Die Vorgabe, um sich in der Weltrangliste mittelfristig unter den besten Vier zu halten, ist relativ simpel: Federer muss seine Resultate aus dem Vorjahr bestmöglich bestätigen, 4200 seiner 6250 Punkte stehen bis Mitte März auf dem Spiel. Einleitend sollte der Baselbieter nächste Woche das Heimturnier als Einstieg in einen erfolgreichen Herbst nutzen.
Gewänne er seinen 99. ATP-Titel, würde er schon mal 500 Punkte konservieren. Strauchelt er hingegen auch in den nächsten Monaten öfters, droht der 37-Jährige in der Weltrangliste an Boden einzubüssen. Es gilt, die Titel in Basel, Melbourne und Rotterdam zu verteidigen sowie den Halbfinal an den ATP Finals in London und den Final in Indian Wells zu bestätigen.
Die Gelegenheit, in Basel Schwung aufzunehmen, ist günstig. Mit Alexander Zverev (ATP 5) und Marin Cilic (6) figurieren neben ihm zwei weitere Top-10-Spieler und mit Stefanos Tsitsipas (16), Jack Sock (18) und Marco Cecchinato (19) drei Vertreter aus den Top 20 im Starterfeld, also ähnlich wie bei seinem Sieg im Vorjahr und etwas weniger als in den vorangegangenen Jahren. Als Weltnummer 3 ist Federer topgesetzt, er kann deshalb frühestens im Halbfinal auf Cilic und erst im Final auf Zverev treffen.
Allerdings muss Federer sein eigenes Niveau wieder anheben, will er in Basel zum vierten Mal in Folge (2016 fehlte er verletzt) und zum insgesamt neunten Mal triumphieren. Zuletzt bot der 20-fache Grand-Slam-Sieger auch Gegnern von ausserhalb der Top 10 Möglichkeiten, ihn zu schlagen. Zweimal verlor er 2018 gegen Borna Coric (Halle und Schanghai), dazu gegen John Millman (US Open) und Thanasi Kokkinakis (Miami). Der Australier Millman, der auch schon in der Schweiz Interclub gespielt hat, ist in Basel ein möglicher Gegner Federers.
Auch Stan Wawrinka gehört zu Federers potenziellen Stolpersteinen aus tieferen Ranglisten-Regionen. Der Lausanner, der sich nach seinen Knie-Operationen der Spitze in kleinen, aber stetigen Schritten wieder annähert, hätte den Cut als ATP-Nummer 68 nicht geschafft. Er kann für die Aufnahme ins Haupttableau des 500er-Turniers aber von seinem Status als Commitment Player Gebrauch machen, weil er vor einem Jahr zu den Top 30 gehört hat. Eine Wildcard dürfte zudem Henri Laaksonen erhalten. Die offizielle Bestätigung steht noch aus.
Ein besonderes Augenmerk gilt Stefanos Tsitsipas und Denis Shapovalov. Der 20-jährige Grieche Tsitsipas hat 2018 schon sechs Top-10-Spieler besiegt, unter ihnen beim Finaleinzug im August in Toronto der Reihe nach Dominic Thiem, Novak Djokovic, Alexander Zverev und Kevin Anderson. Obwohl sein Aufstieg in den letzten Monaten etwas gebremst wurde, ist er seit dem Jahreswechsel im ATP-Ranking vom 91. auf den 16. Platz vorgerückt. Der Kanadier Shapovalov, Anfang Monat Bezwinger von Wawrinka in Tokio, ist noch ein Jahr jünger und bereits die Nummer 30 der Welt.
Nach dreijährigen Renovationsarbeiten wird an den Swiss Indoors die modernisierte St.Jakobshalle eingeweiht. Neu treten die Spieler vor einem grösseren Publikum auf. Der Center Court bietet nun Platz für 12'400 Zuschauer, das sind 3400 mehr als in den Vorjahren. Die Kosten für das Upgrade beliefen sich auf über 100 Millionen Franken.
20 Jahre nach seiner ersten Teilnahme wird Federer sein Auftaktspiel am Dienstag absolvieren. Tags zuvor wird das Turnier am Super Monday ab 19.00 Uhr mit zwei Partien eröffnet, die am Samstag nach der Auslosung bekannt gegeben werden. Eingeleitet wird das Programm am Eröffnungstag mit einem Show Act im Zeichen von ABBA-Mania. «Damit schliesst sich ein schwedischer Kreis», sagt Swiss-Indoors-Präsident Roger Brennwald in Anspielung auf den Triumph von Björn Borg vor 41 Jahren, der mit dem Chart-Sturm der ehemaligen schwedischen Popgruppe einherging. (pre/sda)