Berater, Motivationskünstler, Mentaltrainer und Ratgeber gibt es heute im Sportbusiness wie Sand am Meer. Wenn einer aus diesem unübersehbaren Heer herausragt, dann muss er schon eine grosse Nummer sein.
Dr. Saul L. Miller ist in der Tat eine grosse Nummer. Zu seinen Auftraggebern gehörten oder gehören Firmen wie VISA, Nike oder Sony. Im Sport die New York Mets, die Seattle Mariners, die Dodgers, die Rams, die Clippers und die Kings in Los Angeles, die Vancouver Canucks, die Florida Panthers, die Nashville Predators, die St.Louis Blues, amerikanische und kanadische Olympiateilnehmer, Politiker und Manager. Auf seiner Website prangt inzwischen auch das Logo des Schweizer Meisters SC Bern.
Miller hat mehrere Bücher über Sportpsychologie geschrieben. Typische amerikanische Ratgeber, die vermeintlich Banales in grosse Zusammenhänge stellen und gerade deshalb zum Lichte der Erkenntnis führen können. Titel wie «Performing under Pressure», «The Complete Player – the Psychology of Winning Hockey», «Hockey Tough – A winning mental Game» oder «Why Teams Win – Keys to Success in Business, Sport and Beyond». Diese Bücher lesen sich leicht und haben auch einen gewissen Erkenntnis- und Unterhaltungswert.
Saul L. Miller ist einst über seinen Freund Larry Huras in die Schweiz gekommen und hat ganz offensichtlich Gefallen an unserer Sportkultur gefunden. Längst muss er nichts mehr beweisen und unübersehbar steht für ihn der Spass an einer Aufgabe im Mittelpunkt.
Inzwischen kennt er durch seine Beratertätigkeit in Lugano, Bern und Zug die meisten Nationalspieler. Der freundliche ältere Herr mit einer gesunden Portion Eitelkeit ist ein überaus angenehmer Zeitgenosse, der sich nicht in den Vordergrund drängt und im Klub eher umgeht wie ein geheimnisvoller Magier.
Seine Freude, nun mit unserer Nationalmannschaft nebst zwei WM-Turnieren (2017, 2018) auch noch das Olympische Turnier an «vorderster Front» zu erleben, ist gross. Nach einer grossen Karriere jetzt noch die Erfüllung eines Bubentraumes. Olympische Spiele haben bei Nordamerikanern noch eine viel grössere, beinahe spirituelle Bedeutung.
Was kann dieser «Hexenmeister» der Sportpsychologie bewirken? Wir sollten die Wirkung von «Motivations-Voodoo» im Eishockey nicht überschätzen – aber eben auch nicht überschätzen.
Hier als Beispiel von Millers Motivations-Konzept das «power statement» eines NHL-Stars auf dem Weg zum Stanley Cup. Englisch ist die Sprache des Eishockeys. Deshalb lassen wir das so in der Originalsprache stehen:
Wenn unsere WM-Spieler jede dieser Aussagen fleissig wiederholen, sich einprägen, zu Herzen nehmen, in die Seele einsickern lassen, dann werden sie weit über sich hinauswachsen und in Paris WM-Helden werden.
Und wenn nicht? Dann singen wir mit Mireille Mathieu:
Nationaltrainer Patrick Fischer hat einst als Spieler unter Ralph Krueger erlebt, welche Wirkung «weiche Faktoren», «Motivations-Voodoo», haben können. Das SMS, das Ralph Krueger 2000 bei der WM vor dem Spiel gegen Russland (das die Schweizer unbedingt gewinnen mussten) seinen Jungs schickte, ist geradezu legendär. Die Schweizer besiegten die Russen in St.Petersburg 3:2 und verbannten sie in die Abstiegsrunde.
Heute mag man über eine SMS-Botschaft lächeln – doch zu Beginn unseres Jahrhunderts war das noch grosses High-Tech-Motivations-Kino.
Und nun also Saul L. Miller. So oder so wird er ein Farbtupfer der WM- und Olympia-Expedition sein und den Unterhaltungswert mehren.