Zuletzt kaufte den doppelstöckigen Airbus A380 niemand mehr. Im Gegenteil: Sowohl Emirates, Qantas und Virgin annullierten oder kürzten ihre Bestellungen für das grösste Passagierflugzeug der Welt. Jetzt zieht Airbus die Reissleine und stoppt die Produktion bereits 2021. Die im Jahr 2007 an Singapore Airlines ausgelieferten, 450 Millionen Dollar teuren Flugzeuge landen derweil bereits auf dem Flugzeugfriedhof.
Bei den Passagieren sind die A380 wegen der grossen und leisen Kabine äusserst beliebt. Schweizer Fluggäste können mit den A380 von Zürich mit Emirates nach Dubai und mit Singapore Airlines nach Singapur jetten. Aber wie lange noch?
Emirates hat angekündigt, dass die A380-Flotte bis «weit in die 2030er-Jahre» in der Luft bleibt. Die Golf-Airline ist mit über 123 bestellten Flugzeugen mit Abstand der grösste A380-Betreiber weltweit.
Wie lange die Riesenjets aber noch in die Schweiz fliegen, ist offen. Der A380 ist eigentlich darauf ausgelegt, Mega-Hubs miteinander zu verbinden. In diese Kategorie gehört Zürich-Kloten nicht. So war es eher überraschend, dass die beiden Airlines Zürich überhaupt mit dem Superjumbo bedienen. Emirates inzwischen sogar zweimal täglich.
Airbus hat mit dem A380 beim Programmstart in den 1990er-Jahren schlicht auf das falsche Pferd gesetzt.
Der europäische Flugzeugbauer hat, je nach Quelle, zwischen 15 bis 25 Milliarden in die Entwicklung des Superjumbos gesteckt. Beim Rollout 2005 nannte ihn der damalige britische Premier Tony Blair ein «Symbol für die wirtschaftliche Stärke Europas». Das Aus für den A380 ist für Airbus ein grosser Prestigeverlust.
Aus wirtschaftlicher Sicht kann das Unternehmen den Fehlschlag verkraften. Denn die Auftragsbücher für die A320-Familie sind prallvoll. Das spült viel Geld in die Kasse. Die Produktion wird laufend hochgefahren. Bald einmal sollen 80 A320/A321 pro Monat aus den Montagehallen laufen. Ebenso entwickelt sich das A350-Programm erfreulich.
Vom Aus des A380 sind bis zu 3500 Beschäftigte betroffen. Hinzu kommen Mitarbeiter in der Zuliefererindustrie.
Die Airbus-Kernländer Deutschland, Frankreich und Spanien gewährten ein Drittel der Entwicklungskosten als Darlehen. Laut Welt.de schuldet die deutsche Airbus-Tochter dem Staat immer noch fast 800 Millionen Euro. Wie gross der Schaden für die Steuerzahler ist, ist noch offen.
Klar ist: Mit dem Aus des A380 endet in der Luftfahrt die Ära der Grossraumflugzeuge. Denn auch der legendäre Boeing 747 Jumbojet ist ein Ladenhüter. Boeing verkauft das Flugzeug, das heuer das 50-jährige Jubiläum feiert, fast nur noch als Frachtversion.
Obschon die Passagierzahlen weltweit explodieren, setzen die Airlines auch auf der Langstrecke auf kleinere Jets. Fluglinien versuchen mit neuen Modellen wie dem 220-plätzigen A321LR, Nischen-Langstrecken mit kleinem Passagieraufkommen direkt zu verbinden. Boeing prüft derzeit, mit der Boeing 797 ein komplett neues, kleines Langstreckenflugzeug zu lancieren.
Bei Airbus tüfteln die Entwickler im Hintergrund bereits an einem Nachfolger für die in den 1980er-Jahren gelaunchte A320-Familie. Bis zum Programmstart dürfte es aber noch Jahre dauern.