit beachtlichem Erfolg – seinen Follower-Robotern sei Dank. Inzwischen wird er nicht mehr nur mit Geschenken eingedeckt. Er hat mit drei bis vier Sponsoren lukrative Werbeverträge abgeschlossen. Und sich damit bereits eine Geschäftsgrundlage für die Zeit nach seiner Karriere als aktiver Eishockey-Spieler geschaffen.
Add me on Snapchat! 👻👻👻https://t.co/gK5dGbKinp pic.twitter.com/jYF2kNY25V
— Zach Boychuk (@ZachBoychuk) 12. September 2017
Vorderhand steht bei ihm aber ganz klar das Eishockey im Mittelpunkt. Das betont der Kanadier denn auch bei jeder Gelegenheit. In Bern wird man das gerne hören.