Delfine. Für Douglas Adams («Per Anhalter durch die Galaxis») sind sie die zweitintelligenteste Spezies auf dem Planeten (nach den Mäusen). Meine Kollegin Anna Rothenfluh dagegen hält die Meeressäuger für die «Arschlöcher der Meere» oder «Sadisten-Torpedos».
Wie die Mitarbeiter des schwedischen Start-ups Gavagai AB im Einzelnen zur grössten Familie der Zahnwale stehen, ist mir nicht bekannt. Delfinophob werden sie aber kaum sein, denn die Firma will – in Zusammenarbeit mit der Königlich Technischen Hochschule (KTH) – die Delfinsprache analysieren und für uns Menschen verständlich machen.
Bis 2021 soll das Ziel erreicht sein, hofft das Unternehmen, das als Spin-off des Schwedischen Instituts für Computerwissenschaften entstanden ist. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Hochleistungsrechnern haben die Schweden bisher 40 menschliche Sprachen erfolgreich analysiert. Bisher lag der Fokus dabei allerdings auf Textanalysen.
Bei der Delfinsprache geht es hingegen darum, Geräusche zu dekodieren. Wenn das geklappt hat, wollen die Forscher ein Vokabular erstellen – sozusagen das Wörterbuch des Delfinischen. Als Studienobjekte sollen Grosse Tümmler dienen, die in einem Tierpark südlich von Stockholm gehalten werden.
«Wir hoffen, die Delfine mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu verstehen», sagte Gavagai-Mitgründer und KTH-Professor Jussi Karlgren dem Portal Bloomberg Technology. «Wir wissen, dass Delfine ein komplexes Kommunikationssystem haben, aber wir wissen noch nicht, worüber sie sprechen.»
Wie so oft, wenn das Stichwort «künstliche Intelligenz» fällt, ist zugleich auch die Rede von zunehmender Computerleistung. Diese soll zusammen mit verbesserten Aufnahmemethoden dazu führen, dass der Analyse-Software mehr Daten zur Verfügung stehen. Gavagai-CEO Lars Hamberg zeigt sich deshalb gegenüber Bloomberg Technology zuversichtlich, dass wir dereinst mit den Meeressäugern kommunizieren werden.
Hamberg räumte zugleich ein, das Projekt habe keinen unmittelbaren geschäftlichen Zweck. Es werde aber der Firma helfen, ihre Software für andere Aufgaben zu verbessern, betonte er. So könnte ein Unternehmen wie Amazon auf diese lernfähige Software zurückgreifen, um beispielsweise Kundenanfragen schneller zu bearbeiten.
Ein Durchbruch bei der Dekodierung der Delfinsprache würde zuerst aber vor allem den Zoologen gelegen kommen. Sie könnten damit ihr Verständnis der Meeressäuger verfeinern und auch besser zu deren Schutz beitragen. Auch wenn dies womöglich nicht im Sinne meiner Kollegin Anna ist.