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Die Spitzfindigen unter euch werden sagen: «Ja aber der FC St.Gallen ist dann imfall auch noch nicht gerettet! Imfall!» In Anbetracht von sieben Punkten Vorsprung auf den Abstiegsplatz in Kombination mit der Tatsache, dass im Keller noch Direktduelle anstehen, darf der FCSG aber getrost als gesichert betrachtet werden.
Es bleibt also dabei, verglichen werden Lugano, Zürich und Vaduz. Und zwar (grösstenteils subjektiv!) nach folgenden Kriterien:
Die Tradition ist für die meisten Fussballfans sehr wichtig, manchmal fast ein bisschen zu wichtig (siehe Diskussion zu RB Leipzig). Dennoch hat sie natürlich auch hier ihre Berechtigung. Und dabei ist es natürlich schwierig, ein Team aus Liechtenstein in der höchsten Schweizer Liga mit Tradition in Verbindung zu bringen. Vaduz fällt damit schon einmal aus der Entscheidung.
Das Duell zwischen Lugano und Zürich ist schnell entschieden. Lugano gehört zwar schon 1933 zur Nationalliga A und wurde auch dreimal Meister, doch dem FCZ können die Tessiner in diesem Belangen das Wasser nicht reichen, zu oft verschwanden sie in der Zweitklassigkeit. Der FCZ gehört mit seinen 12 Titeln schlicht zum Super-League-Inventar.
Punkt für den FC Zürich!
Bezüglich Zuschauerzahlen gehören die Abstiegskandidaten allesamt nicht zu den Aushängeschildern. Auch wenn die Diskrepanz gegenüber der Gesamtkapazität des Stadions (Letzigrund: 26'500 Plätze) beim FC Zürich am grössten ist, haben die Zürcher die eindrücklichsten Anhänger im Rücken. Mit der Südkurve können die Fan-Arrangements von Lugano und Vaduz nicht mithalten.
Weiterer Punkt für den FC Zürich!
Vielleicht mache ich es mir mit meiner radikalen Ansicht in diesem Belangen zu einfach. Der Letzigrund ist meiner Meinung nach architektonisch ansehnlich und das Cornaredo hat auch seinen Charme, doch wegen der Leichtathletikbahn haben sie gegen das Rheinparkstadion im Ländle keinen Stich.
Punkt für den FC Vaduz!
Da ich selbst kein ausgewiesener Groundhopper bin, berufe ich mich auf einen Fussball-Kulinarik-Experten, der sagt, dass Zürich, Vaduz und Lugano nicht zu den verpflegungstechnischen Höhepunkten gezählt werden können. Der Letziburger wird zurecht von vielen geschätzt, doch die Würste seien sowohl im Rheinpark wie auch im Cornaredo besser. Bei virtuellem Gleichstand entscheidet der Fakt für Lugano, dass man dort ausserhalb des Stadions im Ristorante fein essen kann.
Punkt für den FC Lugano!
Hier die erste Kategorie, in der es sehr eng zu- und hergeht. Schön ist es überall. In Zürich, im Rheintal wie auch in Lugano, wobei man beim Stichwort «Dolce Vita» kombiniert mit dem Klima Letzerem den Zuspruch geben möchte.
Das Tessin hat aus regionspolitischer Sicht ebenfalls einen Platz in der Super League verdient. Dasselbe sei aber auch von Zürich gesagt, denn was wäre der Schweizer Fussball ohne das blau-weisse Stadtderby? Die Vaduzer müssen hier etwas hinten anstehen, auch wenn ihr Einzugsgebiet grösser ist, als viele denken, da sie es pauschal nur dem nahen Ausland zuordnen.
Je einen halben Punkt für Lugano und Zürich.
Nun weiter zu fussballrelevanteren Themen. Zum FCZ meint Tagi-Sport-Ressortleiter Ueli Kägi im Artikel von heute bissig aber treffend: «Der FCZ hat sein Kader so zusammengestellt, dass die Konkurrenz ihn dafür hinter vorgehaltener Hand auslacht.» Der Führungsstil von Ancillo Canepa, derzeit wieder Präsident und Sportchef in Personalunion, verdient unbestritten keine Prämierung.
Lugano ist nach dem Konkurs 2002 zwar wieder aufgestanden, was lobenswert ist, die Versäumnisse aus der Vergangenheit hallen aber nach. Am wenigsten von Querelen hinter den Kulissen hört man beim FC Vaduz, was als Qualitätsmerkmal aufzufassen ist.
Punkt für den FC Vaduz!
Giorgio Contini (42) und Sami Hyypiä (42) sind ziemlich frisch im Trainer-Business und können noch nicht als Koryphäen bezeichnet werden. In der Aussenwahrnehmung scheint Contini von den beiden der gefestigtere, mit seiner akribischen Art – auch wenn er punktemässig nicht besser dasteht als Hyypiä. Beim Finnen wird man den Eindruck nicht los, dass er trotz seinen steten Appellen die Mannschaft nicht erreicht.
Luganos Zdenek Zeman (68) hat bei Lugano keinen einfachen Stand, was aber zu einem grossem Teil seinem Personal geschuldet ist. Dafür ist er seinen zwei Kollegen Punkto Erfahrung und internationaler Ausstrahlung um Meilen voraus. Zeman ist tatsächlich schon länger Trainer als die anderen beiden auf der Welt sind und hat neben vielen Stationen in Italien auch schon in der Türkei (Fenerbahçe Istanbul) und Serbien (Roter Stern Belgrad) trainiert.
Punkt für den FC Lugano!
Beim Stichwort «attraktiver Fussball» denkt man spontan nicht an einen der Abstiegskandidaten. Durchaus verständlich. Vaduz hätte eine 4:5-Niederlage gegen YB zu bieten, der FCZ ein 2:4 in einem spannenden Derby. In Sachen Attraktivität haben die Luganesi klar die Nase vorn, auch wenn ihnen das nicht zugute kommt: 0:7, 0:6, 1:6 und 3:5 (gegen Zürich) lauten Resultate aus der laufenden Saison.
Punkt für den FC Lugano!
Die oben aufgelisteten Resultate machen es mir einfach, Lugano hier kategorisch auszuklammern (72 Gegentore in 32 Spielen, da ist alles gesagt). Zwischen Zürich (61 Gegentore) und Vaduz (56) ist das Rennen ausgeglichener. Der FCZ hat mit dem Zuzug von Leonardo Sanchez defensive Stabilität gewonnen, der Argentinier war allerdings zuletzt verletzt – könnte nach einem Muskelfaserriss aber heute Abend wieder zum Einsatz kommen.
Den solidesten Eindruck machte jedoch die Defensive von Vaduz-Trainer Contini, auch wenn das von Captain Simone Grippo und Florian Stahel angeführte Abwehrdispositiv längst nicht in jedem Spiel überzeugen konnte.
Punkt für den FC Vaduz!
Auch offensiv fällt es schwer, Zürich (43 Tore), Vaduz (39) und Lugano (38) auseinanderzuhalten. In den Top 10 der hiesigen Torschützenliste lässt sich kein Spieler der drei Abstiegskandidaten finden. Lugano und Vaduz haben mit Antonini Culina respektive Armando Sadiku immerhin Spieler im Kader, die in der laufenden Meisterschaft zweistellig getroffen haben (je 10 Tore).
Aber Lugano oder Vaduz als Offensiv-Macht zu bezeichnen, wäre unpassend. Der FCZ ist im Angriff tatsächlich als Stärkster der drei einzuschätzen, auch wenn das Toreschiessen auf viele Schultern verteilt ist – auch auf jene von Sadiku, der erst im Januar zu den Liechtensteinern transferiert wurde. Zudem haben die Zürcher mit Alexander Kerschakow den einzigen Stürmer von internationalem Format, auch wenn dieser schon in die Jahre gekommen ist.
Punkt für den FC Zürich!
Zu meinem Verdruss ist die Schlussrangliste etwa so aufschlussreich die die aktuelle Super-League-Tabelle ...
Zu jedem Verein lassen sich Gründe aufzählen, ihn sofort absteigen zu lassen, aber auch Gründe, die ihn in der Super League wertvoll machen. Am schwierigsten tue ich mich mit der Situation beim FC Zürich. Zum einen gehört er für mich von den drei Klubs am ehesten in die Super League, immerhin war er vor sieben Jahren noch Meister. Doch täte es dem von Krise zu Krise robbenden Verein vielleicht auch mal gut, sich in der Challenge League neu zu sammeln?
So oder so, spannende vier Runden Abstiegskampf stehen uns bevor. Dass am Schluss der Klub den Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss, der auf dem letzten Platz steht, ist sicherlich in keinem Fall verkehrt.