Sport
Fussball

Frankreich steht erneut im WM-Final – Marokko trotz gutem Auftritt raus

Morocco's Sofyan Amrabat looks down after his side's 0-2 lost in aWorld Cup semifinal soccer match at the Al Bayt Stadium in Al Khor, Qatar, Wednesday, Dec. 14, 2022. (AP Photo/Natacha Pisar ...
Wieder 90 Minuten tapfer gekämpft, aber ausgeschieden: Die Enttäuschung bei den Marokkanern ist gross.Bild: keystone

Titelverteidiger Frankreich steht erneut im Final! Marokko trotz starker Leistung raus

Die Aussenseiter-Story endet im Halbfinal. Marokko scheitert gegen effiziente Franzosen trotz guter Chancen und ist ausgeschieden. Der Weltmeister steht erneut im Final und kann seinen Titel am Sonntag als erst dritte Nation verteidigen.
14.12.2022, 22:44
Mehr «Sport»

Mit einer Körpertäuschung lässt Kylian Mbappé seinen guten Freund und PSG-Kollegen Achraf Hakimi stehen und spielt den Ball sofort weiter zu Marcus Thuram. Der 25-jährige Stürmer spielt zurück zu Mbappé, der sich auf engstem Raum zwischen drei Verteidigern hindurch dribbelt und kommt zum Abschluss. Der Ball wird sofort geblockt, wie so viele Schüsse der Franzosen an diesem Abend. Nur dieses Mal rollt er genau vor die Füsse von Randal Kolo Muani, der wenige Augenblicke zuvor eingewechselt wurde und nur noch einschieben musste. 2:0 für Frankreich – die Entscheidung fiel in der 79. Minute.

Dabei schien das Unheil für Marokko bereits früh seinen Lauf zu nehmen. Nur kein schnelles Gegentor dürfte die Devise von Trainer Walid Regragui und seinem Team gewesen sein – denn gegen diese Franzosen, angeführt vom schnellen Mbappé, will man keinem Rückstand hinterherlaufen. Doch bereits in der 5. Minute wurde Marokko-Keeper Bono ein erstes Mal bezwungen. Auch hier fiel der Ball nach einem geblockten Mbappé-Abschluss zu einem Franzosen. Linksverteidiger Theo Hernandez war der Nutzniesser, er musste sich aber mehr anstrengen als später Kolo Muani. Mit einem artistischen Seitfallzieher schoss er den Ball am zögernden Bono vorbei zur frühen Führung ins Tor. Es war der erste Gegentreffer für die Nordafrikaner seit dem Eigentor im letzten Gruppenspiel gegen Kanada.

Doch anders als vielleicht hätte erwartet werden können, brachen die Marokkaner nicht auseinander. Obwohl sie mutig angriffen, über das gesamte Spiel gesehen deutlich mehr Ballbesitz hatten und zu einigen guten Chancen kamen. Die Konter der Franzosen wurden immer wieder unterbunden. So blieb der Ausgang der Partie lange offen, Marokko waren dem Ausgleich lange näher, als Frankreich einem zweiten Tor. Doch vor dem Tor fehlte den «Atlaslöwen» das nötige Glück – und auch einmal das Auge für den besser postierten Mitspieler.

In der 44. Minute schoss Verteidiger Jawad El Yamiq mit einem Fallrückzieher an den Pfosten, Frankreich-Goalie Hugo Lloris war noch leicht dran. Nach der Pause spielte sich Yahia Attiat-Allah auf der linken Seite durch und brachte den Ball vors Tor, doch dort brachte Ibrahima Konaté gerade noch einen Fuss dazwischen, bevor Youssef En-Nesyri hätte einschieben können. Konaté, der für den krankheitsbedingt auf der Ersatzbank sitzenden Dayot Upamecano in die Startaufstellung rückte, spielte eine starke Partie, immer wieder verhinderte er, dass es gefährlich wird.

Auch in der 76. Minute, als Abderrazak Hamdallah durch den französischen Strafraum dribbelte, stellte sich Konaté in den Weg. Hätte der Marokkaner seine besser postierten Mitspieler gesehen, wäre die Szene nach dem Ballverlust von Aurélien Tchouaméni vielleicht nicht so glimpflich ausgegangen. Doch Hamdallah zögerte und kam nicht einmal zum Abschluss. Drei Minuten später stand Kolo Muani genau am richtigen Ort.

So endet das Märchen des grossen Aussenseiters Marokkos im Halbfinal. In der Nachspielzeit verhinderte Jules Koundé kurz vor der Torlinie noch den Anschlusstreffer des ersten afrikanischen Halbfinalisten überhaupt. Nach der Partie beklagte Trainer Regragui auch die vielen Verletzungen bei seinem Team. Verteidiger Naif Aguerd, dessen Einsatz in den letzten Tagen unsicher war, hätte eigentlich in der Startelf gestanden. Aber der 26-jährige Profi von West Ham verletzte sisich beim Einlaufen. Nach 21 Minuten musste auch der angeschlagene Captain Romain Saïss vom Feld genommen werden. Und auch Bayern-Spieler Noussair Mazraoui fiel bereits zur Pause aus.

«Das war etwas zu viel des Schlechten für uns», sagte Regragui, der sich jedoch zufrieden mit der Leistung der Ersatzspieler zeigte. «Ich kann meiner Mannschaft nur Bravo sagen für das, was sie gespielt hat.» Der Trainer hob die kämpferische Leistung hervor, einzig das Glück vor dem gegnerischen Tor habe gefehlt. Doch ein Spiel bleibt Marokko noch, um das Turnier noch mit einem Sieg zu beenden. Am Samstag könnten sich die auch am Mittwoch tapfer kämpfenden «Löwen vom Atlas» gegen Kroatien mit Platz 3 belohnen.

Für Frankreich geht es hingegen im Final vom Sonntag um den ganz grossen Triumph. Mit einem Sieg gegen Argentinien würden die «Bleus» nicht nur zum Weltmeister, sondern könnten den Titel als erst dritte Nation nach Italien (1934, 1938) und Brasilien (1958, 1962) verteidigen.

France's Theo Hernandez, center, celebrates with team mates after the World Cup semifinal soccer match between France and Morocco at the Al Bayt Stadium in Al Khor, Qatar, Wednesday, Dec. 14, 202 ...
Der Titelverteidiger steht erneut im Final: Frankreichs Spieler um Torschütze Theo Hernandez (m.) feiern nach der Partie.Bild: keystone

Frankreich - Marokko 2:0 (1:0)
Al Bayt Stadium, Al Khor. - 68'895 Zuschauer. - SR Ramos (MEX).
Tore: 5. Théo Hernandez 1:0. 79. Kolo Muani 2:0.
Frankreich: Lloris; Koundé, Varane, Upamecano, Théo Hernandez; Tchouaméni, Fofana; Dembélé (79. Kolo Muani), Griezmann, Mbappé; Giroud (65. Thuram).
Marokko: Bono; Hakimi, El Yamiq, Dari, Saïss (21. Amallah, 78. Ezzalzouli), Mazraoui (46. Attiat-Allah); Ziyech, Amrabat, Ounahi, Boufal (66. Aboukhlal); En-Nesyri (66. Hamdallah).
Bemerkungen: Frankreich ohne Rabiot (krank), Lucas Hernandez und Benzema (beide verletzt). Marokko ohne Cheddira (gesperrt) und Aguerd (verletzt). Saïss verletzt ausgeschieden. 17. Pfostenschuss Giroud. 44. Lloris lenkt Fallrückzieher von El Yamiq an den Pfosten.
Verwarnungen: 27. Boufal.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Fussball-WM 2022 in Katar
Werbung
«Es tut jetzt noch weh» – unsere ersten WM-Erinnerungen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Barry Huffman
14.12.2022 20:31registriert Dezember 2015
Absolut grausige Fankultur mit diesem permanenten Auspfeiffen
10015
Melden
Zum Kommentar
avatar
PassierscheinA38
14.12.2022 20:11registriert April 2021
Wenn mitten im Spiel mal ein gegnerischer Spieler nach einem üblen Foul eine gewisse Zeit ausgepfiffen wird, hab ich ja noch verständnis, aber von Anfang an den Gegner konsequent auszupfeifen ist einfach nur unsportlich!
Sehr unsympatisch und nicht finalwürdig!
8613
Melden
Zum Kommentar
avatar
Matt1988
14.12.2022 20:02registriert Juli 2020
So von wegen fairem Publikum, man muss Frankreich nicht so auspfeiffen liebe Fans!
8013
Melden
Zum Kommentar
45
Israel-Ausschluss, Frauen-WM und VAR light – das lief am FIFA-Kongress
Am 74. FIFA-Kongress in Bangkok wurde nicht nur der Wegzug des Fussball-Weltverbands aus Zürich ermöglicht, sondern auch die nächste Frauen-WM vergeben und über Israel diskutiert.

Der FIFA-Kongress hat am Freitag nicht über einen Ausschluss des israelischen Verbandes abgestimmt. Der Weltverband liess einen entsprechenden Antrag des palästinensischen Verbandes auf eine Abstimmung durch die Versammlung der 211 Mitgliedsverbände nicht zu.

Zur Story