«Eine lebensgefährliche Idee, den besten Abfahrer des Giro auszuzeichnen. Ich hoffe, das ist ein Witz. Was ist mit der Sicherheit?», fragte der holländische Radprofi Wout Poels. Er steht mit seiner Meinung stellvertretend für die grosse Mehrheit seiner Berufskollegen und der Beobachter des Radsports. Auch in der nicht repräsentativen watson-Umfrage hielten es bloss sieben Prozent der Teilnehmenden für eine gute Idee.
Die Neuerung kam durchs Band derart schlecht an, dass sie die Organisatoren des Giro d'Italia wieder strichen. Das kündigte Mauro Vegni, der Chef der ausrichtenden Firma RCS Sport, an. Gegenüber Cyclingnews zeigte er sich enttäuscht über die Schärfe der Kritik. «Wir wollten bloss ein zusätzliches Klassement einführen und den Fans noch mehr Spannung bieten», sagte Vegni. «Leider verstanden einige Leute die Idee dahinter nicht und wieder andere benutzten das, um Theater zu machen.»
Die Giro-Bosse entschieden sich daher dazu, keine Sonderwertung zu machen und keine Prämien zu vergeben. Vegni zufolge werden die Abfahrtszeiten der Fahrer dennoch erfasst und den Zuschauern zugänglich gemacht.
«Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Idee gut ist. Wir müssen an die Zukunft denken und die Rennen modern gestalten, denn die Fans wollen mehr und mehr über die Fahrer und ihre Leistung erfahren», so der 58-jährige Vegni. «Wir wollten die Athleten nicht dazu anspornen, mehr Risiken einzugehen. Vielmehr sollten auch einmal Fahrer im Rampenlicht stehen können, die sonst nur selten etwas gewinnen.»
Geplant war, dass der jeweils schnellste von zehn Abfahrten eine Prämie von 500 Euro erhält. Dazu hätten Punkte verteilt werden sollen, und nach drei Wochen hätte sich der Gesamtsieger der Abfahrtswertung über 5000 Euro freuen dürfen.
Die 100. Austragung des Giro d'Italia beginnt am Freitag auf Sardinien. Auf der 16. Etappe macht der Tross einen Kurzabstecher in die Schweiz, wenn die Befahrung des Umbrail-Passes auf dem Programm steht. Die Schweizer Farben werden bei der Italien-Rundfahrt lediglich durch ein Trio vertreten: Steve Morabito und Sébastien Reichenbach von FDJ sowie Silvan Dillier vom BMC-Team.