Sport
Kommentar

NBA-Start: Was der Fussball vom US-Basketball lernen muss

epaselect epa12192040 Oklahoma City Thunder guard Shai Gilgeous-Alexander (C) holds the Bill Russell NBA Finals Most Valuable Player Award following the Oklahoma City Thunder win of the NBA finals, de ...
Die Oklahoma City Thunder waren der siebte verschiedene NBA-Champion in den letzten sieben Jahren.Bild: keystone
Kommentar

Wer zu viel ausgibt, wird bestraft: Was der Fussball von der NBA lernen muss

In der NBA wechseln sich die Teams an der Spitze seit Jahren ab, seit 2018 und den Golden State Warriors verteidigte kein Team den Titel. Seit 2019 gab es sieben verschiedene Meister – und das hat einen einfachen Grund.
21.10.2025, 17:1321.10.2025, 17:13

Spätestens seit die zweijährige Europacup-Sperre der UEFA für Manchester City im Sommer 2020 vom internationalen Sportgerichtshof CAS kassiert wurde, gilt das Financial Fair Play in den Augen vieler Fans als Papiertiger. Dabei könnten strenge Regularien bezüglich der Finanzen der Klubs dem Wettbewerb extrem guttun. Dies ist seit Jahren in der NBA zu beobachten.

Schon lange gilt dort wie in anderen US-Sport-Ligen eine Gehaltsobergrenze, jedoch kann diese anders als beispielsweise in der NHL oder NFL unter gewissen Umständen überschritten werden. Zum Beispiel, wenn ein bereits unter Vertrag stehender Spieler in seinem neuen Arbeitspapier eine Gehaltserhöhung erhält. Seit 2023 der neue Gesamtarbeitsvertrag (CBA) gilt, wird dieses Übertreten aber deutlich härter bestraft als noch zuvor.

So gibt es nicht nur weiterhin Strafzahlungen in Millionenhöhe für Teams, welche die Gehaltsobergrenze, die von den Einnahmen der gesamten Liga abhängt, überschreiten, sondern dies kann auch zu Restriktionen bei der Kaderzusammenstellung oder bei Trades führen. Irgendwann können gar Draftpicks weggenommen werden. Je länger ein Team zu hohe Gehälter bezahlt, desto drastischer werden die Strafen.

Dies führt dazu, dass Superteams wie jenes der Golden State Warriors, die zwischen 2016 und 2019 Steph Curry, Kevin Durant, Draymond Green und Klay Thompson unter Vertrag hatten, kaum noch möglich sind. Es sei denn, mehrere Stars verzichten massiv auf Kohle.

Los Angeles Clippers vs. Golden State Warriors Golden State Warriors Stephen Curry 30 is all smiles while standing with teammate Kevin Durant 35 while waiting for an interview after defeating the Los  ...
Dass Kevin Durant und Stephen Curry (r.) im gleichen Team spielen und auch noch Klay Thompson und Draymond Green als Mitspieler haben, wäre heute kaum noch möglich.Bild: www.imago-images.de

Auch Teams, die hervorragend draften wie die Oklahoma City Thunder, werden irgendwann vor die Wahl gestellt, wem sie einen neuen Vertrag anbieten und wen sie sich nicht leisten können. Die drei Stars des amtierenden Champions Shai Gilgeous-Alexander, Jalen Williams und Chet Holmgren kosten 2029/30 in ihren letzten Vertragsjahren gemeinsam über 173 Millionen Dollar und würden die erwartete Gehaltsobergrenze von gut 192 Millionen Dollar damit fast alleine schon überschreiten. Dennoch können Teams, die grosse Chancen auf den Titel sehen, mal höhere Gehälter bezahlen als erlaubt und ihre Stars so zumindest ein Weilchen halten, solange sie die sogenannte Luxussteuer in Kauf nehmen.

Die Gehaltsobergrenze zeigt in jedem Fall Wirkung: Die Spannung in der NBA ist riesig. In den letzten sieben Jahren gab es sieben unterschiedliche Meister. Auch in der heute Nacht beginnenden Saison sind die Favoriten neben Titelverteidiger Oklahoma City schwer zu benennen. Da wären die Denver Nuggets um den dreimaligen MVP Nikola Jokic und die Cleveland Cavaliers, die bisher in den Playoffs aber immer patzten. Gemäss Buchmachern etwas geringer werden die Chancen der New York Knicks angesehen. Dahinter sehen sich aber noch einige weitere Teams als Anwärter auf den Titel. So zum Beispiel die Houston Rockets, die sich mit Kevin Durant verstärkt haben, oder die Los Angeles Lakers um LeBron James und den sich körperlich angeblich in Topform befindenden Luka Doncic.

epa12133112 Oklahoma City Thunder guard Shai Gilgeous-Alexander (L), center Chet Holmgren (C) and forward Jalen Williams (R) react during the second half of game three of the NBA Western Conference fi ...
Das Trio belastet das Budget der Thunder ordentlich: Shai Gilgeous-Alexander, Chet Holmgren und Jalen Williams (v. l.).Bild: keystone
Kracher zum Start
Traditionell beginnt die neue NBA-Saison mit zwei Spielen und unter anderem dem amtierenden Meister in der Nacht auf Mittwoch. Die Oklahoma City Thunder eröffnen die Saison um 1.30 Uhr gegen Mitfavorit Houston um Neuzugang Kevin Durant und den ebenfalls im Sommer verpflichteten Schweizer Clint Capela. Das Spiel ist in der Schweiz bei Sky zu sehen.

Um 4 Uhr kommt es in Los Angeles dann zum Duell der Altstars: Die Lakers um LeBron James und Luka Doncic treffen auf die Golden State Warriors von Stephen Curry und Jimmy Butler.

Natürlich sorgt auch der Draft, in welchem die schlechtesten Teams die grössten Chancen auf einen frühen Pick haben, für Ausgeglichenheit, doch schafften es von den letzten 20 Nummer-1-Picks nur Kyrie Irving (Cleveland) und Deandre Ayton (Phoenix) mit ihrem ersten Team auch in den Playoff-Final und nur Irving zum Titel. Andrew Bogut, Anthony Davis und Andrew Wiggins wurden zwar ebenfalls Champion, wechselten aber vorher den Verein. Die Wirkung der Gehaltsobergrenze ist also höher einzuschätzen.

Diese Einschränkung bedeutet auch: Wer gut arbeitet, wird belohnt. Natürlich haben attraktive Märkte wie Los Angeles, Miami oder New York einen Vorteil, aber wenn sie unkontrolliert mit Geld um sich werfen, kann es auch dort eine miserable Franchise geben, wie die Knicks oder auch die Brooklyn Nets feststellen mussten. Und genauso gut können Oklahoma City, Milwaukee, Toronto oder San Antonio Champion werden.

New York Knicks' fans stand during the second half of an NBA basketball game against the New Orleans Pelicans in New Orleans, Tuesday, Dec. 9, 2014. No team has more losses than the Knicks. Only  ...
Mittlerweile läuft es den New York Knicks wieder besser, doch die Fans mussten in den letzten Jahrzehnten auch viel durchmachen.Bild: AP/FR170615 AP

Diese Spannung und Unvorhersehbarkeit machen die NBA aus: Dass ein Team, das noch 2021/22 auf dem viertletzten Platz der Liga stand, dank hervorragender Arbeit von den Verantwortlichen um General Manager Sam Presti drei Jahre später die Larry O'Brien Trophy in die Höhe recken kann, wie es den Oklahoma City Thunder gelungen ist.

Es würde wohl auch dem Fussball guttun, wenn nicht schon vor der Saison so gut wie klar ist, welcher Klub die Meisterschaft gewinnt, und es nicht immer dieselben vier, fünf Vereine wären, welche die Champions League unter sich ausmachen. Eine Gehaltsobergrenze oder auch ein Financial Fair Play, das restriktiv durchgesetzt wird, würde das Verfestigen der Strukturen verhindern und dafür sorgen, dass die Schere zwischen den grossen und den kleineren Klubs nicht immer weiter auseinandergeht.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die NBA-Stars mit den meisten MVP-Trophäen
1 / 10
Die NBA-Stars mit den meisten MVP-Trophäen
Rang 1: Kareem Abdul-Jabbar (Milwaukee Bucks, Los Angeles Lakers): 6 MVPs. Stand: 19. März 2021Der erfolgreichste Punktesammler der NBA ist gleichzeitig auch der Spieler mit den meisten MVP-Titeln. Er gewann je drei im Trikot der Bucks und der Lakers. Zudem wurde er sechs Mal Meister. ... Mehr lesen
quelle: ap/ap / nick ut
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Countrysänger regt sich über ICE-Einheit auf
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
10 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
10
Dieser Sensationsmann ist in der NFL gerade nicht aufzuhalten
Die Indianapolis Colts pflügen angeführt von Quarterback Daniel Jones weiter durch die NFL, während sich die Kansas City Chiefs um Patrick Mahomes wieder zu den Titelanwärtern zählen dürfen. Das lief in Woche 7.
Zur Story