Oltens Weg nach oben endet im September 2014. Geschäftsführer Peter Rötheli (nicht verwandt mit der Hockey-Legende André Rötheli) erlöst seinen Kumpel Jakob Kölliker aus der Arbeitslosigkeit und installiert ihn als Sportchef.
Zuvor hatte der einstige Rekordinternationale und langjährige U20-Nationaltrainer als Sportchef die SCL Tigers sportlich ruiniert. Nach der zweiten Trainerentlassung der Saison stellte er sich im Frühjahr 2013 selbst an die Bande und verlor die Liga-Qualifikation gegen Lausanne. Abstieg. Mit einer Mannschaft, die gut genug war für eine Playoff-Qualifikation.
Bis heute ist es eines der ungelösten Rätsel unseres Hockeys, wie ein so kluger Präsident wie Benvenuto Savoldelli der Anstellung Jakob Köllikers in der sensiblen Schlüsselposition eines Sportchefs zustimmen konnte. Die Langnauer konnten ihr Glück fast nicht fassen. Jakob Kölliker ausgerechnet beim stärksten Gegner im Aufstiegskampf. Sie schafften die Promotion (nach einem NLB-Finalsieg über Olten) im Frühjahr 2015. In der Liga-Qualifikation waren die Rapperswil-Jona Lakers chancenlos.
Olten hat alles für die Rückkehr in die NLA. Leidenschaftliche Fans, eine breite Unterstützung durch die lokale Wirtschaft, eine zweckmässige Arena und den perfekten Standort: Zwischen Zürich und Bern gibt es keinen einzigen NLA-Klub im Eishockey oder im Fussball. Olten könnte die Sporthauptstadt des Mittellandes werden.
Aber alle diese Vorteile können nicht umgesetzt werden. Weil eine visionäre Führungspersönlichkeit im sportlichen Bereich fehlt. Durch Fehlbesetzungen auf den Schlüsselpositionen (Trainer, Torhüter, Ausländer) hat Sportchef Jakob Kölliker die Aufstiegschancen ruiniert. Und es gelingt ihm auch nicht, durch Engagement Begeisterung zu wecken. Mit seinem Wesen und Wirken ist er in der Chemie eines Sportunternehmens mehr «Spaltpilz» als Leitwolf.
Nicht aus böser Absicht. Es ist einfach seine Art, vielleicht auch geprägt durch seine immense Erfahrung im Hockey als Spieler, Trainer und Funktionär. Er wirkt in gewisser Weise desillusioniert. Und natürlich kehrt er auch in Olten zwischendurch selber an die Bande zurück. Während der Halbfinals 2016 gegen Ajoie feuert er Heikki Leime, schiebt den überzähligen Ausländer Eric Beaudoin als Strohmann in die Cheftrainerposition und führt als Assistent das Zepter. Seldwyla pur.
Auf die neue Saison schafft es Jakob Kölliker, von allen NLB-Spitzenteams die schwächsten Goalies zu verpflichten. Statt Melvin Nyffeler (er hat das Potenzial für die NLA) nimmt er dessen Bruder Dominic unter Vertrag. Ein durchschnittlicher NLB- Schlussmann. Als neuen Trainer holt er aus Spanien seinen Kumpel Maurizio Mansi, der dort als Assistent des Nationaltrainers gearbeitet hat. Er ist von allem Anfang an überfordert und auf die Ratschläge des Sportchefs angewiesen.
Als ihn Jakob Kölliker am 24. Januar endlich feuert und durch Bengt-Ake Gustafsson ersetzt – auch der Schwede ist sein Kumpel – ist es zu spät. Die Oltner erwischen auf Platz 5 im Viertelfinale Rapperswil-Jona. Gestern sind sie sang- und klanglos gescheitert. Erneut zeigt sich: Wo Jakob Kölliker Sportchef ist, bleibt kein Trainer bis zum Saisonende.
AUS DIE MAUS!
— EHC Olten (@EHCOlten) 26. Februar 2017
Lakers 5:2 EHC Olten
Tore für Olten: 0:1 Wüst, 5:2 Bagnoud.
Es sollte boshafterweise nicht unerwähnt bleiben, wie ungeschickt Oltens Sportchef sich bei Vertragsverhandlungen angestellt hat. Er fällt wie ein Anfänger auf das Pokerspiel von Marco Truttmann mit einem angeblichen Angebot von Langenthal herein, gewährt ihm bei der Vertragsverhandlung eine Lohnerhöhung von mehr als 30 Prozent und macht ihn zum bestverdienenden Schweizer Spieler in der Oltner Hockeygeschichte. Hätte er einfach ein wenig Geduld gehabt, wäre eine Verlängerung zum gleichen oder gar zu einem niedrigeren Lohn möglich gewesen.
Was nun? Wenn die Oltner ihr enormes Potenzial nützen wollen, dann brauchen sie eine starke, charismatische Persönlichkeit, die dazu in der Lage ist, diesen schlummernden Hockey-Titanen zu wecken. So wie es Kevin Schläpfer in Biel erst als Sportchef und dann als Trainer vorgemacht hat. Er erlöste die Bieler aus ihrer 13-jährigen Verbannung in die NLB.
Kevin Schläpfer in Olten? Unmöglich? Nein. Die Oltner brauchen den grossen Wurf. Kevin Schläpfer ist ihre Jahrhundert-Chance. Der Baselbieter ist von seinen Aufgaben in Biel entpflichtet und sucht eine neue Herausforderung. Die Chancen, dass er nächste Saison in der höchsten Liga einen Job bekommt, sind gering. Viel geringer als er selber denkt. Bald wird er froh sein um ein gutes Angebot aus der NLB.
In Olten übergibt Benvenuto Savoldelli die Führung einer neuen Crew. Er geht als einer der besten Präsidenten in unsere Hockeygeschichte ein. Er hat Olten saniert und zu einem Musterunternehmen in der zweithöchsten Liga gemacht. Die Oltner verdanken ihm ihre heutige Existenz in der NLB und angesichts seiner enormen Verdienste sei ihm der Irrtum Jakob Kölliker verziehen.
Der EHC Olten hat also eine neue strategische Führung und braucht nun auch neue Männer in der operativen Leitung. In Nordamerika würde jetzt ein «House Cleaning» durchgeführt. Bei Sportunternehmen werden dabei alle Leute gefeuert und die wichtigen Positionen neu besetzt. So ändert die Chemie, so wird ein Neuanfang möglich.
Wenn Kevin Schläpfer in Olten mit dem Rückhalt des Verwaltungsrates freie Hand im sportlichen Bereich bekommt wie damals in Biel, dann führt er den EHC Olten als «Franchise Man» in drei Jahren zurück in die NLA. Wie in Biel kann er erst als Sportchef die Mannschaft bauen, weiterhin Bengt-Ake Gustafsson an der Bande belassen und nach einem oder zwei Jahren selber das Traineramt übernehmen. Wenn die Oltner mit dem bisherigen Führungspersonal und mit Jakob Kölliker weitermachen, dann bleiben sie das Seldwyla unseres Hockeys.