Eingefleischte Fussballfans gelten (fälschlicherweise) nicht als die hellsten Leuchten am Firmament. Aber manchmal, da sind sie den (selbsternannten) Allgemeinwissen-Helden einen Schritt voraus. Zum Beispiel beim Aufzählen von Fakten über Gabun. In den letzten Tagen blickte ich meist nur in fragende Gesichter, als ich von meiner bevorstehenden Reise ins zentralafrikanische Land erzählte. Doch Fussballfans sagen beim Stichwort «Gabun» wie aus der Pistole geschossen: «Pierre-Emerick Aubameyang!»
Danach hört es dann allerdings auch bald auf. Um dies zu ändern, hier die wichtigsten Informationen zum Gastgeber-Land des Afrika-Cups.
Gabun liegt auf Höhe des Äquators an der Westküste Zentralafrikas. Im Süden und Osten grenzt das Land an die Republik Kongo (Kongo-Brazzaville), im Norden an Kamerun und Äquatorialguinea, im Westen an den Atlantik. Wie 16 andere afrikanische Länder wurde die ehemalige französische Kolonie 1960 unabhängig.
Nur 1,7 Millionen Menschen wohnen im Land, das etwa sechs Mal grösser als die Schweiz ist. Ein Drittel davon lebt in der Hauptstadt Libreville. Amtssprache ist Französisch.
Rund 80 Prozent der gesamten Fläche des Landes sind von – teilweise noch unerforschtem – Regenwald bedeckt. Kein Wunder also, war die Holzindustrie lange der wichtigste Wirtschaftszweig.
Neben der Flora beeindruckt auch die Fauna. Gabun gilt als Garten Eden. Kaum ein Land, in welchem mehr wilde Tiere leben. Neben Waldelefanten, Büffeln und Leoparden werden an der Küste auch Wal-Safaris angeboten und an den Stränden kommen die Meeresschildkröten in Massen zur Eierablage.
Zudem verfügt Gabun weltweit über die höchste Anzahl Flachland-Gorillas. Wer sehr viel Glück hat, sieht im Loango Nationalpark am Strand die legendären Nilpferde in den Wellen «surfen».
Die vier Austragungsorte sind Libreville (600'000 Einwohner), Franceville (110'000), Port-Gentil (140'000) und Oyem (60'000). Im Stadion der Hauptstadt finden im 40'000 Zuschauer fassenden Rund die wichtigen Partien statt (Eröffnungsspiel, Gruppenspiele, ein Viertelfinal, ein Halbfinal und Final).
Das zweitgrösste Stadion (22'000) steht in Franceville, wo neben Gruppenspielen je ein Viertel- und Halbfinal ausgetragen wird.
In Port-Gentil und Oyem sind in 20'000 Zuschauer fassenden Arenen Gruppenspiele und je ein Viertelfinal angesetzt. Diese beiden Stadien wurden für den Afrika-Cup neu errichtet. Die Stadien in Libreville und Franceville wurden schon für die Austragung 2012 in Äquatorialguinea und Gabun genutzt.
Erdrutschsiege bei Präsidentschaftswahlen in Afrika sind nicht selten. Omar Bongo, der mit 42 Jahren zwischen 1967 und 2009 der längste im Amt gewesene Präsident der Welt war, wurde beispielsweise 1973 mit 99,56 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
Der langjährige Machthaber starb 2009 74-jährig im Amt. Nach ihm übernahm: sein Sohn. Ali Bongo wurde «immerhin» nur mit 42 Prozent der Stimmen gewählt.
In den 1970er-Jahren wurde vor der Küste Gabuns Öl entdeckt. Neben Holz und verschiedenen Bodenschätzen kommen heute mehr als 50 Prozent der Staatseinnahmen vom schwarzen Gold.
Der ehemalige Präsident Omar Bongo prägte daher den Spruch: «Gabun ohne Frankreich ist wie ein Auto ohne Fahrer, Frankreich ohne Gabun wie ein Auto ohne Benzin.»
Gabon: Oil workers to call off industrial action at Maurel and Prom's Onal field on... https://t.co/0b8xRF38Ra pic.twitter.com/9lX9cia5qT
— Agence Ecofin (@agenceecofin) 26. Oktober 2016
Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf liegt bei über 10'000 Franken. Allerdings scheitert es wie so oft an der gerechten Verteilung. Während ein Fünftel der Bevölkerung 80 Prozent kassiert, lebt ein Drittel unter der Armutsgrenze.
Vom 14. Januar bis 5. Februar wird der Afrika-Meister ausgespielt. Hier gibt es den Spielplan und alle Teilnehmer.
Die beiden Hauptfavoriten auf den Titel sind der Titelverteidiger Elfenbeinküste und der Senegal. Gute Chancen werden auch Algerien, Gabun, Ghana, Kamerun und Ägypten zugerechnet. Der Ausgang ist, wie so oft, ziemlich offen.
Kaum eine Rolle spielen dürften Simbabwe und Guinea-Bissau. Simbabwe ist zum ersten Mal seit den Teilnahmen 2004 und 2006 wieder dabei, für Guinea-Bissau ist die Qualifikation eine Premiere. Es ist fast wie im Märchen: In den 22 Jahren zuvor konnte das Nationalteam in allen Qualifikationsgruppen nur insgesamt vier Siege feiern, jetzt schaltete es Sambia und die Republik Kongo aus. Aufgefallen ist der 1,6-Millionen-Staat in Westafrika aber auch sonst. Siehe nächster Punkt.
Was wäre ein Afrika-Cup ohne Prämienstreiks? In diesem Jahr sorgt kurz vor dem Start der Endrunde Neuling Guinea-Bissau dafür. Erst vier Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen Gabun wurden ausstehende Prämien bezahlt. Kaum war das geregelt und die Teilnahme gesichert, verabschiedeten tausende Fans ihre Lieblinge in der Heimat.
What a send-off for the Guinea-Bissau team, as they head to @AFCON2017. pic.twitter.com/vwk4qqsFIx
— Osasu Obayiuwana (@osasuo) 10. Januar 2017
Ausserhalb von Libreville gibt es nicht viel in Gabun. Darum wohnen gut 87 Prozent der Einwohner in Städten – mehr als in jedem anderen Land Afrikas. In den umliegenden Nationen beträgt die Quote rund 40 Prozent.
Praktisch Hand in Hand damit geht der Zugang zu Elektrizität. Fast 90 Prozent haben diesen – Bestwert auf dem Kontinent südlich der Sahara.
Sieben «Schweizer» sind am Afrika-Cup mit dabei. Neben Wohlens Torhüter Joel Kiassumbua – U17-Weltmeister mit der Schweiz –, der zum Aufgebot von Kongo DR gehört, sind dies:
Ausserhalb Librevilles sind die Strassen extrem schlecht und vor allem während der Regenzeit wird die Fortbewegung zur Qual. Als ziemlich verlässliche Verbindung gilt der Zug von Libreville über gut 700 Kilometer nach Franceville. Port-Gentil ist nur mit dem Schiff oder Flugzeug erreichbar, Oyem liegt sehr abgelegen und man kommt einfacher durch die Luft als auf dem Landweg hin.
Transport ferroviaire : Les voyageurs apprécient les innovations du Transgabonais https://t.co/wQudVa5Qct pic.twitter.com/zE83wAOeJz
— Gabon Economie (@GabonEconomie) 8. August 2016
Eigentlich hätte Gabun für Touristen viel zu bieten. Aber er steckt noch in sehr kleinen Kinderschuhen. Die schlechte Infrastruktur macht alles schwierig zu erreichen. Hotels sind ausserhalb Librevilles von ausserhalb des Landes schwierig zu buchen, die Internetauftritte der Nationalparks sind (wenn überhaupt) erbärmlich und Unterkünfte sind dünn gesät. Das macht alles schnell sehr teuer. Es heisst: Kaum ein Ort in Afrika, an dem du schneller Geld ausgegeben hast.