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Lausannes Philosophiewechsel ist DAS taktische Thema vor der Saison. Die offensive Öffnung kann die Mannschaft einen Schritt weiterbringen – oder in den Abgrund der NLB stürzen. Wir können die neue Ausrichtung an einem Beispiel erklären.
Ralph Stalder und Larri Leeger wechseln zu Gottéron. Ihre Transfers haben keine Schlagzeilen geschrieben. Wenn wir nur das spielerische Potenzial betrachten, sind es bloss Dutzendtransfers. Ralph Stalder und Larri Leeger haben Lausanne verlassen – na und?
Aber die beiden tüchtigen Defensivsoldaten verkörpern das «alte» Lausanne mindestens so wie der gefeuerte Trainer Heinz Ehlers. Sie stehen für das «alte» Lausanne, das ein Hockeymärchen geschrieben hat. Nach dem Wiederaufstieg im Frühjahr 2013 galt die Mannschaft als Wiederabstiegskandidat. Aber unter Heinz Ehlers hat Lausanne in drei Jahren zweimal die Playoffs erreicht und musste im letzten Frühjahr bei Punktgleichheit dem späteren Meister SC Bern den 8. Platz überlassen. Und es passt ins Bild, dass ein ausländischer Offensiv-Verteidiger (Jonas Junland) die Abgänge von Ralph Stalder und Larri Leeger zu kompensieren hat.
Eine exzellente Mannschaftsorganisation passgenau einstudiert wie höhere Geometrie war das Merkmal dieses «alten» Lausanne. Wer zu wenig Talent hat, um mit dem Puck zu zaubern, muss eben ohne Puck besser, härter, exakter arbeiten. Lausanne hat nicht Eishockey gespielt. Lausanne hat Eishockey gearbeitet. Ein sportliches Wunder erarbeitet und nicht herausgespielt.
Aber so wie der Mensch nicht alleine vom Brot, so lebt der Zuschauer nicht alleine vom Resultat. Ein bisschen Spektakel sollte auch sein. Dieses Spektakel konnte, durfte das «alte» Lausanne nicht bieten. Lausanne hat neue kanadische Herren (und Besitzer) bekommen. Die gleichen, die zuvor in Kloten kläglich gescheitert sind. In Kloten scheiterten sie, weil ihnen die Besonderheiten unseres Hockeys fremd waren wie einem tibetanischen Yak-Hirten unser Transferreglement.
Darf man eine erfolgreiche Philosophie zum Unglauben erklären und neue taktische Götter einführen? Wir werden erst im November erkennen, ob die neue taktische Ausrichtung klug ist. Aber wir müssen nicht weit zurückblicken, um eine Antwort auf die Frage zu finden, ob es möglich ist, mit einer wenig talentierten Mannschaft den sicheren Hafen der Defensive zu verlassen und sich aufs offene Meer der Offensive zu wagen. Ein Beispiel aus der letzten Saison zeigt, dass es sehr wohl funktionieren kann.
Die SCL Tigers haben im Frühjahr 2015 mit klugem taktischen Hockey unter einem skandinavischen Trainer den Wiederaufstieg geschafft. Es schien eine Torheit sondergleichen, den klugen Taktiker Bengt-Ake Gustafsson nicht mehr weiterzubeschäftigen und durch den grantigen Kanadier Benoît Laporte zu ersetzen. Die Kritiker hoben den Mahnfinger. Langnau müsse auch in der NLA in erster Linie taktisches Hockey spielen und auf eine sorgfältige Defensive achten.
Heute wissen wir: Die Kritiker waren kleinmütige, konservative, mutlose Kleingeister. Der riskante Stilwechsel beflügelte die Emmentaler. Sie haben letzte Saison die taktischen Fesseln abgestreift und sind spektakulär zum Ligaerhalt gestürmt.
Und nun also Lausanne. Lausanne kopiert die SCL Tigers. Der Skandinavier Heinz Ehlers musste gehen und ein Kanadier ist gekommen. Dan Ratushny kann viel bewirken, er war zuletzt zweimal hintereinander österreichischer Meister. Entweder geht Lausannes neuer Trainer mit fliegenden offensiven Fahnen unter oder er wird Trainer des Jahres.
Negativ. In der Abwehr Substanz verloren, im Sturm keine Verstärkungen.
Gering
Ist Torhüter Cristobal Huet noch gut genug, um das offensive Experiment abzusichern?