Zugs Garret Roe taumelt bereits nach einem Zweikampf. Da braust Berns Tristan Scherwey heran und streckt den Amerikaner mit einem Check nieder. Die Hockeygötter sind gnädig. Garret Roe bleibt unverletzt.
Gemäss einer Medienmitteilung von @SwissIceHockey wird die Aktion von #TristanScherwey vom @scbern_news gegen @theroeboat11 vom @official_EVZ genauer untersucht. Es wurde ein Verfahren eröffnet. #MySportsCH #HomeofSports #MyHockey #Eishockey #NationalLeague pic.twitter.com/Kkhk4528Hg
— MySportsCH (@MySports_CH) 13. Januar 2019
Zugs Trainer Dan Tangnes kommentiert nach dem Spiel diese Szene nicht und sagt bloss resignierend, es habe in letzter Zeit so viele solcher Zwischenfälle gegeben, dass darüber kaum mehr ein Wort verloren würden.
Genau so ist es. Im neuen Jahr häufen sich die Zwischenfälle. Servettes Eric Martinsson droht nach einem Bandencheck von Marc Wieser das Saisonende. Luganos Maxim Lapierre benützt bei einem Stockschlag gegen Zürichs Chris Baltisberger sein Werkzeug eher wie eine Waffe. Zugs Raphael Diaz erwischt Lausannes Torrey Mitchell mit dem Ellenbogen am Kopf. Zugs Johan Morant checkt Berns Thomas Rüfenacht kopfvoran in die Bande. Das alles in nicht einmal zwei Wochen.
Marc Wieser vom @HCDavos_off wird wegen eines Bandenchecks gegen Eric Martinsson vom @officialGSHC im Spiel vom 6. Januar vorsorglich für ein Spiel gesperrt. Zudem wurde gegen Wieser ein ordentliches Verfahren eröffnet. #MySportsCH #Disciplinary #HomeofSports pic.twitter.com/ewqjMwUtqd
— MySportsCH (@MySports_CH) 7. Januar 2019
Enquête ouverte et suspension provisionnelle pour le match de ce soir prononcée contre @diaz_raphael_61 . Il avait chargé à la tête Torrey Mitchell ⬇️ pic.twitter.com/t8wy2h6bCx
— MySports_CH_fr (@MySports_CH_fr) 12. Januar 2019
Diese Zwischenfälle sind alle unterschiedlicher Natur. Ausser beim üblen Stockfoul von Maxim Lapierre kann keinem Spieler Absicht unterstellt werden. Im juristischen Sinne ist es die «Inkaufnahme» einer Verletzung bei einem Check. Der entscheidende Punkt ist ein anderer, nicht juristischer Natur und nicht einklagbar: Es geht um den Respekt vor dem Gegenspieler.
Das Problem ist theoretisch längst erkannt. Es gibt sowohl beim internationalen wie beim nationalen Verband seit Jahren zahlreiche «Respect»-Aktionen. Eishockey ist ein gefährliches Spiel. Auch ohne jedes Fehlverhalten kann es zu schweren Unfällen kommen. Wie beim Sturz in die Bande von Zugs Carl Klingberg im Spiel in Langnau. Versicherungstechnisch ist der Beruf des Eishockeyspielers längst dem Extremsport mit entsprechend hohen Prämien gleichgesetzt. Prämien, die die Klubkassen arg belasten.
Umso wichtiger ist es, Unfälle zu verhindern, die verhindert werden können. In dem die Spieler aus Respekt vor dem Gegenspieler auf gefährliche Aktionen verzichten. Auf Checks wie jener von Tristan Scherwey gegen Garret Roe oder jener von Johan Morant gegen Thomas Rüfenacht. Der Stockschlag von Maxim Lapierre gehört in eine andere Kategorie. Hier ist die böse Absicht erkennbar.
Die neuen Regeln sind klar und klug: Sogenannte «Late Hits», also «verspätete» Checks, wenn der Spieler nicht mehr im Besitz der Scheibe ist, sind verboten. Grundsätzlich ist der Körperangriff (der Check) nur im Kampf um die Scheibe erlaubt. Aber nicht, um ihn einzuschüchtern. Und «blinde» Checks, die der Spieler nicht erwarten oder kommen sehen kann, sind sowieso verboten.
Diese Regeln sind wichtig für die Gesundheit der Spieler. Das Spiel ist heute viel schneller geworden. Die Aufprallenergie steigt im Quadrat zum Tempo. Der Begriff der Härte bedarf einer Revision und kann nicht mehr in den Massstäben des letzten Jahrhunderts gemessen werden. Checks haben heute eine ungleich grössere Wucht und Wirkung als noch vor 15 Jahren. Deshalb steigt die Zahl der Gehirnerschütterungen.
Das Geschwätz von Ewiggestrigen (oft sind es ehemalige Spieler), die eine archaische Härte kultivieren und ein Fehlverhalten des gefoulten Spielers monieren, muss aufhören. Der Ansatz zur Lösung des Problems sind die Täter. Nicht die Opfer.
Die Regeln sind das eine. Sie durchzusetzen das andere. Nach wie vor fehlt gewissen Klubs die Einsicht, übertriebene Härte des eigenen Personals zu missbilligen. Etwa in Bern, wo diese Saison gegen eine gerechtfertigte Sperre Rekurs einlegt wurde und dafür auch noch Geld ausgegeben wurde sowie Ex-Hockey-Einzelrichter Reto Steinmann als Fürsprecher verpflichtet worden ist. Auch auf dieser Ebene ist Umdenken notwendig.
Die «Selbstjustiz», die einst in der guten alten Zeit in der NHL zelebriert worden ist – der Sünder kassierte Prügel – gibt es heute nicht mehr. Sie ist auch nicht mehr wünschenswert.
Unsere Hockeyjustiz arbeitet gut und pflückt auch die Sünder heraus, welche die Schiedsrichter übersehen haben. Was noch fehlt, ist die erzieherische Wirkung der Strafen. Drei oder vier Spielsperren während der Qualifikation kümmern eigentlich keinen Spieler und selbst die Klubs können das gut verschmerzen. Unsere Hockeyrichter sind zu milde.
Es braucht für klare Fälle härtere Strafen. Wer ganz offensichtlich die Gesundheit eines Gegenspielers durch eine vermeidbare illegale Aktion gefährdet, gehört für sieben bis zehn Spiele gesperrt. Spätestens im zweiten Wiederholungsfall für den Rest der Saison.