Es läuft die Schlussphase im Basler St.Jakob-Park, Nordirland rennt – je länger das Spiel läuft – immer mehr an. Die Schweiz wird in die Defensive zurückgedrängt, zittert sich regelrecht an die WM. In der Nachspielzeit sollte Rodriguez gar auf der Linie klären müssen.
Vladimir Petkovic reagiert spät. Erst in der 86. Minute nimmt er den völlig ausgepumpten und während der ganzen Partie glücklos agierenden Haris Seferovic vom Platz. Als der Schweizer den Rasen verlässt, wird er tatsächlich ausgepfiffen. Von den eigenen Anhängern. Wenige Minuten vor der WM-Qualifikation.
Es sind nicht bloss ein oder zwei unverbesserliche «Fans» die für Unmut sorgen – Seferovic muss sich ein regelrechtes Pfeifkonzert anhören. Zwar nimmt man auch Applaus wahr, doch die Pfiffe überwiegen.
Der Schweizer Stürmer lässt gegen Nordirland diverse gute Chancen liegen, könnte locker zwei Tore erzielen. Fehlenden Kampfwillen kann man ihm aber trotz mangelnder Chancenauswertung nicht vorwerfen. Ich habe noch nie gesehen, dass Seferovic im Schweizer Nati-Shirt nicht alles gegeben hat, er ackert und rackert. Er ist ein Kämpfer vor dem Herrn, deshalb ist er wohl bei Trainer Petkovic – was viele nicht verstehen können – gesetzt.
Pfiffe gegen eigene Spieler sind sowieso unter aller Sau, doch richtig absurd war die Situation heute, weil die Schweiz wenige Minuten vor der erfolgreichen WM-Qualifikation stand. Dazu hat «der Mann aus Sursee» seinen Anteil beigetragen.
Captain Stephan Lichtsteiner spricht die Szene im Schweizer Fernsehen von sich aus an und zeigt völliges Unverständnis:
Haris Seferovic kämpft im Rückspiel gegen Nordirland während 86 Minuten, geht auf dem tiefen, schwer bespielbaren Rasen keinem Zweikampf aus dem Weg, versucht seine Mannschaft so gut zu unterstützen, wie es die Umstände eben zulassen. Nur die Tore fehlen.
Woher also nehmen sich gewisse Zuschauer das Recht, Seferovic auszupfeifen? Weshalb überwiegt nicht die Freude, dass sich ein so kleines Land wie die Schweiz zum vierten Mal in Folge für eine Weltmeisterschaft qualifiziert? Bereits 2009 im letzten Quali-Spiel, ebenfalls in Basel gegen Israel, sind nach Spielende Pfiffe zu hören. Die Schweizer Nati hat damals 0:0 gespielt und sich als Gruppenerster für die Endrunde in Südafrika qualifiziert – gellende Pfiffe hallten damals durch den St.Jakob-Park. Auch die Szenen in St.Gallen mit Marco Streller bleiben in Erinnerung.
Haris Seferovic gehört zum Team, wie jeder andere Spieler, den Vladimir Petkovic für gut genug hält. Auch dank Seferovic fahren wir nächstes Jahr an die WM nach Russland. Ob das gewisse Fans jetzt wahrhaben wollen oder nicht. Schämt euch!