Dienstagabend, kurz vor 17 Uhr: Real Madrid verkündet via Twitter den Namen ihres neuen Cheftrainers. Es ist Julen Lopetegui, Spaniens derzeitiger Nationalcoach. Er wird nach der WM dank einer Ausstiegsklausel zu den Königlichen stossen.
Comunicado oficial: Julen Lopetegui será el entrenador del #RealMadrid tras la celebración del Mundial de Rusia 2018.https://t.co/4bTZwbBTMv pic.twitter.com/DZz5i3ijUn
— #CHAMP13NS 🏆⚽️ (@realmadrid) 12. Juni 2018
Die Nachricht kam überraschend. Viele Namen wurden im Vorfeld als Zinédine Zidanes Nachfolger bei Real gehandelt. Lopetegui gehörte nicht dazu. Auch watson hatte ihn nicht auf der Liste.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Meldung könnte für die spanische Nationalmannschaft ungünstiger nicht sein. Am Freitag beginnt für die «Furia Roja» die WM, mit dem Knüller gegen den iberischen Nachbarn Portugal.
Wie die spanische Zeitung Marca berichtet, ist der Verbandspräsident Luis Rubiales gar nicht erfreut über den überhasteten Abgang des Nationaltrainers. Sein Ärger ist verständlich: Vor wenigen Wochen wurde der Vertrag mit Lopetegui bis 2020 verlängert.
Rubiales reiste erst gestern Dienstag nach Russland, wollte sich bei seiner Ankunft jedoch noch nicht offiziell zur aktuellen Lage äussern. Gemäss der «Marca» sagte er: «Es ist nicht der Moment, darüber zu sprechen. Aber wir werden die Entscheidung treffen, die für die Nationalmannschaft am besten ist.»
Die Stimmung im Verband ist gereizt. Auf jeden Fall so sehr, dass bei der Ankunft des Präsidenten einige Mitglieder des Staffs den sofortigen Rauswurf Lopeteguis gefordert haben sollen. Auch Radiosender berichteten darüber, dass der Ärger von Rubiales «monumental» gewesen sein. Nur dank beruhigenden Worten von seinen Vertrauenspersonen soll es (vorerst) noch nicht zum Knall gekommen sein.
Im Kader Spaniens befinden sich mit Gerard Piqué, Jordi Alba, Sergio Busquets und Andrés Iniesta vier Spieler vom FC Barcelona. Dazu kommen mit Koke, Saul Niguez und Diego Costa drei Athleten von Atlético Madrid. Stelle sich nun einer vor, im Spiel gegen Portugal stehen von den sechs Real-Spielern (Dani Carvajal, Nacho, Sergio Ramos, Marco Asensio, Isco und Lucas Vazquez) vier in der Startelf, von Barcelona und Atlético jedoch nur zwei.
Die Kritik und das Chaos im Falle einer Niederlage wären programmiert gewesen. Deshalb hat der Verband nun reagiert und Lopetegui zwei Tage vor dem ersten WM-Einsatz rausgeschmissen. Eine optimale Vorbereitung auf das erste Spiel sieht anders aus.
Was Unruhen rund um ein Team auslösen können, zeigen Beispiele wie jenes von Frankreich 2010. Nati-Trainer Raymond Domenech stand während der ganzen WM-Qualifikation im Brennpunkt der öffentlichen Kritik. Es wurde – wie bei Lopetegui – über eine vorzeitige Vertragsauflösung gesprochen. Domenech blieb, die Unruhen und die internen Querelen damit auch. Das Resultat: Frankreich wurde an der Endrunde in Südafrika hinter Uruguay, Mexiko und dem Gastgeberland mit nur einem Punkt Gruppenletzter.