Wissen
Forschung

Schwedisches Start-up will bis 2021 die Sprache der Delfine übersetzen

epa04247992 A picture provided by Zoo Aquarium Madrid shows the family of the dolphinarium in which a common bottlenose dolphin (Tursiops truncatus) was born to Guarina, an adult female dolphin at the ...
Delfine kommunizieren mit Pfiffen sowie Quietsch- und Klicklauten. Bild: EPA/EFE / ZOO AQUIARIUM MADRID

Forscher versprechen: In 4 Jahren verstehen wir Delfinisch

12.05.2017, 09:4612.05.2017, 11:32
Daniel Huber
Mehr «Wissen»

Delfine. Für Douglas Adams («Per Anhalter durch die Galaxis») sind sie die zweitintelligenteste Spezies auf dem Planeten (nach den Mäusen). Meine Kollegin Anna Rothenfluh dagegen hält die Meeressäuger für die «Arschlöcher der Meere» oder «Sadisten-Torpedos». 

Wie die Mitarbeiter des schwedischen Start-ups Gavagai AB im Einzelnen zur grössten Familie der Zahnwale stehen, ist mir nicht bekannt. Delfinophob werden sie aber kaum sein, denn die Firma will – in Zusammenarbeit mit der Königlich Technischen Hochschule (KTH) – die Delfinsprache analysieren und für uns Menschen verständlich machen.

«Wir wissen, dass Delfine ein komplexes Kommunikationssystem haben, aber wir wissen noch nicht, worüber sie sprechen.»
Jussi Karlgren, Gavagai-Mitgründer

Bis 2021 soll das Ziel erreicht sein, hofft das Unternehmen, das als Spin-off des Schwedischen Instituts für Computerwissenschaften entstanden ist. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Hochleistungsrechnern haben die Schweden bisher 40 menschliche Sprachen erfolgreich analysiert. Bisher lag der Fokus dabei allerdings auf Textanalysen. 

Bei der Delfinsprache geht es hingegen darum, Geräusche zu dekodieren. Wenn das geklappt hat, wollen die Forscher ein Vokabular erstellen – sozusagen das Wörterbuch des Delfinischen. Als Studienobjekte sollen Grosse Tümmler dienen, die in einem Tierpark südlich von Stockholm gehalten werden.

«Wir hoffen, die Delfine mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu verstehen», sagte Gavagai-Mitgründer und KTH-Professor Jussi Karlgren dem Portal Bloomberg Technology. «Wir wissen, dass Delfine ein komplexes Kommunikationssystem haben, aber wir wissen noch nicht, worüber sie sprechen.» 

So sprechen Delfine
Delfine kommunizieren über verschiedene Kanäle miteinander. Zum einen verwenden sie Pfiffe, Quietsch- und Klicklaute, zum anderen teilen sie sich auch über Sprünge und via direkten Körperkontakt mit. Nachgewiesen ist, dass sich Grosse Tümmler gegenseitig an einem individuellen Signalpfiff erkennen, den jedes Tier wie einen menschlichen Namen lebenslang beibehält. 

Im Umgang mit Menschen sind die Meeressäuger ebenfalls lernfähig: Grosse Tümmler in Gefangenschaft konnten bis zu 40 verschiedene Begriffe und mehr als 1000 Satzstellungen erlernen. So konnten sie zum Beispiel die Kommandos «bringe die Person zum Surfbrett» und «bringe das Surfbrett zur Person» unterscheiden.  

Wie so oft, wenn das Stichwort «künstliche Intelligenz» fällt, ist zugleich auch die Rede von zunehmender Computerleistung. Diese soll zusammen mit verbesserten Aufnahmemethoden dazu führen, dass der Analyse-Software mehr Daten zur Verfügung stehen. Gavagai-CEO Lars Hamberg zeigt sich deshalb gegenüber Bloomberg Technology zuversichtlich, dass wir dereinst mit den Meeressäugern kommunizieren werden. 

Grosse Tümmler (Tursiops truncatus), Delfine
Grosse Tümmler stecken die Köpfe zusammen. Was führen sie im Schilde?Bild: Wikimedia

Hamberg räumte zugleich ein, das Projekt habe keinen unmittelbaren geschäftlichen Zweck. Es werde aber der Firma helfen, ihre Software für andere Aufgaben zu verbessern, betonte er. So könnte ein Unternehmen wie Amazon auf diese lernfähige Software zurückgreifen, um beispielsweise Kundenanfragen schneller zu bearbeiten. 

Ein Durchbruch bei der Dekodierung der Delfinsprache würde zuerst aber vor allem den Zoologen gelegen kommen. Sie könnten damit ihr Verständnis der Meeressäuger verfeinern und auch besser zu deren Schutz beitragen. Auch wenn dies womöglich nicht im Sinne meiner Kollegin Anna ist. 

Delfen

1 / 25
Delfen
Delfine sind böse. Wer das nicht weiss, sollte hier klicken und sich darauf gefasst machen, sich nach der Lektüre in einen Delfin-Hasser zu verwandeln.
bild: userinput
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Red4 *Miss Vanjie*
12.05.2017 09:55registriert Mai 2017
Anna Rothenfluh Kommentare in 3, 2, 1
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bijouxly
12.05.2017 14:00registriert Dezember 2014
"Wir wissen nicht worüber sie sprechen"
- Bestimmt auch über "Fake News", "Gender Equality" und Menstruationsunterwäsche😂
00
Melden
Zum Kommentar
26
Warum Schleim super ist

Ob als Rotz aus der Nase, Auswurf aus der Lunge oder Sekret einer nässenden Wunde: Beim Anblick von Schleim denken viele Menschen «Igitt!». Doch diese oft unterschätzte Körperflüssigkeit spielt eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit.

Zur Story