Schon seit geraumer Zeit sieht es in den Instagram-Kommentarspalten bei Manchester United ziemlich eintönig aus. «Ole Out», schreibt da ein Grossteil der Anhänger. Teilweise mit Hashtag, teilweise mit wütenden Emojis – aber die Aussage bleibt im Kern immer die gleiche: Trainer Ole Gunnar Solskjaer soll als Trainer von Manchester United gefeuert werden.
Die Kritik am Norweger ebbte auch nach dem Sieg gegen Atalanta Bergamo in der Champions League nicht ab, als die «Red Devils» ein 0:2 nach der Pause noch drehen konnten. Das Fass so richtig zum Überlaufen könnte nun aber das Debakel gegen Liverpool gebracht haben. Gleich mit 0:5 musste sich das stolze United vor heimischen Fans demütigen lassen, bereits zur Pause war das Spiel beim Stand von 0:4 entschieden.
Solskjaer versuchte, dem Team mit einigen Wechseln neue Impulse zu geben, doch auch diese blieben ohne Wirkung. So scheint es für viele spätestens jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis er seinen Posten als Trainer räumen muss. Bei den Wettanbietern ist der Norweger der Premier-League-Coach mit der deutlich grössten Wahrscheinlichkeit, als nächster entlassen zu werden.
«Es ist mein dunkelster Tag», zeigte sich Solskjaer nach dem Spiel enttäuscht. «Heute sind wir ganz unten angekommen, wir haben nur wenig Vertrauen.» Es ist nicht das erste Mal, dass der Norweger nach einer Kanterniederlage nach Erklärungen suchen muss. Bereits in der letzten Saison blamierte man sich vor eigenem Publikum, damals mit 1:6 gegen Tottenham. Und dennoch gibt sich Solskjaer weiter kämpferisch, will von einem Rücktritt nichts wissen. «Wir sind zu nahe dran, um jetzt aufzugeben», sagte der ehemalige Stürmer. «Ich glaube an mich. Ich muss stark sein und Vertrauen in das haben, was wir tun.»
Anderer Meinung ist hingegen Jamie Carragher. Die Liverpool-Legende ging nach dem Spiel bei «Sky Sport» hart mit dem Norweger ins Gericht und forderte eine Reaktion des Vereins. «Manchester United braucht einen besseren Trainer», so der Engländer. «Solskjaer hat einen guten Job gemacht, aber es braucht jemanden, der das Team auf ein neues Level bringt. Er ist nicht Klopp, Guardiola oder Tuchel, das ist offensichtlich.»
Scousers singing Ole's at the Wheel.
— Lord Caleb (@CalebNiwagaba) October 25, 2021
We have been humiliated, we have been mocked. pic.twitter.com/A9Ka8dzx7C
Ebenfalls Kritik gab es vom langjährigen Manchester-Verteidiger Gary Neville. «United ist nicht nahe daran, die Liga oder die Champions League zu gewinnen. Und auch nicht an den drei anderen grossen Teams dran», so Neville gegenüber «Sky Sports». Dennoch fügte er an, er glaube nicht, dass Solskjaer nach der Kanterniederlage gefeuert werde. «Ich denke, sie haben nicht mit einem anderen Trainer in dieser Saison geplant und dass Ole bis zum Ende der Saison bleiben wird.»
😡 Boos ring around Old Trafford
— Soccer AM (@SoccerAM) October 24, 2021
👋 Fans leaving the ground at half-time
Not a good time to be a Manchester United fan.. pic.twitter.com/NZ4BDDyfIn
Etwas Rückendeckung erhielt der Norweger derweil von Emmanuel Petit, der viele Jahre in der Premier League bei Arsenal und Chelsea spielte. Der Franzose gibt die Schuld für die schwache Phase nicht dem Trainer, sondern sieht tiefer sitzende Probleme im ganzen Verein. «United hat irgendwo seine Seele verloren», so Petit bei der Live-Übertragung für «RMC Sport». «Auf eine Art wurde diese wohl von Sir Alex Ferguson repräsentiert, aber es hatte auch Spieler, die das lebten. Spieler, die nicht nur Talent, sondern auch Persönlichkeit hatten.»
🗣️💬 "Je suis consterné de voir comment ce club est retombé dans un certain anonymat. Il est loin de son lustre d'antan"
— RMC Sport (@RMCsport) October 24, 2021
Manu Petit ne reconnaît plus Manchester United après la débâcle historique face à Liverpool #PLLive pic.twitter.com/SmIRnhtYqm
Von Vereinsseite blieb am Sonntag derweil eine offizielle Stellungnahme zur Situation von Ole Gunnar Solskjaer aus. Der Moment für einen Trainerwechsel wäre ein heikler: Mit Tottenham, Atalanta, ManCity, Villarreal, Chelsea und Arsenal warten in den kommenden Wochen gleich mehrere schwierige Gegner.
Allerdings wären auf dem Trainer-Markt derzeit zwei grosse Namen zu haben: Einerseits Antonio Conte, welcher in der Premier League einst aus einem kriselnden Chelsea innerhalb kürzester Zeit ein Meisterteam formte, andererseits Zinédine Zidane, der bei Real Madrid bewiesen hat, mit einem hochdekorierten Kader bestens umgehen zu können.