Xherdan Shaqiri war gegen Belgien so einflussreich und brillant wie kaum je zuvor Er fasste die Begegnung im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA kurz und knapp zusammen: «Verrückt!»
Xherdan Shaqiri, was fällt Ihnen zu einer der spektakulärsten Wenden in der SFV-Geschichte generell ein?
Shaqiri: Crazy, einfach nur crazy! Etwas vom Verrückteren, das ich im Fussball bisher erlebt habe. Wir haben richtig viel Charakter gezeigt – obwohl: nach dem 0:2 waren wir schon ein bisschen geschockt.
Spricht diese Reaktion für die innere Stabilität der Equipe?
Eben, in der Mannschaft steckt Charakter. Und wir wussten natürlich schon auch, dass auch die Belgier Schwächen haben. Schon im Hinspiel (1:2) fehlte wenig. Nun verwerteten wir nahezu jede Chance.
Sie brachten Speed und Selbstvertrauen ins Team.
Ich fühle mich gut, ich bin fit. Die Spielfreude ist mir auf dem Platz anzusehen. Ich laufe gut, helfe der Mannschaft, momentan stimmt alles zusammen.
Jahrelang brillierte die SFV-Auswahl gegen die internationale Mittelklasse, schaffte es aber nur selten, einen Grossen zu stürzen.
Uns gelang jetzt einmal die Bestätigung, dass wir mit Teams dieser Kategorie mithalten können. Aber es wird auch in Zukunft schwierig bleiben, solche Brocken zu besiegen. Um gegen sie zu bestehen, müssen wir regelmässig an die eigenen Grenzen gehen.
Im kommenden Juni tritt die Schweiz nun in einem Final-Four-Turnier gegen die besten drei Teams Europas an. Wo ordnen Sie den Stellenwert der ausserplanmässigen Mini-Endrunde ein?
Für uns als Team ist diese Chance ein wertvolles Plus. Wir können uns mit den Besten messen, jeder kann sich auf höchstem Niveau zeigen. Wir werden ohne Druck anreisen und können gross aufspielen – das wird ein Genuss für jeden.
Haris Seferovic wurde vor rund zwölf Monaten trotz erfolgreicher WM-Qualifikation vom Publikum mit Pfiffen verabschiedet. Nun stoppte der Schwerarbeiter im Sturm mit einer Triplette den WM-Dritten fast im Alleingang.
Unter der Dusche sagte ich zu ihm: Heute hast du in allen Varianten getroffen – mit dem Kopf, links, rechts (lacht).
Wie beurteilen Sie seine brillante Performance?
Ich freue mich richtig für ihn. Genau so etwas war mal nötig, er brauchte ein solches Erlebnis. Über ihn ist viel geschrieben worden, es gab Kritik, er mache keine Tore. Aber Haris arbeitet viel. Gegen Belgien wurde er dafür belohnt, dass er sich immer für das Team zerreisst. Er hat den Glauben an sich nie verloren, das zeichnet ihn aus.
Werten Sie das 5:2 auch als grossen Sieg für Ihren Coach Vladimir Petkovic, der immer wieder in den medialen Bannstrahl gerät?
Für mich hat der sehr kritische Umgang mit einem der erfolgreichsten Nationaltrainer auch etwas mit fehlendem Respekt zu tun. Ich verstehe nicht, weshalb Vladimir Petkovic immer wieder in Frage gestellt wird. (sda)