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«Wenn ich an eine dieser TV-Shows gehe, dann verdoppeln, ja verdreifachen sich die Einschaltquoten – und das gibt mir Macht», erklärte Donald Trump jüngst bei einem Besuch auf der Redaktion der «New York Times».
Tatsächlich ist The Donald nicht nur der lebendige Beweis für die Dekadenz der aktuellen Politik. Er zeigt auch exemplarisch die verhängnisvolle Verstrickung von angeschlagenen Medien und Populismus in seiner Reinkultur auf.
Beispiel CBS: Das ehemalige Vorzeige TV-Netzwerk litt wie alle traditionellen Medien unter akuter Ertragsschwäche – bis das Phänomen Trump auftauchte. An einer Investoren-Konferenz machte CBS-CEO Leslie Mooves keinen Hehl daraus, was dies für ihn bedeutet: «Das Geld strömt einfach herein, und das macht Spass», erklärte er.
Die tumultuösen Duelle der republikanischen Präsidentschaftskandidaten – früher eine langweilige Pflicht – sind zu Quotenrennern geworden. Nochmals Mooves: «Dabei sprechen die nicht einmal über Themen. Sie bewerfen sich bloss gegenseitig mit Dreckbomben, und die Werbung reflektiert das. Für uns wird das ein sehr gutes Jahr werden. Sorry, ich weiss, das zu sagen ist schrecklich, aber: Mach weiter, Donald.»
Für CNN ist Trump zur Überlebensgarantie geworden. Die Einschaltquoten waren noch im letzten Jahr auf einem Tiefpunkt angelangt und an der Wall Street wurde bereits über den Tod des News-Channels spekuliert. «Mit den CNN-Debatten und der massiven Berichterstattung über Trump hat der Sender seine Einschaltquoten um 170 Prozent steigern können», meldet die «New York Times».
Kein Wunder also, jubiliert CNN-Präsident Jeff Zucker ähnlich wie Mooves: «Die Zahlen sind verrückt, einfach verrückt», erklärt er. Das ist nicht übertrieben. Ein während der Debattern mit Trump ausgestrahlter Werbespot kostete rund 40 Mal mehr als sonst üblich.
Zwischen Trump und den US-Medien hat sich eine unheilige Allianz gebildet. Die Abhängigkeit vom Donald hat bei TV-Stationen ein absurdes Ausmass angenommen. So werden inzwischen minutenlang Einstellungen auf ein leeres Rednerpult gezeigt, an dem Trump bald erscheinen wird, oder leere Landepisten, auf denen der Trump-Jet bald aufsetzen wird.
Die Trump-Mania hat selbst die seriöse Presse erfasst. Als Trump sich einmal mehr auf ein Twitter-Duell mit der Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly einliess, wurde dies umgehend sowohl von der «Times» wie auch von der «Washington Post» prominent vermeldet. «Dabei war es bloss eine Flut von abschätzigen Bemerkungen, nicht wirklich News», bekennt Jim Rutenberg, Media-Redaktor bei der «New York Times», selbstkritisch.
Trump selbst hingegen profitiert extrem von dieser Konstellation. Die Agentur mediaQuant hat ausgerechnet, dass er bis Mitte März eine Berichterstattung im Wert von 1,9 Milliarden Dollar erfahren hat. Zum Vergleich: Sein Rivale Ted Cruz kommt bloss auf 300 Millionen Dollar, Hillary Clinton auf 750 Millionen Dollar. Trump kann deshalb bisher locker auf einen hunderte von Millionen schweren Werbefonds verzichten.
Typisch amerikanisch, ist man einmal mehr versucht zu sagen. Wirklich? Rund um den Globus bricht das Geschäftsmodell der traditionellen Medien ein, auch in der Schweiz. Populisten sorgen auch hierzulande für Quoten. Christoph Blocher mag inzwischen langsam ausgelutscht sein. Sein gesalbter Nachfolger Roger Köppel ist jedoch gefragter denn je und darf bald in keiner Talkshow mehr fehlen. So hat der serbelnde «Tages-Anzeiger» bisher mehr als 20 Artikel über die absolut sinnfreie Entköppelung im Theater Neumarkt publiziert – und ein Ende ist nicht absehbar.