Die US-Metropole New York ist nicht nur «die Stadt, die niemals schläft». Sie war und ist eine Hochburg des organisierten Verbrechens. Hier lebten berühmte Mitglieder der sizilianischen (Cosa Nostra) und der jüdischen (Kosher Nostra) Mafia. Hier wurden legendäre Filme und Serien gedreht. Die Stadt vermarktet ihr Mafia-Erbe nicht gerade offensiv. Wer sich aber auf Spurensuche begibt, wird durchaus fündig.
Am Abend des 16. Dezember 1985 begab sich Paul Castellano, der «Pate» der New Yorker Mafia, zum noblen Restaurant an der 46. Strasse in Manhattan. Vereinbart war ein Treffen mit seinem Rivalen John Gotti. Diesem aber stand der Sinn nicht nach einem Steak. Als Castellano und sein Bodyguard ihre Limousine verliessen, wurden sie von einem Killerkommando im Auftrag Gottis niedergemäht. «Sparks Steakhouse» existiert noch heute.
Der berüchtigste Killer der Cosa Nostra war Albert Anastasia, auch «oberster Vollstrecker» genannt. Am 25. Oktober 1957 musste er selber dran glauben. An jenem Tag begab sich Anastasia in den Coiffeursalon des Hotels Park Central an der 7. Avenue. Als er es sich auf dem Stuhl bequem machte, betraten zwei Männer den Salon und feuerten so lange auf ihn, bis er tot war. Aufgeklärt wurde der Mord nie. In den Räumlichkeiten befindet sich heute ein Starbucks.
Die Mulberry Street ist die «Hauptstrasse» von Little Italy in Lower Manhattan und ein Muss für Mafia-Fans. In Haus Nr. 129 wurde Anfang 1972 das Seafood-Restaurant «Umberto's Clam House» eröffnet. Am 7. April des gleichen Jahres wurde hier der Mafiaboss «Crazy Joe» Gallo während eines Essens mit Freunden und Familie ermordet. Die Einschusslöcher in der Wand blieben als Touristenattraktion erhalten. 1999 musste «Umberto's» schliessen. Ein Jahr später wurde es ein paar Häuser weiter neu eröffnet. Am ursprünglichen Ort befindet sich heute ein anderes Restaurant.
Mafia-Schiessereien gab es nicht nur in «grauer Vorzeit». In diesem italienischen Restaurant an der 114. Strasse wurde am 22. Dezember 2003 der Mafioso Albert Circelli während eines Streits über eine Gesangsdarbietung von Louis Barone erschossen. Er erhielt 15 Jahre Gefängnis. Rao's ist aus einem weiteren Grund berühmt: Es ist fast unmöglich, einen Tisch zu reservieren, weshalb es schon als «New Yorks exklusivstes Restaurant» bezeichnet wurde.
An der Adresse 208 Sullivan St. in Manhattan befand sich das Hauptquartier eines besonders exzentrischen Mafioso: Vincent «The Chin» Gigante. Der ehemalige Boss der Gambino-Familie markierte in der Öffentlichkeit gerne den Spinner, etwa indem er mit Bademantel und Pantoffeln herumlief. Deswegen nannte man ihn «The Oddfather». Mehrere «reuige» Mafiosi bestätigten jedoch, dass Gigante zurechnungsfähig war. Er starb 2005 im Gefängnis.
In diesem unscheinbaren Haus in der Lower East Side wuchs der wohl berühmteste New Yorker Mafiaboss auf: Charles «Lucky» Luciano. Geboren wurde er als Salvatore Lucania auf Sizilien, als Kind wanderte er mit seinen Eltern in die USA aus. Er gilt als «Vater» des organisierten Verbrechens in den USA. Lucky Luciano gründete das erste grosse Verbrechersyndikat, in dem die wichtigsten Familien sich nicht mehr bekämpften, sondern das Geschäft unter sich aufteilten. Als Luciano 1936 verhaftet wurde, gab er als Wohnadresse das Haus seiner Kindheit an.
An der Ecke Saratoga und Livonia Avenues in Brownsville im Stadtteil Brooklyn befand sich einst dieser Süsswaren-Laden, geführt von einer älteren Dame namens Rosie Gold. Niemand ahnte, dass hier das geheime Hauptquartier der Murder Inc. befand. Sie war das Killerkommando von Lucky Lucianos Verbrechersyndikat und soll mehrere hundert Morde verübt haben. Der Murder Inc. gehörten Mitglieder der italienischen wie der jüdischen Mafia an.
Wer nach Gräbern von Mafiabossen sucht, wird am ehesten auf diesem katholischen Friedhof im Stadtteil Queens fündig. Hier liegen die sterblichen Überreste einiger der prominentesten Wiseguys von New York, allen voran Lucky Luciano (Bild). Auch Salvatore Maranzano, Vito Genovese und Frank Costello wurden hier begraben. Letzter «Zuzug» war 2002 der «Teflon Don» John Gotti.
Der berühmteste aller Mafia-Filme wurde zu einem beträchtlichen Teil an Schauplätzen in New York gedreht. Eine Schlüsselszene spielt in der Mott Street, die einst zu Little Italy, heute aber zu Chinatown gehört. Haus Nr. 128 diente als Kulisse für Genco, die Tarnfirma von Don Vito Corleone. Als er sie verlässt und schräg vis-à-vis bei einem Händler Früchte kauft, wird der von Marlon Brando gespielte «Pate» von zwei Killern niedergeschossen und schwer verletzt.
Dieser Ausflug führt auf die andere Seite des Hudson River, nach Bloomfield im Staat New Jersey. Hier befindet sich «Holsten's» Eisdiele, in der die mysteriöse Schlussszene der Kultserie «Die Sopranos» gedreht wurde. Wer Glück hat, kann am gleichen Tisch sitzen wie Tony Soprano (James Gandolfini) und seine Familie. Eines erfährt man jedoch nicht: Wie ging es nach dem abrupten Ende weiter? Hat Tony überlebt?