Für einmal schwitzte auch Roger Federer ungewohnt stark. Sein für das US Open entworfene, dunkelrote Dress seines neuen japanischen Ausrüsters war komplett durchnässt, als er in der Night-Session nach knapp zwei Stunden seinen Arbeitstag im Arthur-Ashe-Stadion beendete. Auch die eingeschaltete Klimaanlage in der geöffneten Arena sorgte kaum für Abkühlung.
Grosse Emotionen hatte Federers erster Auftritt am diesjährigen US Open nicht ausgelöst. Schnell war deutlich geworden, dass der Japaner Nishioka, der vor seinem Kreuzbandriss im Frühjahr 2017 den Top 60 angehört hatte, den fünffachen US-Open-Champion nicht ernsthaft in Bedrängnis bringen konnte. Federer bestimmte den Rhythmus der Partie, ohne sein bestes Tennis zeigen zu müssen.
So drehten sich im anschliessenden Medien-Marathon die Fragen nicht um seine makellose Erstrunden-Bilanz in Flushing Meadows (18 Siege), sondern um andere Themen: die Davis-Cup-Reform, das RF-Logo, sein neues Outfit oder die extremen äusseren Bedingungen, die in diesen Tagen im Big Apple herrschen. Sie zeichneten für die Mehrheit der neun Aufgaben in der Startrunde des Männer-Turniers verantwortlich.
«Vieles ist Kopfsache», sagte Federer angesprochen auf die extremen Witterungsbedingungen. «Wichtig ist, dass man darauf vorbereitet ist, dass es hart werden könnte und dass man auf dem Platz nicht in Panik verfällt.» Sie als Europäer seien sich gerade diese hohe Luftfeuchtigkeit nicht gewohnt. «Der Pulsschlag ist erhöht, man hat permanent das Gefühl, dass man am Anschlag ist. Die Luft wird dir abgeschnitten.»
Auch Federer hatte zu Beginn seiner Karriere negative Erfahrungen mit sehr schwülen Bedingungen gemacht. Als prägendes Erlebnis nannte er eine Partie gegen den Deutschen Björn Phau auf einem Aussenplatz am Turnier 1999 in Washington. «Ich hätte 5:0 führen können, lag aber 2:3 und mit Break hinten. Dann ging mir die Puste aus, ich konnte mich kaum mehr bewegen.» 6:2, 6:3 lautete das Resultat am Ende zugunsten der Weltnummer 407 aus Deutschland. «Danach sagte ich mir, so will ich ein Spiel nicht mehr verlieren», so Federer.
2004 folgte ein Testversuch in Dubai mit seinem späteren Coach Tony Roche. Das knapp dreistündige Training bei Temperaturen von rund 40 Grad schien zur Verwunderung des Schweizers dem damals knapp 60-jährigen Australier kaum zuzusetzen. «Da dachte ich mir, wenn er dies durchhält, kann ich das auch.» Der Baselbieter nahm die Herausforderung an und installierte in den Vereinigten Arabischen Emiraten seine Trainingsbasis. Bis heute zahlt sich dieser Entscheid aus, auch wenn Federer in Melbourne und New York, wo die Bedingungen an den Grand-Slam-Turnieren am extremsten sind, aufgrund seines Status nur noch selten wie am Donnerstag gegen Benoît Paire in der Nachmittagshitze anzutreten hat. (zap/sda)