Ein Fehler des Basler Ersatzgoalies Germano Vailati, der zur Thuner Führung führt. Die Antwort von Renato Steffen, der mittels Volleyschuss herrlich zum 1:1 trifft. Und eine zweite Halbzeit, in der der FCB gegen erstaunlich müde Gastgeber nahe am Siegtreffer ist, diesen wegen mangelnder Qualität im Torabschluss aber nicht erzielt. Das Remis – notabene der erste FCB-Punktverlust in der Super League seit dem 22. November 2015 (1:2 in St.Gallen) – ist das Resultat einer ereignisarmen Partie.
Was also bleibt sonst vom Ausflug ins Berner Oberland? Etwa weitere Indizien für das, was sich bereits in den letzten Wochen andeutete: FCB-Wunderkind Breel Embolo steckt in seiner ersten kleinen Schaffenskrise.
Gleich drei gute Möglichkeiten hat Embolo in der zweiten Halbzeit – er vergibt sie alle. Nach 60 Minuten lässt er sich vor dem leeren Tor den Ball von Thun-Verteidiger Bürki wegspitzeln.
Kurz darauf schiesst Embolo aus vielversprechender Position an der Strafraumgrenze weit über das Tor.
Und schliesslich will er in der 85. Minute nach einer Vorlage von Safari überhastet abschliessen, statt den Ball anzunehmen und in Ruhe den Abschluss zu suchen. Die Folge: Embolo stolpert über den Ball und vergibt die grosse Chance auf den Siegtreffer.
Weil der etatmässige Stossstürmer Marc Janko seine letzte Spielsperre absitzt, darf Embolo in Thun im Sturmzentrum ran. Dort also, wo er sich gemäss eigener Aussage am wohlsten fühlt. Doch dies beisst sich mit seinen Leistungen: Am rechten Flügel, wo Embolo die meisten Spiele in dieser Saison absolvierte, kommen seine Dynamik und sein Speed besser zur Geltung. Weil er dort mehr Platz hat als im dicht gedrängten Zentrum, wo ihm die gegnerischen Verteidiger auf den Füssen stehen.
Immerhin: Embolo kommt zu Möglichkeiten, weil einer wie er von einer Super-League-Abwehr nicht über 90 Minuten auszuschalten ist. Aber eben, er verwertet sie zurzeit nicht.
Somit wartet der 19-Jährige nunmehr seit fast vier Monaten auf einen Torerfolg – letztmals traf er am 8. November 2015 bei der 2:3-Heimniederlage gegen GC. Seither hat er viel von seiner Unbekümmertheit verloren. Die Dinge, die ihm im letzten Jahr scheinbar mühelos gelangen, misslingen seit der Winterpause grösstenteils. Zuletzt hatte Embolo in der Europa League gegen die kantigen Verteidiger von Saint-Étienne grosse Mühe, sich überhaupt einigermassen zu behaupten.
Woran das liegt? Zum einen sicher daran, dass es völlig normal ist, dass Fussballer schwierige Phasen durchmachen. Embolo ist seit zwei Wochen 19 Jahre alt – bei keinem Spieler in diesem Alter zeigt die Leistungskurve nur nach oben. Der zweite Grund: Der Wirbel in der Winterpause ist nicht spurlos an Embolo vorbeigegangen. Der VfL Wolfsburg bot mehr als 25 Millionen Franken, um ihn sofort zu verpflichten.
Embolo, wäre es nur nach ihm gegangen, hätte einem Wechsel wohl zugestimmt, weil er sich bereit fühlt für die Bundesliga. Der FC Basel aber schob dem Deal einen Riegel, liess sich nicht einmal auf Verhandlungen ein. Was Embolo klaglos akzeptierte. Doch den Druck, das bisher Gezeigte zu bestätigen, um attraktiv zu bleiben für Vereine vom Kaliber eines VfL Wolfsburg, diesen Druck kann ein Teenager wie Embolo nicht einfach ausblenden.
Embolo wollte gestern nicht sprechen. Er liess ausrichten, er sei in der Pflege. Dafür sprach Trainer Urs Fischer: «Ich hätte ihm ein Tor sehr gegönnt, das hätte ihm sehr gut getan. Für mich ist wichtig, dass er zu Chancen kommt und dass er solidarisch für das Team spielt. Breel hat gerade eine Phase, in der es ihm persönlich nicht gut läuft. Das ist völlig normal.»