Bayern München, Inter Mailand, Everton: Sie alle wollten Malcom Filipe Silva de Oliveira, kurz Malcom, zu sich lotsen. Den Zuschlag erhielt die AS Roma, die dem 21-jährigen Brasilianer nicht nur die schlüssigste Zukunftsvision aufzeigen, sondern seinem Klub Girondins Bordeaux dank der Rekord-Einnahmen durch Alissons Wechsel nach Liverpool auch die höchste Ablösesumme (knapp 36 Millionen Euro) bieten konnte – scheinbar.
L’#ASRoma conferma di aver trovato un accordo di massima con il Bordeaux per il trasferimento del calciatore Malcom. L’operazione sarà ratificata in seguito al buon esito delle visite mediche pic.twitter.com/iQcKT6kCPn
— AS Roma (@OfficialASRoma) 23. Juli 2018
Denn schon kurz nachdem die Roma den Transfer auf ihrem Twitter-Profil als eingetütet verkündete, platzte der FC Barcelona mit einem besseren Angebot dazwischen. Der Grund für Barças ungestümes Auftreten: Durch den Abschied Paulinhos nach China ist plötzlich eine Position im Offensivspiel der Katalanen frei geworden. Ihr erster Kandidat, der Brasilianer Willian, hat mit starken Leistungen bei der WM seinen Marktwert ordentlich in die Höhe getrieben. Barça biss sich an der 70-Millionen-Schmerzgrenze von Chelsea die Zähne aus.
👍 Malcom 👍#EnjoyMalcom
— FC Barcelona (@FCBarcelona) 25. Juli 2018
🔵🔴 pic.twitter.com/dvHc66iLR3
Le parole di @leonsfdo sulla trattativa tra #ASRoma, Bordeaux e Malcom pic.twitter.com/hg1E4MDRzx
— AS Roma (@OfficialASRoma) 24. Juli 2018
Kurzfristig soll bei der «Blaugrana» deshalb ein Umdenken stattgefunden haben: Warum 70+ Millionen für einen bald 30-Jährigen ausgeben, wenn wir für gut die Hälfte der Summe die Zukunft an uns binden können? Der Name dieser Zukunft: Malcom. Und da dieser in Rom nur sein Wort, nicht jedoch seine Unterschrift hinterlassen hat, entschied sich Barcelona ein Angebot über 41 Millionen Euro an die französische Atlantikküste zu schicken.
Bordeaux entzog Malcom die Freigabe für die Reise zum Medizincheck nach Rom und stieg in neue Gespräche mit dem spanischen Meister ein. Malcom blieb nichts anderes übrig, als seinen Flug zu canceln und am Flughafen Bordeaux auf weitere Anweisungen zu warten.
💪🏃♂💨 Malcom
— FC Barcelona (@FCBarcelona) 25. Juli 2018
🔵🔴 #EnjoyMalcom pic.twitter.com/SWDAXpr8OB
Doch wer ist dieser Malcom, um den sich die zwei Fussball-Schwergewichte streiten?
Geboren wurde Malcom, der seinen Namen zu Ehren des Bürgerrechtlers Malcom X erhielt, in der brasilianischen Millionen-Metropole Sao Paulo. Bereits mit 17 gab er sein Debüt im Profi-Team seines Ausbildungsvereins Corinthians. Ein Jahr später krönten sich Corinthians und Malcom zum brasilianischen Meister 2015. In dieser Saison spielte sich Malcom mit 31 Einsätzen nicht nur in Corinthians Startelf, sondern auch in die Notizblöcke europäischer Talentsscouts.
MALCOM:
— Seleção Brasileira (@BrazilStat) 15. Oktober 2017
"#Neymar is my idol. I asked him if he'd accept to take a selfie with my family and he was very humble to agree. He's a nice lad." pic.twitter.com/vGrPFBX4xy
Den Zuschlag für das vielseitig einsetzbare Offensiv-Talent erhielt im Januar 2016 der frühere französische Meister Bordeaux. Noch in der Rückrunde der laufenden Ligue-1-Saison machte Malcom 12 Partien und spielte sich die Last von seinen gerade einmal 18-jährigen Schultern. In den darauffolgenden zwei Saisons stieg Malcoms Leistungskurve kontinuierlich an. Seit Alain Giresse hatten sie bei den «Girondins» keinen so kompletten Offensivspieler gesehen. Malcom kann Dribbling, Tempoverschärfungen, blitzschnelle Abschlüsse und butterweiche Diagonalpässe.
«Ich liebe es, furchtlos gegen Verteidiger ins Dribbling zu gehen. Dabei versuche ich, Robinho und Neymar zu kopieren», sagt Malcom selbst über seinen Spielstil. Aufgrund seiner geringen Körpergrösse (171 cm) und dem tiefem Körperschwerpunkt ist es ein Einfaches für ihn, hüftsteife Abwehrhünen zu überlaufen. Dafür muss er oftmals nicht einmal so tief in die Neymar-Trickkiste greifen.
Der Roma geht mit Malcom ein echtes Sturm-Juwel durch die Lappen. Barcelona dagegen wird für seine Dreistigkeit belohnt – und spart durch den Verzicht auf Willian mindestens 30 Millionen Euro.