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So kam es zum Wechsel-Chaos um Supertalent Malcom

Brazilian soccer player Malcom Filipe Silva de Oliveira kisses the emblem on his shirt upon his arrival at the club's office at the Camp Nou stadium in Barcelona, Tuesday, July 24, 2018. Malcom h ...
Ob Malcom auch das Roma-Wappen geküsst hätte, wenn er dorthin gewechselt wäre? Ziemlich sicher ...Bild: AP/AP

Plötzlich bei Barça statt in Rom – so kam es zum kuriosen Wechsel-Chaos um Malcom

25.07.2018, 09:5425.07.2018, 10:03
Dominik Sliskovic / watson.de
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Bayern München, Inter Mailand, Everton: Sie alle wollten Malcom Filipe Silva de Oliveira, kurz Malcom, zu sich lotsen. Den Zuschlag erhielt die AS Roma, die dem 21-jährigen Brasilianer nicht nur die schlüssigste Zukunftsvision aufzeigen, sondern seinem Klub Girondins Bordeaux dank der Rekord-Einnahmen durch Alissons Wechsel nach Liverpool auch die höchste Ablösesumme (knapp 36 Millionen Euro) bieten konnte – scheinbar.

Denn schon kurz nachdem die Roma den Transfer auf ihrem Twitter-Profil als eingetütet verkündete, platzte der FC Barcelona mit einem besseren Angebot dazwischen. Der Grund für Barças ungestümes Auftreten: Durch den Abschied Paulinhos nach China ist plötzlich eine Position im Offensivspiel der Katalanen frei geworden. Ihr erster Kandidat, der Brasilianer Willian, hat mit starken Leistungen bei der WM seinen Marktwert ordentlich in die Höhe getrieben. Barça biss sich an der 70-Millionen-Schmerzgrenze von Chelsea die Zähne aus.

Roma-Sportdirektor Monchi erklärt den geplatzten Malcom-Wechsel:

«Es ist leicht zu erklären, was passiert ist, aber vielleicht etwas schwieriger es komplett zu verstehen. […] Wir haben die Verhandlungen mit Bordeaux und dem Spieler, über seinen Berater, ungefähr vor einer Woche gestartet. Nach drei oder vier Tagen mit intensiven Gesprächen haben wir am Montag um 17 Uhr eine Einigung erzielt, mit dem Berater, dem Spieler und Bordeaux.

Der Deal war durch und wir hatten die Erlaubnis, den Spieler nach Rom fliegen zu lassen, um seinen Medizincheck zu absolvieren. Es gab ein Flugzeug, das um 21 Uhr fliegen und um 23 Uhr ankommen sollte. Alles war geklärt, weshalb wir ruhig und gesammelt waren. Eine Stunde nach der Veröffentlichung des Statements kamen dann Andeutungen über ein neues Interesse von Barcelona.

Ich rief bei Bordeaux an und mir wurde gesagt, dass Barcelona ein besseres Angebot abgegeben hatte und wenn wir unseres nicht nachbessern, werden wir den Spieler nicht bekommen. Ich habe ihnen gesagt, dass es jetzt reicht, weil wir nicht Teil einer Auktion werden wollten.

Es tut mir sehr leid, was passiert ist. […] Wenn jemand nach Rom kommen will, ist das grossartig, aber wenn sie letztlich doch nicht nach Rom wollen, dann wollen wir sie auch nicht.»

Kurzfristig soll bei der «Blaugrana» deshalb ein Umdenken stattgefunden haben: Warum 70+ Millionen für einen bald 30-Jährigen ausgeben, wenn wir für gut die Hälfte der Summe die Zukunft an uns binden können? Der Name dieser Zukunft: Malcom. Und da dieser in Rom nur sein Wort, nicht jedoch seine Unterschrift hinterlassen hat, entschied sich Barcelona ein Angebot über 41 Millionen Euro an die französische Atlantikküste zu schicken.

Bordeaux entzog Malcom die Freigabe für die Reise zum Medizincheck nach Rom und stieg in neue Gespräche mit dem spanischen Meister ein. Malcom blieb nichts anderes übrig, als seinen Flug zu canceln und am Flughafen Bordeaux auf weitere Anweisungen zu warten.

Doch wer ist dieser Malcom, um den sich die zwei Fussball-Schwergewichte streiten?

Geboren wurde Malcom, der seinen Namen zu Ehren des Bürgerrechtlers Malcom X erhielt, in der brasilianischen Millionen-Metropole Sao Paulo. Bereits mit 17 gab er sein Debüt im Profi-Team seines Ausbildungsvereins Corinthians. Ein Jahr später krönten sich Corinthians und Malcom zum brasilianischen Meister 2015. In dieser Saison spielte sich Malcom mit 31 Einsätzen nicht nur in Corinthians Startelf, sondern auch in die Notizblöcke europäischer Talentsscouts. 

Den Zuschlag für das vielseitig einsetzbare Offensiv-Talent erhielt im Januar 2016 der frühere französische Meister Bordeaux. Noch in der Rückrunde der laufenden Ligue-1-Saison machte Malcom 12 Partien und spielte sich die Last von seinen gerade einmal 18-jährigen Schultern. In den darauffolgenden zwei Saisons stieg Malcoms Leistungskurve kontinuierlich an. Seit Alain Giresse hatten sie bei den «Girondins» keinen so kompletten Offensivspieler gesehen. Malcom kann Dribbling, Tempoverschärfungen, blitzschnelle Abschlüsse und butterweiche Diagonalpässe. 

«Ich liebe es, furchtlos gegen Verteidiger ins Dribbling zu gehen. Dabei versuche ich, Robinho und Neymar zu kopieren», sagt Malcom selbst über seinen Spielstil. Aufgrund seiner geringen Körpergrösse (171 cm) und dem tiefem Körperschwerpunkt ist es ein Einfaches für ihn, hüftsteife Abwehrhünen zu überlaufen. Dafür muss er oftmals nicht einmal so tief in die Neymar-Trickkiste greifen.

Sp spielt Malcom Fussball.Video: YouTube/SportVideosMM

Der Roma geht mit Malcom ein echtes Sturm-Juwel durch die Lappen. Barcelona dagegen wird für seine Dreistigkeit belohnt – und spart durch den Verzicht auf Willian mindestens 30 Millionen Euro.

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yakari
25.07.2018 10:04registriert Januar 2016
Lässt sich auch genauso schnell fallen wie Neymar. Ich hoffe diesbezüglich nimmt er sich jetzt Messi als Vorbild.
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Ferienpraktiker
25.07.2018 10:14registriert Juni 2017
Im Profifussball nennt sich das "normales" Geschäftsgebaren. Eine mündliche Abmachung zählt rein gar nichts und ein unterschriebener Vertrag nichts - im Zweifelsfall regelt es der Jurist.
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Luca Brasi
25.07.2018 10:13registriert November 2015
Barca und Bordeaux haben einfach kein Stil. Letztere verhandeln mit der Roma und erreichen ein Agreement, alles ist schon vorbereitet, Flug, Medizinchecks, etc. und dann kommt Barca...
Die sind zu blöde zu merken, daß sie bei Willian auf Granit beißen und wißen genau, daß Roma ein Einverständnis mit Bordeaux erreicht hat. Dann winken sie einfach mit den Dollarscheinen und das ehrlose Bordeaux schwenkt sofort rüber und streicht den Flug nach Rom. Roma kann man vorwerfen den Tweet überhaupt gepostet zu haben, aber wenigstens sieht man wie hinterhältig die Blaugrana handeln. Més que un club. 🤮
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